Physiotherapie aus Holland

Wenn der Fersensporn schmerzt oder der Rücken krümmer wird, sorgt Frans Mulder für den optimalen Heilungsprozess. Der gebürtige Holländer ist selbstständiger Physiotherapeut in Gratkorn.

WOCHE: Krankengymnastik, Heilpraxis oder Massage? Was ist die Physiotherapie eigentlich?
Frans Mulder: Die Physiotherapie wirkt allen Muskel-, Gelenks- und Haltungsproblemen entgegen, die die Funktionsfähigkeit und die Bewegung des Körpers einschränken. Die Ursachen sind divers und können in jeder Lebensphase des Menschen entstehen. Derartige Probleme können von klassischen Gründen, etwa durch einen Schlaganfall oder einen Unfall, verursacht werden oder bereits bei der Geburt durch eine Schiefstellung vorliegen. Wir Physiotherapeuten beginnen unsere Arbeit mit dem Urteil der Ärzte, dann, wenn die Heilung beginnt.

Spüren Sie eine steigende Nachfrage in den letzten Jahren?
Ja. Vor gut zehn Jahren kannte man die Physiotherapie kaum, wir wurden eher als Masseure angesehen. Heute ist die Wirkung der Physiotherapie besser bekannt. Ich denke, das ist das Ergebnis des Zeitgeistes: Wo früher auf Medikamente gesetzt wurde – was vielleicht auch die Patienten so wollten –, erweitern immer mehr jüngere Ärzte ihre Möglichkeiten. Außerdem hat sich die Technik in den letzten Jahren stark entwickelt. Ich selbst stelle keine Diagnosen, aber es gibt Techniken, die es mir aufgrund meiner Ausbildung bei bestimmten Krankheiten oder Verletzungen erlauben, herauszufinden, wo der Schmerz sitzt. Damit kann ich auch das Wie des Heilungsprozesses genauer festlegen. Seit heuer wende ich auch die Stoßwellentherapie an, die in Holland längst Standard ist.

Gibt es große Unterschiede zwischen Holland und Österreich?
In Österreich werden Physiotherapeuten an Fachhochschulen ausgebildet. Eine eher manuelle Ausbildung. Daran ist nichts falsch, aber ab und an braucht's mehr Power in dem Beruf. In Holland gibt's ein Bachelor- und Mastersystem, das andere Zugänge ermöglicht und auf gezieltere Maßnahmen setzt.

Wie wichtig ist die Harmonie von Körper und Geist in der Genesung?
Ohne das eine geht das andere nicht. Viele Patienten merken, dass sie ein Problem haben, sind sich dessen aber nicht bewusst. Erst, wenn sie aufgeklärt werden und die Problemstelle auch erkannt wird, kann daran richtig gearbeitet werden. Das ist der Moment, an dem die Patienten selbst die Motivation finden, weiterzumachen.