Am Rad sind kaum Vorbilder unterwegs
Gratkorn/Gratwein-Straßengel. Sommerzeit ist Radfahrerzeit. Sobald die Temperaturen nach oben klettern, hat der Drahtesel wieder Saison und wird nicht nur von Sportlern, sondern auch gerne im Alltag genutzt. Als eines der schwächsten Glieder im Straßenverkehr müssen Fahrradfahrer besonders aufpassen. Denn: 7.493 Radfahrer wurden 2017 im Straßenverkehr verletzt, 32 getötet. Es gibt aber auch Radler, die mit einem unachtsamen Verhalten für Schrecksekunden bei Autofahrern sorgen können, wie der WOCHE-Test zeigt.
Drüberfahren verboten
Laut einer Statistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit bleiben österreichweit nur 54,19 Prozent aller Autofahrer mit Vorausblick vor einem ungeregelten Schutzweg (Schutzweg ohne Ampelregelung) stehen, zumindest 30,45 Prozent werden langsamer, 12,7 Prozent lassen den Fußgänger aber gar nicht queren. Wer sich einem Zebrastreifen nun mit Fahrrad nähert und nicht vorhat, abzusteigen, um das Rad zu schieben, sondern einfach drüberfährt, fordert von Pkw-, Lkw- und Motorradfahrern ein noch rascheres Reaktionsvermögen.
"Das schnelle, zackige Hinfahren zu einem Schutzweg ist gefährlich", sagt Gruppeninspektor Herbert Habiger von der Polizeiinspektion Gratwein-Straßengel und fügt hinzu: "Und das Drüberfahren verboten." Ein Schutzweg ist nämlich ausschließlich für das Überqueren der Fahrbahn durch Fußgänger gedacht, sofern er nicht als Radfahrerüberfahrt gekennzeichnet ist. "Bei Kindern funktioniert das Fahrradfahren im Straßenverkehr und auch das Überqueren eines Schutzweges gut. Je älter die Leute werden, desto weniger scheinen sie sich an die Verkehrsregeln, die für Radfahrer gelten, zu halten", sagt er.
Nur ein Vorbild unterwegs
Der WOCHE-Test zeigt: An drei Tagen zu drei unterschiedlichen Zeiträumen (s. Info unten) sind beim Kreisverkehr zwischen Gratwein-Straßengel und Gratkorn von 27 Fahrradfahrern nur fünf vom Sattel gestiegen und haben das Fahrrad über den Zebrastreifen geschoben. Bei einem davon hat sich eine wahre Vorbildfunktion gezeigt, denn dabei handelte es sich (vermutlich) um eine junge Mutter, die mit ihrem Kind zusammen über den Schutzweg gegangen ist. Von den 22 "Überquerern" hatte ein Radfahrer ein Smartphone in der Hand, ein weiterer Kopfhörer auf.
Besser richtig verhalten
Unvernunft und Leichtsinnigkeit, so der Gruppeninspektor, gehen immer häufiger Hand in Hand. "Viele sind ohne Helm unterwegs, schreiben SMS beim Fahren oder benutzen den Gehweg. Wir können strafen. Aber es wäre sehr schön, wenn sich alle am Straßenverkehr Beteiligten richtig verhalten würden."
Kreisverkehr-Analyse:
- Do., 26.7., von 14:30 bis 15:00 Uhr: Anzahl der Radfahrer: 9; 3 sind abgestiegen
- Fr., 27.7., von 10:30 bis 11:00 Uhr: 7; niemand ist abgestiegen
- Mo., 30.7., von 9:30 bis 10:30 Uhr: 11; 2 sind abgestiegen
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