Weihnachtsgeschichte
Weihnachten ist 2020 ein bisschen anders ...

Walter Wemmer erzählt den WOCHE-Lesern eine etwas andere Weihnachtsgeschichte. | Foto: KK
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Walter Wemmer hat als Auto für die "Tellerwäscher" begonnen, war Teil des Kabaretts Simpl, der Kleinen Komödie und hat Texte für Harald Juhnkes und Eddi Arents TV-Hit "Harald & Eddi" verfasst. Der Semriacher Autor ist bekannt für seine spitze Feder. Für die WOCHE-Leser hat der 68-Jährige eine Weihnachtsgeschichte verfasst, die so ist, wie das Jahr 2020 – ein bisschen anders.

"Das Telefon in der Polizeizentrale stand seit einigen Minuten nicht still. Besorgte Anrufer meldeten, dass in einem versteckten Gebäude seit einiger Zeit Licht brannte und die Stimmen mehrerer Personen zu hören waren. Höchst verdächtig in Zeiten von Covid-19, wo es im zwar gelockerten, aber doch verhängten Lockdown verboten war, sich zu größeren Zusammenkünften zu treffen, um keine neuen Coronacluster zu provozieren.

Sofort fuhren mehrere Polizeistreifen zu der gemeldeten Adresse und hörten tatsächlich aus einem beleuchteten Holzgebäude mehrere verschiedene Stimmen, die durcheinander redeten, teilweise sangen und sich offenbar gut unterhielten. Eindeutig eine Corona-Party!
Die Polizei umstellte das Gebäude, andere Beamte traten durch das Holztor und fanden dort gleich sieben Personen ohne Mund-und Nasenschutz auf engstem Raum beieinander stehend vor. Die Polizeibeamten mahnten die Gesellschaft in harschem Ton an, sofort den Mindestabstand von 1,5 Meter zueinander einzuhalten und bestanden darauf, dass alle Personen ihre Gesichter sofort mit einer Schutzmaske bedecken.

Als diese Forderung vollzogen war, zückte der Wortführer der Polizeibeamten seinen amtlichen Notizblock und begann die Personalien aufzunehmen, wie es ihm von höchster Stelle befohlen worden war. Die anwesenden Personen nannten sich Josef, Maria, Kaspar, Melchior, Balthasar und Erzengel. Nur das auf dem Stroh liegenden Kindlein verweigerte die Aussage. Nachdem diese Personen nicht in einem gemeinsamen Haushalt lebten und nicht einmal alle untereinander verwandt waren, drohte nun laut Polizei allen Anwesenden eine Anzeige mit empfindlicher Geldstrafe.
Drei Personen, die sich die „Heiligen 3 Könige“ nannten (wahrscheinlich eine Rapper-Gruppe), bezahlten ihre Strafe sofort in Gold aus ihrer Kassette. Josef und Maria, die obdachlos waren, wurden festgenommen und aufs Revier gebracht. Ob Sie ihr Kindlein behalten dürfen, entscheidet später das Jugendamt. Nur die siebente Person, die sich „Erzengel“ nannte, entzog sich der Amtshandlung, in dem sie einfach davonflog. Sie wurde zur Fahndung ausgeschrieben.

Zurück blieben einsam und verlassen ein Ochse und ein Esel, beleuchtet von einem hellen Stern. Hoffentlich kümmert sich der Aktive Tierschutz um sie. Weihnachten 2020 ist alles irgendwie ein bisschen anders."

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