Kleindenkmäler als Zeitzeugen
Bildstöcke und Marterl erzählen Gratkorns Geschichte
Oft unbeachtet am Straßenrand oder gar ganz versteckt stehen Kleindenkmäler wie Bildstöcke und Marterl. Die Pfarre Gratkorn hat diese dank der Unterstützung eines Gemeinderats "gesammelt". Mein Bezirk.at gibt einen Einblick in ein Stück Gratkorner Geschichte.
GRAZ-UMGEBUNG/GRATKORN. Vor Kurzem hat das Land Steiermark ein Förderprogramm für den Erhalt steirischer Kleindenkmäler gestartet. Kapellen, Bildstöcke, Pest- und Grenzsäulen sind in vielen Gemeinden stille Zeitzeugen und liefern geschichtliche Erkenntnisse – viele davon sind, da oft in privater Hand, dem Verfall preisgegeben. Die Gemeinde Gratkorn hat sich bereits seit Längerem diesem wichtigen Erbe angenommen und beschäftigt sich mit den Bildstöcken und Marterln im Gemeindegebiet.
Reicher Schatz in Gratkorn
Maßgeblich daran beteiligt ist auch Gemeinderat Johann Preitler, der sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema auseinandersetzt: "Vor mehr als zehn Jahren ist mir eine Aufstellung der Kapellen und religiösen Kleindenkmäler von P. Clemens Brandtner in die Hände gefallen und mir ist gleich aufgefallen, dass er einige übersehen hatte und dass seit 1980 auch etliches dazugekommen ist und sich verändert hat", schildert Preitler, der von da an begann, das Wissen nach und nach aufzuarbeiten.
Daneben hatte auch Josef Turnsek als ortsansässiger Einsatzleiter der Berg- und Naturwacht bereits 1981, ein entsprechendes Verzeichnis zu erstellen, in dem bereits 42 Objekte verzeichnet waren. "Vor eineinhalb Jahren ist er dann an mich herangetreten, dieses Verzeichnis zu aktualisieren", erinnert sich Preitler. Seitdem ist der Gemeinderat damit beschäftigt, nicht nur die Daten aufzunehmen, sondern auch alles Wissen und alle Geschichten um diese Denkmäler festzuhalten, den momentanen Zustand mit Fotos zu dokumentieren und soweit auftreibbar auch alte Fotos zu integrieren.
Bisher Unentdecktes
Bei seiner Recherche stieß Preitler auch auf viele ältere Denkmäler, die noch nirgends erwähnt worden waren und die kaum jemand in Gratkorn kennt. Darunter etwa der Kalvarienberg "Die sieben Schmerzen Mariens" in der Dult, das Josefsmarterl oder das Marienbild in einer Felsennische. "Erstaunlich viele Menschen haben in den letzten 40 Jahren aus Dankbarkeit oder anderen Motiven Denkmäler geschaffen davon gleich vier vom "größten" Typus: "Kapellen mit Glockenturm", berichtet Johann Preitler.
Am Ende waren es dann mehr als 80 Kleindenkmäler, die nun dokumentiert sind. Und dabei haben viele Menschen ihre Hände im Spiel gehabt. "Sie haben Kleindenkmäler gemeldet und sie mit ihren Geschichten, mit Fotos, aber auch bei den Texten mit Leben erfüllt", bedankt sich der Hobby-Historiker.
Für alle nachlesbar
Die breite Dokumentation wurde nicht nur für Berg- und Naturwacht erstellt, sondern ist online auch auf der Webseite der Pfarre nachlesbar. Hier findet sich sogar für jedes Kleindenkmal eine eigene Seite, die – wiederum unter der Mithilfe vieler Neugieriger und Interessierter laufend ergänzt und aktualisiert werden kann und soll.
Preitler möchte mit dieser Dokumentation auch verhindern, dass eventuell bis dato noch vorhandene aber schon gefährdete Denkmäler verloren gehen. Das ist nämlich unter anderen das Schicksal einer Kapelle aus dem 18. Jahrhundert. "Die meisten dieser Kleindenkmäler sind nämlich von Privatpersonen zumeist auf Privatgrund entstanden. Bei vielen geht aber mit der Zeit und durch Besitzerwechsel jeglicher Bezug dazu verloren und damit auch die Bereitschaft, für den Erhalt zu investieren", erläutert Preitler das Dilemma und nennt den sogenannten "Koglerbildstock" als Beispiel. Diese 1740 beim Wirtschaftshof errichtete Kleindenkmal trägt als einziges in Gratkorn eine Weihnachtsszene als Hauptbild. "Es läuft definitiv Gefahr, verloren zu gehen."
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