Erfolgsrezept: Hürden überwinden
Von der Absage in die Selbstständigkeit: Ina Riedler aus Thal startet beruflich durch – mit Handicap.
Thal. Wer um zwei Uhr morgens mitten in St. Pauli von Oliver Knöbel alias Dragqueen Olivia Jones ein Küsschen bekommt, hat schon viel erlebt und ist viel rumgekommen. So wie Ina Riedler. Die leidenschaftliche Städtetouristin ist seit Kurzem selbstständige Unternehmerin. Trotz oder gerade wegen ihres Handicaps. Denn die 22-Jährige ist spastisch gelähmt und seit ihrer Geburt auf den Rollstuhl angewiesen – von Jobabsagen wollte sie nichts mehr wissen, und so hat sie aus ihrer Liebe zu Thal einen Beruf gemacht.
Arbeiten und umsetzen
Verwalten, organisieren und erledigen, das ist Riedlers Welt. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung zur Bürokauffrau war es allerdings schwer für sie, eine fixe Anstellung zu bekommen. "Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, aber keine positive Antwort bekommen", erzählt sie, "und weil ich nicht nichts tun will, habe ich die Idee, mich selbstständig zu machen, dann einfach umgesetzt."
Im Homeoffice tätigt sie allgemeine Bürodienstleistungen, Schreibarbeiten, erstellt und pflegt soziale Medien für Gewerbetreibende.
Erfahren und weitergeben
Auf Opas Traktor-Kippmulde hat Riedler in frühester Kindheit Thal entdeckt. "Er hat mich überall mit hingenommen", sagt sie. "Ich liebe die Gemeinde. Die Liebe ist so groß, dass eigentlich jeder wissen muss, wie schön es hier ist." Dieser Gedanke führte sie zur Grundlage der Homepage "PorThal – Thal von seiner besten Seite" (www.porthal.at) – eine Plattform, um von Veranstaltungstipps und Freizeitangeboten bis zu Betreuungsmöglichkeiten und Betrieben die Gemeinde kennenzulernen. "Die Gemeinde hat mich von Anfang an unterstützt. Ich habe die Idee dem Bürgermeister einfach vorgestellt", verrät Riedler zum Start von "Ina’s Office".
Beraten und motivieren
Rund 20 Unternehmen sind in Riedlers unmittelbarer Umgebung angesiedelt. Sie bekannt zu machen, ist ihr Ziel. "Es gibt Potenzial", sagt sie.
Das PorThal soll erst der Anfang sein, andere Gemeinden, Vereine, öffentliche Einrichtungen oder Betriebe können ihre Dienste in Anspruch nehmen. Gearbeitet wird von zuhause aus, sechs Rechner sind im Dauereinsatz, und Assistenzhund Puma leistet in den Pausen Gesellschaft. "Ich war skeptisch, ob ich die Selbstständigkeit wagen soll. Das Gründerzentrum für Menschen mit Handicap hat mich gut beraten und motiviert", sagt Riedler (Infos dazu siehe unten).
Reisen und entdecken
Die Jungunternehmerin hat keine Scheu, auf Leute zuzugehen, ist kommunikativ und für jeden Spaß zu haben. Für einige Monate hat sie im Verein "DA in der Region" gearbeitet, wo sie unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Lebensumständen kennenlernen konnte. Auch etwas, was zu Riedlers großer Passion, dem Reisen, passt. "Ich will noch viel sehen und viele Menschen kennenlernen. Wenn ich reise, ist das immer ein Abenteuer", sagt sie.
Das hart verdiente Geld wird gespart, Riedler weiß nämlich, dass Erfolg nicht von alleine kommt. "Mal schauen, was daraus wird", sagt sie.
Infos:
Das GründerInnenzentrum chance.at unterstützt Menschen mit Behinderung, die sich als Unternehmer selbstständig machen wollen, und bietet fachliche Beratung, Entscheidungshilfe, Workshops und professionelles Coaching. Auch beim Netzwerken werden Neu-Unternehmer gefördert. Kontakt: Parkring 2, 8074 Grambach-Graz, 0664/32 52 593, office@chance.at, www.chance.at
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