Graz Inside
Der Mythos Puch ist immer noch am Leben

- Hinter den Kulissen: Karlheinz Rathkolb mit einem seiner Motorräder.
- Foto: Foto Jörgler
- hochgeladen von Stefan Haller
Geschichte hautnah: Im Puch-Museum sind Fahrzeuge aus über einem Jahrhundert ausgestellt.
Die Grazer Geschichte der vergangenen 100 Jahre ist unweigerlich mit dem Namen Johann Puch verbunden. Wer kennt sie nicht, die klassischen Puch-Fahrräder oder das kultige Maxi-Moped? Ohne Puch würde es aber auch die Firma Magna in Graz nicht geben. Bestaunen kann man das Lebenswerk von Johann Puch im gleichnamigen Museum in der Puchstraße. Die WOCHE durfte einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Ein Stück Geschichte
Über 1.000 Ausstellungsstücke sind im Puch-Museum zu bestaunen, vom Kinderfahrrad bis hin zum Noriker Klein-Lkw, von hundert Jahre alten Fahrrädern bis hin zu modernen Autos der Marken Mercedes, BMW oder Jaguar. "Jedes der hier präsentierten Stücke hat einen Bezug zu Johann Puch. Die modernen, von der Firma Magna produzierten Autoteile natürlich ebenso, schließlich hat Magna die Firma Puch im Jahr 1999 gekauft", erklärt Karlheinz Rathkolb, Leiter des Puch-Museums. Wer ins Puch-Museum kommt, erlebt neben motorisierten Kostbarkeiten und historischen Fahrrädern auch unweigerlich eine Geschichtestunde. Rathkolb berichtet: "Johann Puch kam 1886 nach Graz, baute 1901 seine ersten Motoren und 1904 sein erstes Auto. Er hat die Motorisierung in die Steiermark gebracht."
Das Mädchen für alles
Rathkolb selbst ist seit 16 Jahren, also seit der Eröffnung des Museums im Rahmen des Kulturjahres Graz 2003, von Freitag bis Sonntag im Puch-Museum anzutreffen. "Ich bin quasi das Mädchen für alles hier: Obmann des Vereins, der das Haus führt, Museums-Leiter, Kurator, aber auch Reinigungskraft – schließlich haben wir kein Budget, um dafür extra jemanden anzustellen." Alle Ausstellungsstücke, die ausschließlich Leihgaben sind, müssen außerdem gewartet, geschmiert und bewegt werden, wie Rathkolb berichtet: "Stehschäden sind intensiver, als wenn die Fahrzeuge genutzt werden würden – wir schieben also regelmäßig alle Fahrzeuge durch die Halle."

Wertvolle Schmuckstücke
Dadurch sind die Fahrzeuge laut Rathkolb auch allesamt voll funktionstüchtig: "Einfach eine Nummerntafel rauf und man könnte mit allen Motorrädern, Mopeds und Autos auf die Straße." Durch die gute Erhaltung sind die Exponate auch besonders wertvoll, wie der Puch-Experte erklärt: "Einzelne Stücke, wie ein Puch-Motorrad mit 800 Kubik, von dem es nur 25 Stück gibt, da Hitler es verbieten ließ, um so starke Motorräder nur mehr in Deutschland produzieren zu lassen, haben einen Wert deutlich im sechsstelligen Bereich."
Viele Liebhaber schätzen die Puch-Fahrzeuge auch wegen ihres besonderen Flairs. Rathkolb schwärmt: "Wir haben regelmäßig Jugendliche, die anrufen weil sie unsere Ausstellung sehen wollen, aber auch einen Hotelbesitzer auf einer Südseeinsel, der seine Gäste nur auf Maxis durchs Hotel fahren lässt und bei uns um Ersatzteile anfragt. Puch bewegt wirklich die verschiedensten Generationen."
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