Auch das Kreuzzeichen ist ein Gebet

Die Kirche in Hitzendorf ist für Aurelia Wallum ein zweites Zuhause geworden, hier kennt sie jeden Winkel.
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  • hochgeladen von Edith Ertl

Aurelia Wallum hat für sich alles hinterfragt und ihre Antworten gefunden. Ehrenamtlich übernimmt die 65jährige Aufgaben, die kaum jemand machen will. Sie engagiert sich in der Pfarre, geht zu Alten und Kranken, ist der Jugend ein Vorbild, eine Frau zum Anlehnen, ein Mensch zum Zuhören und ein Christ mit dem Herz am rechten Fleck.

„Ich bin für alle die Reli“, sagt Wallum. Und als solche ist sie wohl auch für alle da. Die gebürtige Ligisterin kam der Liebe wegen nach Hitzendorf und war beruflich eine der ersten Politessen von Graz. „Ich habe bei jedem Wetter den Verkehr geregelt, die kalten Winter von damals gibt es heute nicht“, erinnert sie sich an ihren frostigen Arbeitsplatz, wo bei -27 Grad die Schienen der Straßenbahn mit der Lötlampe aufgetaut werden mussten. Oder an Stoßzeiten bei Tropenhitze, wo die Uniform an ihrer Haut klebte.

In der Pfarre engagierte Sich Reli früh als Begleiter bei den Sternsingern oder ging als Nikolaus. „Als dann ein Mesner gesucht wurde und sich keiner außer mir meldete, hab‘ ich das übernommen“. Es vergeht kaum ein Tag, wo sie nicht in ihrem Gotteshaus ist. Wallum arbeitet im Hintergrund, schmückt die Kirche, richtet die Kerzen, legt die Bänder in die Liederbücher, fungiert als Vorbeterin, gründete den Reli-Chor und hält die Totenwache . „Alles kann ich aus gesundheitlichen Gründen nicht machen, ich tu aber das, was noch geht“. So putzt sie bei jedem Pfarrfest freiwillig die Toilettenwägen mit einer Sorgfalt, als wäre es zur Ehre Gottes.

„Ich bin in einer Keuschler-Familie am Berg aufgewachsen, mein Vater und ich haben alles mit der Seilwinde nach oben bringen müssen. Wir haben nicht viel gehabt und waren trotzdem glücklich“, erinnert sie sich. Mit ihrem früh verstorbenen Mann baute sich Reli eine bescheidene Existenz auf. „Als wir heirateten, hatten wir nicht einmal ein Bett. Wir haben nie einen Urlaub gehabt, wir haben uns alles mit Fleiß erarbeiten müssen, zugefallen ist uns nichts“. Von der Gier nach mehr, teurer, schneller und größer distanziert sich Reli Wallum. „Wir können am Ende unserer Tage nichts mitnehmen. Alles was ich wirklich brauche, das habe ich, ich brauch‘ keinen Reichtum“. Der Glaube aber ist ihr wichtig. „Es kann jeder ausprobieren, wie viel Kraft einem der Glaube gibt“, sagt Wallum, und ergänzt, „auch das Kreuzzeichen ist bereits ein Gebet“.

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