"Literatur ist weiblich": "Gefragte Frauen" mit Andrea Stift-Laube
Neues Buch und neue Herausforderungen: Die Schriftstellerin Andrea Stift-Laube im WOCHE-Gespräch.
Schreiben ist ihr Leben: Die gebürtige Südsteirerin Andrea Stift-Laube hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und hat sich in Österreich als Schriftstellerin und Publizistin einen Namen gemacht. Mit der WOCHE spricht sie über ihr neuestes Werk, den Job als Herausgeberin der Literaturzeitschrift "Lichtungen" und einen sehr naturnahen Plan B.
WOCHE: Wann haben Sie sich eigentlich für die schreibende Zunft entschieden?
Andrea Stift-Laube: Da war auch ein bisschen Zufall dabei. Ich habe während meines Germanistik- und Sprachwissenschaft-Studiums einige Kurz-Prosa verfasst. Richtig Bewegung in die Sache ist dann durch den Gewinn des Minna-Kautsky-Literaturpreises, ein Wettbewerb für Frauen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Graz, gekommen. Ich habe damals aber nie damit gerechnet, dass meine Einreichung den Sieg davonträgt.
Wie lange hat es gedauert, bis Ihr erstes Buch erschienen ist?
Zunächst sind mit Barbara Frischmuth und Alfred Kolleritsch zwei ganz Große der heimischen Literaturszene auf mich aufmerksam geworden. Ich konnte damals bei der heimischen Literaturzeitschrift "manuskripte" als Redaktionsmitglied arbeiten und nebenbei schreiben. 2007 ist mit "Reben" der erste Erzählungsband erschienen.
Muss man eigentlich die Tatsache ausblenden, dass ein Verlag immer die Möglichkeit hat, ein neues Werk abzulehnen?
Die Zweifel sind auch nach so vielen Jahren nie zur Gänze weg. Das ist wie bei Lampenfieber vor einer Lesung. Umso schöner sind dann im Nachhinein positive Rezensionen. Vor allem als freie Schriftstellerin ist man natürlich dem Risiko der Ablehnung ausgesetzt. Seit ich Kinder habe, war das auch nicht mehr einfach, schließlich ist man dann nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich.
Mittlerweile haben Sie auch wieder eine Anstellung bei der Literaturzeitschrift "Lichtungen" ...
Ich bin 2017 zu den "Lichtungen" gekommen, wo ich sehr viel von Langzeitchef Markus Jaroschka lernen durfte. Als er mich dann gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, als Obfrau zu fungieren, war das eine große Ehre. Die Amtsübergabe hat heuer im Jänner, genau zu meinem Geburtstag, stattgefunden.
Einerseits Schriftstellerin, andererseits Herausgeberin: Wie kann man diese unterschiedlichen Tätigkeiten vereinen?
Es ist gerade die Abwechslung, die mir Spaß macht. Neben der Forcierung eigener Werke ist es mir jetzt umso wichtiger, dass wir die Zeitschrift so gestalten, dass sie wieder vermehrt junge Leser anspricht. Dazu stecken wir mitten in den Planungen einer Spezialausgabe zum 40-jährigen Jubiläum. Mir wird also sicher nicht langweilig (lacht).
Wie steht es denn um den literarischen Nachwuchs?
Es gibt in der Steiermark und auch in Graz viele Talente. Das Umfeld ist auch gut, so gibt es viele Förderungen und Anfangsstipendien. Man wird sehr schnell unterstützt.
Ihr neuestes Buch "Schiff oder Schornstein" ist heuer erschienen. Was steckt dahinter, welche Ideen verfolgen Sie?
Dabei geht es grundsätzlich um unser Gesellschaftssystem, das im Blick auf den Klimawandel und die Ressourcenknappheit zu hinterfragen ist. Ich versuche dabei auch zu zeigen, dass man nicht als Umweltschützer geboren werden muss. Jeder kann etwas tun!
Wie weiblich ist bei uns der Literaturbetrieb?
Bei Texteinreichungen dominieren noch immer die Männer. Sie sind oft einfach selbstbewusster, dafür aber auch weniger selbstkritisch. Sieht man sich die Schriftsteller und Rezensenten an, kann man aber schon sagen, dass Literatur weiblich geprägt ist.
Was erwarten Sie sich vom Kulturjahr 2020 in Graz?
Ich hoffe auf fruchtbringende Kooperationen. Dazu feilen wir auch bei "Lichtungen" an einem speziellen Konzept für dieses spezielle Jahr.
Steckbrief
Geboren am 16. November 1976 in der Südsteiermark.
Stift-Laube lebt in Graz und hat zwei Söhne.
Auszeichnungen: u.a. Literaturförderungspreis Stadt Graz, Rotahorn-Literaturpreis
Bücher: u.a. "Die Stierin", "Wilfert und der Schatten des Klapotetz"
WOCHE-Wordrap
In Graz ... gibt es noch viele unerforschte Ecken.
Mein Lieblingsplatz ... ist der Rosenhain.
Ich schreibe gerne ... daheim und im Zug.
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