Die vielen Gesichter von St. Georg

- hochgeladen von rena eichberger
Von der keltischen Ritualstelle bis zu dem stattlichen baulichen und geistigen Zentrum, das die Georgskirche in Adriach heute darstellt, hat das Gotteshaus – eines der ältesten des Landes – einige Veränderungen und Herausforderungen überstanden.
FROHNLEITEN. Wer sich dem Kirchturm von Adriach nähert, wird von einem spätgotischen Bau empfangen. Doch der erste Eindruck täuscht. Dem Auge des Betrachters enthüllt das Gebäude beim oberflächlichen Hinsehen lediglich sein jüngstes Gesicht. Im Inneren zeigt sich ein bunter Mix der verschiedensten Stile, der von der Jahrhunderte alten Geschichte und einer Reihe von Neu-, Um- und Anbauten zeugt. Um den Ursprüngen der dem Hl. Georg gewidmeten Kirche auf den Grund zu gehen, muss man sich in den Untergrund begeben. Hinter dem Hochaltar führen Stufen hinab zu deren Anfängen.
Wertvolles Geschenk
Südwestlich des Marktes Frohnleiten, wo einst Kelten und Römer ihre Kultstätten hatten, ließen die Eppensteiner eine romanische Saalkirche errichten. Zwischen 1060 und 1076 wurde sie als eigenständige Pfarre mit Filialkirchen geführt. Ihre Hochblüte als Wallfahrtskirche erlebte sie mit der damals angebauten Aloisiuskapelle zweifellos im 18. Jahrhundert. Von den Besuchen und der Dankbarkeit der Kaiserin Maria Theresia zeugt heute noch deren großzügiges Geschenk – ein kostbarer Ornat. Dieser ist zum Teil noch original erhalten, die anderen Teile wurden sorgfältig renoviert.
Archäologische Funde
Unter Kaiser Joseph II. wurde die Pfarre Adriach aufgehoben. Drei lokale Bauern bekamen 1787 bei einer öffentlichen Versteigerung den Zuschlag und retteten so den Bau vor der Zerstörung. Später ging dieser in den Besitz der Gemeinde über, die seitdem für die Erhaltung aufzukommen hat. Von 1978 – 1985 fand eine umfassende Restaurierung mithilfe des Bundesdenkmalamts statt. Im Zuge der statischen Untersuchungen fand man die Überreste der älteren Kirchenbauten. Unter dem Niveau des Fußbodens liegt die romanische Krypta, die über die Treppen hinter dem Altar zugänglich ist.
Wer bei der Besichtigung auf einen kundigen Führer setzt, der wird von Karl Grabenhofer bestens betreut. Der 90jährige Organist und Mesner ist seit 70 Jahren hier in Amt und Würden. Er nennt Zahlen, Daten und Fakten sämtlicher An- und Umbauten, kennt jeden einzelnen Heiligen beim Namen und verrät, wo der Besucher die „Frau in steirischer Tracht“ findet.
Infokasten:
Romanische Saalkirche: um 1000 – 1050
Frühgotischer Erweiterungsbau mit Chorturm: gegen 1285
Gotische Erweiterung und Ausbau zur Wehrkirche: um 1350 und 1512
Barockisierung: um 1750
Umfassende Restaurierung: 1978 – 1985
Führungen: Karl Grabenhofer, Tel. 03126/2797


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