"Rauchfrei in 6 Wochen"
Grazer Psychologin hilft Rauchern beim Aufhören

Laut VIVID-Befragung wollen 51 % der steirischen Raucher mit dem Rauchen aufhören. | Foto: Irina Iriser
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  • Laut VIVID-Befragung wollen 51 % der steirischen Raucher mit dem Rauchen aufhören.
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Mit dem Rauchen aufzuhören ist nicht einfach. Damit es dennoch gelingt, gibt es beim Programm "Rauchfrei in 6 Wochen" und dem "Rauchfrei Telefon" psychologische Unterstützung.

GRAZ/STEIERMARK. Endlich Schluss machen mit dem Qualmen – das nehmen sich viele Rauchende zum Jahreswechsel vor. Doch mit Ende Jänner haben sich viele dieser Neujahrsvorsätze wieder in Rauch aufgelöst. Ein Grund das Aufhören aufzugeben ist dies aber keineswegs, wie Waltraud Posch von VIVID, der in Graz-Jakomini ansässigen Fachstelle für Suchtprävention, klarstellt: "Im Schnitt brauchen Menschen zwei bis drei Anläufe, bis es klappt. Darum sollte man sich auch nicht entmutigen lassen, wenn man nicht gleich beim ersten Mal rauchfrei wird."

Gute Gründe, den Glimmstängel ein für allemal auszudämpfen gibt es viele. So ist das Rauchen nach wie vor weltweit die häufigste vermeidbare Todesursache. Doch: "Bereits 24 Stunden nach der letzten Zigarette sinkt das Risiko für akute Herzanfälle. Nach zwei bis drei Tagen funktionieren Geruchs- und Geschmacksnerven wieder deutlich besser und je länger man rauchfrei bleibt, desto mehr erholt sich der Körper – so dass sich die Wahrscheinlichkeit, Schlaganfälle, Krebs- und Herzerkrankungen zu erleiden, drastisch verringert", erklärt Posch.

Unterstützung beim Aufhören

Um Raucher bei der Entwöhnung zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass Ex-Raucher nicht rückfällig werden, bieten die Österreichische Gesundheitskasse und das Land Steiermark das Seminar "Rauchfrei in 6 Wochen" an. Teilnehmende müssen hierfür lediglich einen Kostenbeitrag von 30 Euro leisten. Findet der Kurs normalerweise in Präsenz statt, musste man in Pandemie-Zeiten ins Online-Format wechseln.

Gesundheitspsychologin leitet das Seminar "Rauchfrei in 6 Wochen". | Foto: Ruprechter-Grofe
  • Gesundheitspsychologin leitet das Seminar "Rauchfrei in 6 Wochen".
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Das Seminar unter der Leitung von Gesundheitspsychologin Petra Ruprechter-Grofe besteht aus sechs Einheiten, die wöchentlich abgehalten werden und jeweils eineinhalb Stunden dauern – mit einer Erfolgsbilanz, die sich durchaus sehen lassen kann. "Zwischen 62 und 70 Prozent der Seminar-Teilnehmer schaffen es, endgültig mit dem Rauchen aufzuhören", freut sich Ruprechter-Grofe und gibt sich überzeugt: "Auch wenn es mit dem Neujahrsvorsatz nicht geklappt hat, ist die bald beginnende Fastenzeit ein super Anreiz. Aber eigentlich gibt es im ganzen Jahr keinen schlechten Zeitpunkt, um das Rauchen sein zu lassen."

Verstehen und Ziele setzen

Zu Beginn ihres Kurses steht stets die Aufklärung – nicht nur über die gesundheitlichen Folgen des Zigarettenkonsums, sondern auch über die Abhängigkeit an sich. "Die psychische Ebene ist dabei von immenser Bedeutung. Denn Tabakentwöhnung funktioniert nicht bloß durch reine Willenskraft", weiß die Expertin. Daher setzt sie im Seminar auf Selbstbeobachtung und Selbstreflexion. So verfassen die Teilnehmer unter anderem ihr persönliches "Rauchprotokoll", um ihre Emotionen und Bedürfnisse besser kennenzulernen. 

"Mir ist es wichtig, am Anfang den Druck rauszunehmen. Es gibt auch Menschen, die schon so lange rauchen, dass für sie sechs Wochen einfach nicht ausreichen – und das ist auch nicht schlimm", so Tabakentwöhnungstherapeutin Ruprechter-Grofe.

Als Strategie hin zum Rauchstopp empfiehlt die Psychologin die sogenannte Schlusspunkt-Methode. Das bedeutet, dass ab einem gewissen Tag mit dem Rauchen endgültig Schluss sein soll. Ruprechter-Grofe: "Für einige Menschen ist es ein großer Erfolg, wenn sie ihre gerauchten Zigaretten von 40 Stück täglich auf 10 Stück reduzieren. Das ist als Zwischenziel auch großartig. Trotzdem sollte das Aufhören immer als endgültiges Ziel festgehalten werden." Der Grund: "Auch wenn das Reduzieren zu Beginn gut funktioniert, kann die Motivation schnell nachlassen. Wenn in stressigen Phasen dann Zigaretten griffbereit liegen, besteht eine große Gefahr, dass Raucher wieder in ihre alten Muster zurückfallen."

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Daher lernen Kursteilnehmer auch, wie sie ohne Zigarette – zum Beispiel mit Atemübungen – Stress bewältigen können. Bei starker körperlicher Abhängigkeit darf selbstverständlich auf Ersatzprodukte wie Kaugummis und Pflaster zurückgegriffen werden, doch die Entwöhnungstherapeutin kennt auch Alternativen: "Milchprodukte, Scharfes und Saures lassen das Rauchverlangen sinken. Wenn man beim ersten Impuls nicht zur Zigarette greift, sondern zu Zitronenwasser oder einem scharfen Kaugummi, hilft das ungemein."

Rauchfrei seit sieben Jahren

Einer der die Entwöhnung dank des Sechs-Wochen-Seminars – damals noch beim ÖGK-Vorgänger GKK – geschafft hat, ist Detlev Scheiber. Bereits seit sieben Jahren ist der heute 55-jährige Geidorfer rauchfrei. Sein Motiv für die Teilnahme am Rauchstopp-Programm beschreibt er so: "Mein Vater ist an einem Herzinfarkt verstorben und ich habe den Entschluss gefasst, dass ich mit 50 Jahren nicht mehr rauchen will." Versuche aufzuhören hatte er bereits mehrere unternommen – erfolglos. "Da habe ich zu mir selbst gesagt: Du brauchst Unterstützung."

Seit rund sieben Jahren ist Detlev Scheiber Nichtraucher. | Foto: Scheiber
  • Seit rund sieben Jahren ist Detlev Scheiber Nichtraucher.
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Besonders eindrücklich war für Scheiber das Reflektieren über das eigene Rauchverhalten. Je intensiver er das getan habe, desto mehr hätten ihn seine inneren Widersprüche gestört: "Also man raucht und weiß ja, dass es schlecht ist und will aufhören – da war das gesetzte Datum für den Rauchstopp so etwas wie eine Erlösung." Seine Gefühlslage an diesem besonderen Tag: "Jetzt ist es soweit, ich darf endlich aufhören."

Was ihm geholfen habe, den Druck zu nehmen? "Ich habe mir bewusst gemacht, sollte ich schwach werden und rauchen, heißt das nicht, dass ich wieder Raucher bin. Dann wäre das ein Unfall, der nicht bedeutet, dass ich wieder anfangen muss", so Scheiber. Nachsatz: "Das ist dann aber eh nie eingetreten." 

Vorsätze und Belohnung

Freilich funktioniert ein Rauchstopp gerade in der Anfangszeit ohne inneren Antrieb nicht (lange gut). Damit die Motivation erhalten bleibt, brauchen die meisten Menschen konkrete Ziele wie etwa: "Ich will ohne Schnaufen auf einen Berg gehen." Oder: "Ich will ein gutes Vorbild für meine Kinder sein." Das ist umso wichtiger, wenn es im persönlichen Umfeld Raucher gibt und die Verführung scheinbar allgegenwärtig bleibt.

Wer mit dem Rauchen aufhört, soll sich selbst belohnen, rät die Psychologin. | Foto: Elina Sazonova / Pexels
  • Wer mit dem Rauchen aufhört, soll sich selbst belohnen, rät die Psychologin.
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Damit das Aufhören nicht nur Verzicht bedeutet und langfristig durchgehalten werden kann, motiviert Petra Ruprechter-Grofe ihre Schützlinge auch zur Selbstbelohnung: "Sich etwas mit dem Geld gönnen, das man normalerweise für Zigaretten ausgegeben hätte, ist eine großartige Möglichkeit, um sich selbst zu bestätigen und das rauchfreie Leben zu genießen."

Nach Ende des Sechs-Wochen-Seminars bleiben ehemalige Raucher übrigens keineswegs sich selbst überlassen. Ihnen stehen beim sogenannten "Rauchfrei Telefon" Gesundheitspsychologen unter der Nummer 0800 810 013 kostenlos beratend zur Seite. Weitere Infos zum Angebot der ÖGK erhalten Aufhörwillige unter 05 0755 151 919 und rauchstopp@oegk.at.

Ob Ruprechter-Grofe jemals selbst geraucht hat, möchte die Psychologin nicht so einfach Preis geben und schmunzelt: "Das verrate ich immer erst in der letzten Einheit des Seminars. Quasi als zusätzlichen Ansporn zum Durchhalten."

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