Harte Männer mit feiner Klinge

Heutzutage kaum mehr vorstellbar: die harte Arbeit der Sensenschmiede. Im Sensenwerk Deutschfeistritz kann man sich ein Bild davon machen.
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Unzählige Sensen wurden von 1849 bis 1984 im Sensenwerk Deutschfeistritz produziert. Heute zeugt dort, 20 Kilometer nördlich von Graz, ein Museum von dieser kunstvollen Schwerstarbeit.

Rena Eichberger
Eisensensen sind historisch seit 500 v. Chr. bekannt. Mehr als 60.000 Sensen wurden zu Spitzenjahren des Deutschfeistritzer Sensenwerkes in aller Herren Länder verfrachtet. Doch bis es soweit war, musste jedes einzelne Stück erst einmal zwanzig Arbeitsschritte durchlaufen.

Schwerstarbeit

„Kurz nach drei Uhr in der Früh ging der Lärm los und das ging dann dahin bis 14 Uhr“, erzählt Reinhard Müller, einer der Museumsführer, der nahe der geschichtsträchtigen Produktionsstätte aufgewachsen ist. So idyllisch die gesamte Anlage mit ihren sechs imposanten Wasserrädern heute auch anmutet, so hart war damals die Arbeit. Es war extrem laut, an manchen Stellen sehr heiß, an anderen hingegen feucht und kalt und die Kraft, die ein Sensenschmied aufwenden musste, war gewaltig. Vom Lohn her hat sich die Mühe nur für die Meister rentiert.
So wie das Werk 1849 erbaut und die Anlagen aufgebaut wurden, ist alles noch erhalten und größtenteils voll funktionstüchtig. Die derzeit vier im Einsatz befindlichen freiwilligen Museumsführer berichten auf ihren etwas mehr als einstündigen Runden mit großem Enthusiasmus über die Arbeitsbedingungen, jeden einzelnen Fertigungsschritt, worauf es bei einer guten Sense ankommt, aber auch wie viel Zeit man sich in Relation zu anno dazumal durch den Einsatz heutiger Technik beim Mähen erspart. Für Kinder werden spezielle Führungen angeboten. Zu sehen ist, wie geschmiedet wurde, wie die Klingen nicht nur Schärfe sondern ihr jeweiliges Aussehen bekamen und man hört welches Eisen hier verwendet werden durfte und wie sich bevorstehende Bauernaufstände auf die Produktion auswirkten. Wer dieses einzigartige Industriedenkmal alter Schmiedekunst nicht deutschsprachigen Gästen zeigen möchte, kann auf eine englischsprachige Tour zurückgreifen.

Hammerderrisch

Die Museumsbesucher hören das Schlagen des Hammers auf den Ambos und wissen spätestens dann, was man unter „hammerderrisch“ versteht. Sie gehen unter dem Übelbach hindurch ins Nebengebäude und entdecken den einzigen Arbeitsplatz, den es im gesamten Werk für Frauen gab. Über 400 Jahre lang kam der Sensenproduktion im Rahmen der österreichischen Eisenverarbeitung große Bedeutung zu. Heute erzeugt niemand mehr eine Sense händisch. Zur Pflege und zum Schärfen der Schneide von Sensen greift man allerdings immer noch gern auf die Fertigkeiten kundiger „Dengler“ zurück. Entsprechend groß ist demzufolge der Andrang bei Anlässen wie dem „Altweibersommer“ im Sensenwerk. Wer diese Gelegenheit heuer verpasst hat, kann seiner Sense auf Anfrage trotzdem noch vor der nächsten Mahd eine anständige Schneid´ verpassen lassen. Oder man erlernt vom Sensenmähmeister im Rahmen eines Kurses selbst die hohe Kunst des manuellen Rasenschnittes.

Infobox

Sensenwerk Deutschfeistritz
Deutschfeistritz 21
Tel. 03127/42200
e-mail: anmeldung.sensenwerk@aon.at
Öffnungszeiten: 1. April – 30. Oktober 2016, Montag – Freitag von 14.00 bis 17.00 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 13.00 – 17.00 Uhr.
(Gruppen)Führungen nach Voranmeldung
Nähere Infos zu Eintrittspreisen, dem Kulturverein Sensenwerk und diversen Veranstaltungen: www.sensenwerk.at

Heutzutage kaum mehr vorstellbar: die harte Arbeit der Sensenschmiede. Im Sensenwerk Deutschfeistritz kann man sich ein Bild davon machen.
Franz Binder hat bei der Schließung 1984 das Werk als letzter Sensenschmied verlassen. Heute ist er nur noch als Besucher hier anzutreffen - und auf einem Foto verewigt.
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