Grüne fordern Engagement
Altlasten: 44 Verdachtsflächen in GU

Foto: Andreas P. Tauser

In Sachen Natur- und Umweltschutz fordern dieser Tage die Grünen unter den Landtagsabgeordneten Sandra Krautwaschl und Lambert Schönleitner die Landesregierung zu mehr Engagement auf. Der Grund: Nachdem in Schrems erhöhte Werte an mit Blei kontaminierten Bereichen festgestellt wurden, wurde im Oktober 2018 an Umweltlandesrat Anton Lang eine Landtagsanfrage gestellt, um herauszufinden, wie viele Altlasten es gibt und bis wann diese saniert werden. Alleine in Graz-Umgebung werden 44 Verdachtsflächen gemeldet, lautet das Ergebnis. Von den insgesamt 120 Verdachtsflächen in der gesamten Steiermark ist Graz-Umgebung damit trauriger Spitzenreiter (bislang wurden nur die Bezirke Graz-Umgebung, Graz, Bruck-Mürzzuschlag, Leibnitz und die Südoststeiermark flächendeckend erhoben, die restlichen Untersuchungen sollen bis 2020 erfolgen). Zum Vergleich: In Graz wurden 32 Verdachtsflächen und in Leibnitz acht gemeldet.

44 Verdachtsflächen in GU

Unter Verdachtsflächen verstehen sich "abgrenzbare Bereiche von Altablagerungen und Altstandorten, von denen aufgrund früherer Nutzungsformen erhebliche Gefahren für die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt ausgehen können", lässt das Büro des Landesrates Lang auf Nachfrage der WOCHE wissen. Es sind somit bei Altlasten erhebliche Gefährdungen gegeben, es kann jedoch nicht von "Gefahr in Verzug" ausgegangen werden. Gemäß des Altlastensanierungsgesetzes werden Altlasten Prioritäten zugeordnet, wobei 1 für dringenden Sanierungsbedarf und 3 für niedrigen Sanierungsbedarf steht. "Der Zuordnung zu den einzelnen Prioritäten geht eine Gefährdungsabschätzung in Hinblick auf die Auswirkungen der Altlast auf Boden, Luft sowie Grund- und Oberflächenwasser voraus."
Bei Deponien etwa ist das Gefährdungspotenzial abhängig von der Art des Abfalls, der derzeitigen Nutzung, der Nutzung des abströmigen Grundwassers oder auch der hydrogeologischen Verhältnisse.

Zeitpunkt kaum einhaltbar

Bis wann es zur Sanierung kommt, sei nicht abschätzbar. "Eine Sanierung Altlasten bis 2030 ist unabhängig von den nicht vorhandenen Fördermitteln unrealistisch, da österreichweit aber auch im benachbarten Ausland die Kapazität an qualifizierten Ingenieuren zur Planung der Sanierungen/Sicherungen, aber auch Firmen, die die Sanierungen/Sicherungen ausführen können, nicht vorhanden ist", lautet die Antwort. Deshalb fordern die Grünen: "Es braucht definitiv mehr Engagement seitens der Landesregierung."

Information für die Bürger

Aufgrund der Dringlichkeit zur Bewältigung des bestehenden Untersuchungsaufwandes von Verdachtsflächen wurde eine zusätzliche technische Planstelle in der Abteilung 15 geschaffen. Das ermöglicht es der Bevölkerung, vor allem Eigentümer, Gemeinden und Bezirksverwaltungsbehörden, Meldung über Verdachtsflächen zu erhalten.
"Man muss allerdings bedenken, dass die ältesten Altlasten wie Schlackenhalden aus der Metallverarbeitung bereits aus dem Mittelalter stammen, gefolgt von Teerverunreinigungen aus der Teerverarbeitung, die im 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. In den 1960er- und 1970er-Jahren sind es vor allem Altablagerungen und Altstandorte im speziellen chemische Putzereien und Metallverarbeitungsbetriebe, die zu altlastenrelevanten Kontaminationen geführt haben. Die Haftungsfrage muss im Einzelfall juristisch geprüft werden. Grundsätzlich gilt jedoch sowohl im Wasserrecht als auch im Abfallwirtschaftsgesetz das Verursacherprinzip", heißt es aus dem Büro.

Stand in Schrems

Auf die schriftliche Anfrage, wie der Stand der Dinge in Schrems lautet, heißt es, dass im Bereich der Verdachtsflächen Pflanzenproben genommen wurden. Vom Verzehr einiger Gemüsearten wird aufgrund der gemessenen Bleikonzentration abgeraten. 19 Wasserproben hingegen weisen keine Grenzwertüberschreitung auf. Alle Untersuchungen sollen bis Jänner 2020 abgeschlossen sein. "Eine 'Lösung des Problems' ist in Abhängigkeit von den Untersuchungsergebnissen und vor allem der Expositionsabschätzung zu sehen. Hierzu und zur Entwarnung können mangels detaillierter
Untersuchungsergebnisse derzeit noch keine Aussagen getroffen werden", heißt es in der schriftlichen Anfragebeantwortung. 

Wer sich über Altlasten informieren will, kann dies im Altlasten-Portal des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus unter www.altlasten.gv.at tun. Zusätzlich sind dort Details zu den Kontaminationen der einzelnen Altlasten, die Gefährdungsabschätzung sowie die Sanierungsmaßnahmen veröffentlicht.

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