Ein Schlüssel zum Glauben

Das Schlüsselfest im Stift Rein ist das Fest aller Pfarren im Dekanat Rein. | Foto: Höfler
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  • Das Schlüsselfest im Stift Rein ist das Fest aller Pfarren im Dekanat Rein.
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Traditionell findet am Sonntag nach Ostern im Stift Rein das Schlüsselfest statt. Es wird als Dekanatsfest gefeiert, an dem sich alle 14 Pfarren des Dekanats von Frohnleiten bis St. Bartholomä beteiligen. Der Name des Festes geht auf einen kleinen Schlüssel zurück

Eine Anweisung von Papst Sixtus im Jahr 1479 erlaubte, die sonst für das Volk verschlossene Stiftskirche am Weißen Sonntag zu öffnen. In früheren Zeiten stand nämlich das Gotteshaus nur den Mönchen zur Verfügung, während der Volks-Gottesdienst in der heute nicht mehr erhaltenen Georgikapelle vor der Stiftspforte (heute steht dort das Krieger-Denkmal) abgehalten wurde. Diese Gelegenheit ließen sich die Gläubigen nicht entgehen. Zahlreiche Wallfahrer kamen am Weißen Sonntag nach Rein. Zur Erinnerung und als Gnadengabe wurden kleine Schlüsselchen geprägt, die man am Rosenkranz befestigte. Der Ruf der Gnadenschlüssel ging weit über die Region hinaus. Wer es sich leisten konnte, bat den Reiner Abt, ihm ein Schlüsselchen zu schicken. In einer Zeit, wo an Hexen geglaubt wurde und der Ablasshandel blühte, trug man Gnadenschlüssel als Amulette gegen böse Mächte. Schriftstücke in Rein liefern den Nachweis, dass Gnadenschlüssel bis in die italienische Provinz Udine gingen. Sie hatten den Ruf, das Vieh im Stall gesund zu halten und Frauen die Geburtswehen zu erleichtern.

Jeder Gnadenschlüssel trägt die Initialen des jeweiligen Abtes von Rein. Die ersten Schlüsselchen waren aus Gold, spätere aus Silber und weniger edlen Metallen gefertigt. So klein sie auch sind, der Griff zeigt meist das Stiftswappen, das Marienmonogramm, oder beispielsweise den gotischen Kirchturm von Maria Straßengel. Die Anlässe zur Auflegung eines Gnadenschlüssels sind ebenso vielfältig und erinnern etwa an den 900. Geburtstag des Heiligen Bernhard von Clairvaux oder an den Todestag des Salzburger Erzbischofs Eberhard I., der 1164 im Stift Rein starb.

Zuletzt wurde die Sammlung 2010 um eine Neuauflage unter Abt Christian Feurstein († 12. März 2017) erweitert. Anlass war das Gedenken an die Rekonzilierung der Basilika. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Stift von den Nazis beschlagnahmt .65 Jahre nach Abzug der Besatzungsmächte erinnert der Gnadenschlüssel daran, dass der damalige Abt Ernest Kortschak am Bernhardisonntag 1945 wieder die erste Messe in der Basilika feiern konnte.

Ein Schlüssel hat auch einen symbolischen Wert. Der Heilige Petrus wird mit dem Schlüssel dargestellt als Zeichen seiner Vollmacht, den Himmel aufzusperren. Dieser Symbolik folgt auch der Reiner Gnadenschlüssel. Noch immer werden die Schlüsselchen vor ihrem Verkauf im Klosterladen gesegnet. „Mache diese Schlüssel zu Boten deiner Gnade, dass die Herzen aufgeschlossen werden für die Sorgen und Nöte der Menschen, und dass die Kirche offen steht für alle, die Christus nachfolgen“, ist im Segensgebet zu lesen.

Auch der Name „Weißer Sonntag“ geht auf das Mittelalter zurück. Die in der Osternacht Getauften trugen am ersten Sonntag nach Ostern nochmals ihr weißes Taufkleid. Gefeiert wird das Reiner Schlüsselfest heuer am 8. April. Das Hochamt um 10.00 Uhr liest der Administrator von Rein Maximilian Heim. Die musikalische Gestaltung kommt vom Männergesangsverein mit Frauenchor Übelbach unter der Leitung von Judith Adler-Vorraber. Sie dirigiert die von ihr komponierte Missa Brevissima als Uraufführung

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