WOCHE-Serie "Mein Handwerk" diesmal mit Seifensiederin Maria Kandl
"Das Seifensieden hat mir der Herrgott eingegeben"
Im Hause Ilzberg 73 wird man begrüßt von einem freundlichen Ehepaar Kandl und einer einnehmenden Melange aus Düften und Gerüchen. Melisse, Kampfer, Anis, Geranie, Johanniskraut, Zitrone. "Das sind die ätherischen Öle", erklärt Maria Kandl und bittet in den geräumigen, wie ein Palmenhaus bewachsenen Wintergarten.
Hier empfängt sie Freunde der Familie ebenso wie Interessenten und Abnehmer ihrer Naturprodukte. "Die Herstellung selbst passiert natürlich nicht hier, sondern in einem eigenen Raum, meiner Seifenküche."
Und dort entstehen aus einer Reihe von Zutaten Seifen von unterschiedlichen Farben und Aromen. "Das hängt eben von den Beigaben ab", erklärt die 66-jährige Pensionistin.
Feinste Mischung
Begonnen wird mit dem Vermischen von Natriumhydroxyd und destilliertem Wasser. Danach wird je nach Rezept Kokos-, Kakao-, Palmöl oder Sheabutter erwärmt und mit der Lauge verrührt. "Jetzt kommen ätherische Öle und zur Farbgebung Kräuter oder Blüten hinzu", erklärt Maria Kandl. Sie betont: "Das Abwiegen und Messen der einzelnen Elemente bedarf absoluter Genauigkeit. Dabei darf mich keiner stören."
Nach dem Verrühren gibt die Seifensiederin die warme Masse in Latex- oder Holzformen. 24 Stunden Abkühlen und Aushärten, Saponifizierung nennt das der Seifenhersteller. "Dann fünf bis sechs Wochen Lagerung", erklärt die ehemalige Gastronomieangestellte. "Weil sonst der PH-Wert nicht stimmt!"
Feinste Auswahl
Auch bei der Wahl der Zutaten und Materialien nimmt Frau Kandl es genau. Blüten, Kräuter, Gräser, und Beeren sammelt sie selbst, zum Teil auf dem eigenen Grundstück. Herr Kandl, ein pensionierter und aber immer noch aktiver Tischler, erzählt: "Mag es Zufall oder Fügung sein, aber seit genau dem Jahr, in dem meine Frau mit dem Seifensieden begonnen hat, wächst in unserem Garten Johanniskraut!"
Die selbst gesammelten, getrockneten und gemahlenen Kräuter könne man in der Qualität nicht mit den gekauften vergleichen, betont Frau Kandl, die bis zu ihrer Pensionierung der gute Geist in der Küche des Gasthofs Gössl in Puch bei Weiz gewesen ist. Und auch von der Nachhaltigkeit ihrer Seifen ist sie überzeugt, seien Naturprodukte doch eine gesunde und wichtige Alternative zu synthetisch hergestellten Körperpflegemitteln.
Man lernt nie aus
Zurück im Wintergarten bei den für den Verkauf fertigen Seifen mit den so unterschiedlichen Formen, Farben und Gerüchen springt Hauskater Hugo auf den Schoß von Maria Kandl. Und die in Ilzberg Aufgewachsene schwärmt: "Das Seifensieden ist schon eine kleine Wissenschaft für sich. Diese Tätigkeit hat mir der Herrgott eingegeben. Aber auch heute noch misslingt mir ab und zu ein Kochgang. Das gehört dazu. Man lernt eben nie aus im Leben."
Zur Person: Maria Kandl
Maria Kandl, Jahrgang 1949
Verheiratet, 2 Kinder, 2 Enkelkinder
Pensionistin
Seit 9 Jahren Seifensiederin
Ilzberg 73
8182 Puch bei Weiz
0664 482 80 82
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