Die Wächterin der Natur

Seit zehn Jahren im Dienst: Als Umweltanwältin ist Ute Pöllinger auch Anfeindungen gewöhnt. | Foto: KK
  • Seit zehn Jahren im Dienst: Als Umweltanwältin ist Ute Pöllinger auch Anfeindungen gewöhnt.
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Sie sind nun seit zehn Jahren Umweltanwältin: Nimmt unser Umweltbewusstsein ab oder zu?
Naja… Es gibt immer weniger Leute, die bereit sind, sich aktiv und persönlich für etwas einzusetzen, was ihren Lebensbereich betrifft, und zu sagen: Das will ich nicht! Es ist eher üblich, sich hinter Behörden, Parteien oder NGOs zu verstecken. Der einzelne traut sich weniger, sich zu positionieren.

Warum?
Vielleicht liegt es an mangelndem Interesse und Selbstvertrauen. Das ist schade, weil gerade Bürger ihre Lebenswelt am besten kennen und viel bewegen können.

Aber es gibt einen Öko-Trend, wie diverse Bio-Produkte zeigen…
Ja, aber das ist eher eine oberflächliche Lifestyle-Entwicklung. Es ist „in“ vegan zu sein. Mit echtem Bewusstsein hat das aber oft wenig zu tun.

Womit beschäftigen Sie sich gerade als Umweltanwältin?
Es läuft eine Umweltverträglichkeitsprüfung für eine Verhüttungsanlage zur Erzaufbereitung in Zeltweg, außerdem sind in der Steiermark einige Windparks geplant, für die Naturschutzverfahren und
UVP laufen …

Präsent waren Sie zuletzt oft als Schützerin der Schwarzen Sulm, an der ja ein Kraftwerk errichtet werden soll: Wie ist die Lage?
Es gibt nach wie vor Stillstand: Die Klage vorm Europäischen Gerichtshof ist anhängig, vor dem Winter wird es keine Entscheidung dazu geben. Ich glaube, dass vor 2016 keine baulichen Schritte gesetzt werden.

Warum zahlt es sich aus, für den Fluss zu kämpfen?
Die Schwarze Sulm ist der am besten erhaltene Wildfuss dieser Kategorie: Es gibt in Österreich keinen schöneren Bach dieser Größe, der so naturnah ist. Das ist ein richtiges Flussjuwel.

Es gibt Leute, die sich denken: Was habe ich davon?
Es gibt auch viele Leute, denen das nicht egal ist, denen es ein Anliegen ist, dass es unberührte Natur gibt. Unabhängig von unserem Mensch-zentrierten Bild braucht es auch Bereiche, wo Natur ist – und sonst nichts.

Was waren Ihre größten Erfolge als Umweltanwältin?
Bei einer Erdgas-Verdichterstation nahe Wildon wird Abwärme, die entsteht, nun nicht in die Atmosphäre entlassen – wie die OMV das wollte – sondern in ein Kraftwerk eingespeist und liefert Strom für 20.000 Haushalte. Ansonsten sind es viele kleine Schritte: Ausgleichsmaßnahmen, wie Teiche, die errichtet werden, von denen die Natur und Tierarten profitieren – etwa bei den Kraftwerken Gössendorf, Kalsdorf und Puntigam.

Nun sind Sie für fünf Jahre wiederbestellt: Haben Sie je gezweifelt, ob Sie sich den Job noch antun?
Ja, sicher. Wenn es viele Anfeindungen gibt und man das Gefühl hat, niemand spricht einem ein Lob aus, denkt man manchmal: Ich mag nicht mehr. Aber dann sieht man, dass viele Leute die Arbeit zu schätzen wissen.

Was haben Sie persönlich dabei gelernt?
Vertrauensseligkeit ist lieb, aber in diesem Job fehl am Platz. Man muss sich massiv abgrenzen gegenüber Einflussnahmen und Einflüsterern.

Sie stehen vielen Männern aus der Wirtschaft und dem Agrarbereich gegenüber: Müssen Sie sich als Frau stärker behaupten?
Ja, vor allem als ich neu war, war das der Fall. Vor mir gab es einen Umweltanwalt: den älteren Herrn Hofrat Oswald – und dann bin ich gekommen: eine Frau Mitte 30. Da haben manche gesagt: Warum schickt er die Sekretärin? Auch heute denken manche Jäger und Landwirte: Mit einer Frau haben sie leichtes Spiel.

Wie war Ihr in Weg in die Umweltanwaltschaft?
Die Position war ausgeschrieben, die Anforderung war ein Jus-Studium. Ich habe Jus und Biologie studiert und davon geträumt, dass ich in meiner Arbeit beide Bereiche verbinden kann.

In Ihrem Alltag: Was tun Sie privat für den Umweltschutz?
Ich habe kein Auto, fahre also mit Öffis und vermeide nach Möglichkeit Flüge. So versuche ich, meinen persönlichen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten.

STECKBRIEF

- geb. am 19.11.1970,
- studierte Jus und Biologie,
- seit 2005 Umweltanwältin des Landes Steiermark, wiederbestellt bis 2020

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