Nostalgische Erinnerungen

Ich habe versprochen, über meine Erfahrungen bezüglich der Ausstattung und Einrichtung verschiedener Schulbauten, in denen ich unterrichtet habe, zu berichten.
Vorweg möchte ich ganz allgemein noch bemerken: der/die Lehrer/in bekam einen Dienstort zugewiesen und hatte darauf wenig Einfluss – wenn überhaupt. Da mußten schon gute Gründe vorgebracht werden, um einen anderen Dienstort zu „erwirken“. Ob sich die Maßstäbe der Stellenbesetzung heute geändert haben, kann ich nicht sagen. Geändert hat sich allerdings der Zustand vieler Schulgebäude im Gegensatz zu früher. Das hat auch damit zu tun, dass die kleinen Schulen auf dem Land größtenteils wegrationalisiert wurden.

Die Gründe hiefür sind offensichtlich: es geht - wie immer - um das liebe Geld.
Denn: Schulerhalter sind die Gemeinden und diese sind dafür zuständig, ob etwas angeschafft wird oder nicht. Eine Lehrperson hat darauf keinen Einfluß, auch nicht der Schulleiter. Es ist mir berichtet worden, dass viele Schulen auf dem Land – also in kleineren und somit ärmeren Gemeinden ähnlich ausgestattet waren, wie ich es beschrieben habe. Heutzutage glaube ich, dass sich vieles geändert hat – zum Besten unserer Kinder!

Hier einige Beispiele von früher:
Volksschule: mein erster Dienstort war eine Volksschule in einer kleinen Randgemeinde von Kapfenberg. Das Schulhaus war alt, wenig komfortabel und ohne Turnsaal. Wenn wir Lehrmittel, z.B. Papier für Arbeitsblätter, brauchten, mußten wir bei der Gemeinde darum ansuchen. Wir wurden ständig zum Sparen aufgefordert. Über die Toilette – es gab eine einzige im Parterre, möchte ich mich gar nicht äußern.
Als ich dann in die Stadt versetzt wurde, war es besser. Die Volksschule Kapfenberg-Schirmitzbühel war ein neu erbautes Gebäude, welches auch die Hauptschule beherbergte. Dort hatten wir Lehrer sogar ein eigenes WC! Man stelle sich diesen Luxus einmal vor!
Allerdings kam auch in diesem Haus die Gemeinde ihrer Sorgfaltspflicht nicht immer nach. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Unfall, den mein Mann, ein Physiklehrer, bei einem Versuch im dortigen Physiksaal hatte. DiePropangasleitungen waren nicht gewartet. Die Folge davon war, dass Gas ausströmte und es bei einem Versuch zur Explosion kam. Zum Glück blieben die Kinder alle unverletzt. Doch der Vorfall war in aller Munde! Für meinen Mann war es sehr belastend, diese Art von Publicity durchzustehen! Wie uns dann Kollegen von anderen Schulen – auch von höheren Schulen – mitteilten, waren die Gasleitungen auch bei ihnen nicht überprüft worden!
Mein nächster Dienstort befand sich ebenfalls in Kapfenberg. Wir waren im Erdgeschoss und im Keller einer Volksschule untergebracht. Als unser Schülerstand wuchs, wurden 2 Klassen in eine andere Volksschule disloziert und wir „durften“ zwischen den beiden Schulen hin- und herpendeln. Ohne PKW war dies zeitlich nicht möglich und auch die Stundeneinteilung war schwierig. Für ca. 15 Lehrer hatten wir ein Dienstzimmer mit 8 Sitzplätzen. Die Antwort auf unsere Beschwerde war einfach: es haben nicht alle gleichzeitig frei, daher braucht man nicht für alle einen eigenen Arbeitsplatz!!! Die Konferenzen wurden in einem Klassenzimmer abgehalten. Auch hier gab es keine Lehrertoiletten, auch
kein Toilettenpapier!
Nun könnte man sich fragen, warum wir das alles hingenommen haben? Wir waren "weisungsgebunden" - also "rechtlos"!

Ein weiterer Dienstort befand sich mitten in der Stadt. Er lag zwar in einem eigenen Trakt, jedoch war wieder eine Volksschule im Haus. Den Turnsaal benutzten wir gemeinsam – die wenigen gebührenfreien Parkplätze ebenfalls. Wer Frühdienst hatte, konnte einen Lehrerparkplatz erobern, alle anderen waren im Nachteil. Der Bürgermeister hatte aber keine Nachsicht, wenn wir in der Kurzparkzone von der Stadtpolizei abkassiert wurden!
Es war nicht immer möglich, die vielen Hefte, die man zur Korrektur mitgenommen hatte, quer durch die Stadt zu transportieren.
Für alle Kollegen stand damals auch nur ein einziger PC zur Verfügung! Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen.

Inzwischen hat sich so Manches zum Guten gewendet. Die Anschaffung der Lehrmittel ist kein Problem mehr und die Schulen sind besser ausgestattet als früher. Das kommt natürlich nicht nur den Schülern, sondern auch den Lehrern zugute.

Was allerdings alle weiteren Sparstifte auf dem Sektor „Bildung“ angeht, darüber möchte ich mich hier lieber nicht äußern.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

9 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.