Der Wandel des Roland Düringer

Roland Düringer sieht keinen Bruch in seiner Entwicklung, freut sich jedoch über den Wandel in seinem Leben. | Foto: www.lukasbeck.com
  • Roland Düringer sieht keinen Bruch in seiner Entwicklung, freut sich jedoch über den Wandel in seinem Leben.
  • Foto: www.lukasbeck.com
  • hochgeladen von Marion Maier

Sie galten lange als Autoliebhaber. Nun haben Sie sich vom Benzinbruder zum Ökofreak gewandelt. Wie kam es zu dieser Veränderung?
Ich war nie ein Autoliebhaber, ich habe nur viele Autos besessen. Autos gefallen einem, aber die hat man nicht lieb. Ich war nie ein Benzinbruder und ich bin kein Ökofreak. Das ist irgendwo in einer Zeitung gestanden. Ich habe nach wie vor alte Autos und ich habe 20 Motorräder zu Hause stehen, mit denen ich fahre. Also das, was die öffentliche Meinung ist, wie ich mich verwandelt habe, entspricht nicht der Realität.
Es ist aber trotzdem eine Veränderung da.
Ja. Das wäre ja auch das Traurigste auf der Welt, wenn ein Mensch sich nicht verändert und dass man irgendwann am Sterbebett liegt und sagt, ich hab eigentlich nichts verändert, es ist immer alles gleich gewesen, mein Denken, mein Handeln.
Und gab es einen bestimmten Anlass für den Selbstversuch, den Sie am 2. Jänner dieses Jahres begonnen haben?
Nein, ich hab einfach versucht, andere Werkzeuge zu verwenden, und wollte wissen, was das für Wirkung auf mich und auf mein Umfeld hat.
Und welche Wirkung hat es dann auf Sie?
Mittlerweile ist es so, dass ich mit den neuen alten Werkzeugen sehr zufrieden bin, weil mein Leben ruhiger geworden ist und ich mich nicht mehr stressen lassen muss von Mobiltelefonen oder E-Mails. Ich bin dann erreichbar, wenn ich daheim bin und sonst nicht. Ich fahr viel mit dem Zug, lerne Menschen kennen, kann Dinge beobachten, geh viel mehr zu Fuß als früher und beweg mich automatisch mehr. Ich les keine Zeitungen mehr, schau kein Fernsehen und lass keine Informationen an mich ran, weil die für mein Leben meist sinnlos sind. Ich bezahl nicht mehr mit der Bankomatkarte, weil ich auch eine Kontrolle darüber haben will, wie viel Geld ich im Taschl hab und wie viel ich wirklich ausgeben kann. Alles so Dinge, die einem das Gefühl geben, wieder mehr Kontrolle über sich zu haben.
Ist das Experiment jetzt zu Ihrer Lebensweise geworden?
Ja, ich hab versucht, wie das ist, und jetzt weiß ich, dass mir das gut tut, und jetzt lass ich es so.
Und wie reagieren Ihre Freunde von früher, Ihre Frau und Ihre Tochter auf die Umstellung?
Eh gut. Das funktioniert alles gut. Ich bin auf kein Problem gestoßen. Wir bilden uns nur immer ein, dass wir das alles brauchen und dass es ohne diese Dinge nicht geht. Aber es geht sehr gut ohne diese Werkzeuge.
Haben Sie durch Ihre neue Lebensweise neue Kontakte geknüpft?
Ich habe von verschiedensten Menschen viel Post bekommen, aber es ist nicht so, dass ich dadurch jetzt einen neuen Freundeskreis habe. Ich suche keine Gleichgesinnten und keine Anhänger, ich mag das einfach für mich als Erfahrung nehmen.
Haben Sie das Gefühl, dass Sie mit Ihren Programmen Besucher so intensiv erreichen können, dass der eine oder andere eine Lebensumstellung anstrebt?
Nein, da würde ich mich maßlos überschätzen. Zu mir kommen eh die Leute, die ähnlich denken. Einer, der gar nichts anfangen kann mit dem, was ich auf der Bühne sage, wieso sollte der kommen? Wieso sollte er sich was anhören, was er von seiner Überzeugung her vollkommen falsch findet? Das wäre ein Blödsinn.
Also kennen Sie auch niemanden, der sagt, ich finde das ganz toll, was der Herr Düringer macht, ich probier' das jetzt auch?
Nicht dann, wenn er anders tickt, wenn er ein anderes Betriebssystem hat. Wenn er ein ähnliches Betriebssystem hat, kann er sich vielleicht durch manche Dinge inspirieren lassen.
Nach Feldbach werden Sie auch mit dem Zug anreisen?
Ja, mit dem Zug oder mit dem Bus.
Werden Sie von den Fahrgästen dann nicht oft angesprochen oder zumindest angestarrt? Da muss sich ja auch in der Kommunikation sehr viel ändern.
Genau, das ist ganz was anderes. Wenn man öffentlich unterwegs ist oder zu Fuß, dann lernt man Menschen kennen, kann Beobachtungen machen, ist einfach im Leben und präsent. Und wenn man im Auto ist, sitzt man in einem Käfig drinnen und ist abgeschlossen von der Umwelt. Ich bin jetzt viel näher an den Menschen dran.
Und Sie wollen auch näher bei den Menschen sein? Sie freuen sich, wenn Sie angesprochen werden?
Ich werde oft angestarrt, aber nicht angesprochen. Wenn hin und wieder doch, dann sind das meistens sehr angenehme Gespräche.
Was würden Sie in unserer Welt am liebsten verändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?
Unser Denken. Wir haben als Menschen als einzige Spezies die Möglichkeit, über das Leben nachzudenken, und machen uns furchtbar viele Gedanken darüber und zwar immer wieder die gleichen. Die Welt ist aber nicht das, was wir denken. Die Welt ist ganz was anderes.
Und zwar?
Die Welt ist wertfrei. Die Welt ist wie sie ist. Die Welt ist nicht gut und die Welt ist nicht schlecht. Nur unsere Überzeugungen machen manche Dinge gut und manche Dinge schlecht.
Gibt es Worte, die Sie direkt an die Leser richten möchten?
Ja. Wer nicht selbst denkt, wird eines Tages gedacht.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.