In die Berg ist sie gern: "Gefragte Frauen" mit Gudrun Kreuzwirth

Gut gerüstet: Von schlechten Wetterbedingungen lässt sich Gudrun Kreuzwirth nicht abhalten. Allein in der Wintersaison war sie 80 Tage in den Bergen unterwegs. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Gut gerüstet: Von schlechten Wetterbedingungen lässt sich Gudrun Kreuzwirth nicht abhalten. Allein in der Wintersaison war sie 80 Tage in den Bergen unterwegs.
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Gudrun Kreuzwirth ist im Vorstand des Alpenvereins Graz und auch in ihrer Freizeit ganz hoch oben zu finden.

Der Berg ruft! Der Frühling zieht endlich ins Land und mit ihm die Lust, dem stressigen Alltag zu entfliehen und Gipfel zu erklimmen. Die WOCHE hat eine Expertin in Sachen Bergsport getroffen und mit ihr über das Wandern, die Berge Österreichs und persönliche Gratwanderungen gesprochen.

WOCHE: "Der Weg ist das Ziel", heißt es doch so schön. Was macht eine lange Wanderung mit Ihnen?
Gudrun Kreuzwirth: Ich komme zur Ruhe, kann abschalten, mich auf das Wesentliche konzentrieren: Auf den nächsten Schritt, den nächsten Griff oder auf die Jausenpause. Nach einer Tour fühle ich mich zufrieden und glücklich. Auch, wenn ich den Gipfel nicht erreicht habe.

Wann drehen Sie um?
Wenn es gefährlich wird, wenn ich die Situation nicht mehr einschätzen kann oder wenn die Zeit nicht mehr da ist, um sicher nach Hause zu kommen. Und wenn das Bauchgefühl sagt: "Jetzt ist es genug." In solchen Momenten siegt die Vernunft.

Sie üben einen technischen Beruf aus. Ist das Bergsteigen Ihr Ausgleich?
Ja, ich brauche die Bewegung, weil ich doch den ganzen Tag im Büro sitze. Aber auch der Kopf wird gefordert. Hier haben das Bergsteigen und der technische Beruf einiges gemeinsam: Ich muss fokussiert sein und mich auf ein Ziel hinarbeiten. Für mich ist das Bergsteigen eine gute Kombination von Geist und Körper.

Sie sind seit Ihrer Kindheit beim Alpenverein, heute im Vorstand. Was bedeutet er für sie?
Der Alpenverein ist für mich eine Möglichkeit, mich im Freien zu bewegen, mit gleichgesinnten Leuten unterwegs zu sein – nicht nur in den Bergen. Wir betreiben viele andere Projekte auch, wie etwa den Klettergarten in Andritz oder das jährliche Säubern der Murufer.

Der Grazer Alpenverein zählt 19.000 Mitglieder. Das Wandern ist des Österreichers Lust scheinbar auch noch in unserer digitalen Welt?
Wir haben eine starke Jugendgruppe, viele Senioren und Familien. Oft denkt man, die Kinder gehen immer weniger hinaus. Aber ich erkenne einen erfreulichen Trend, nämlich, dass sich auch immer mehr Jugendliche im Freien betätigen. Unsere Berge bieten immer noch eine bessere 3D-Welt als das Smartphone oder der Fernseher.

Sie sind seit zehn Jahren Tourenführerin. Was erwidern Sie einem: "Ich trau mich da nicht hinauf"?
Ich höre dem Teilnehmer zu, frage ihn, warum er Angst hat. Vielleicht ist er einfach müde oder hat keine Kraft mehr. Wichtig ist, ihn ernst zu nehmen. Ich möchte niemanden wirklich überreden, denn wenn jemand Angst hat, dann muss man umdrehen. Aber wenn man die Situation richtig einschätzt und weiß, der Teilnehmer schafft es, dann sollte man ihn motivieren. Denn wenn er die schwierige Stelle überwunden hat, fühlt er sich gut.

Wie lockt man auch Sportmuffel in luftige Höhen?
Indem man ihnen zeigt, wie schön die Natur in all ihren Facetten und zu jeder Jahreszeit sein kann. Und da reicht ein bisschen Bewegung an der frischen Luft. Wenn man zum Beispiel mit der Seilbahn auf den Schöckl fährt und oben einen kleinen Rundgang macht, die Natur beobachtet, an einer Futterstelle für Tiere vorbeikommt, die Vögel zwitschern hört. Ich denke, wenn man da schon bei den Kleinen anfängt und sie dafür begeistert, werden sie erst gar nicht zu Sportmuffeln.

Auf welche weiteren Berge können wir in oder um Graz entwischen?
Ganz schnell ist man natürlich auf dem Schlossberg. Auch der kann eine Herausforderung sein, wenn man über die vielen Stufen hinaufgeht. Was man nicht vergessen darf, ist das Bergland um Graz. Das ist auch "berühmt" als Ersatz zum Klettergebiet um den Gardasee herum, weil es genauso schön liegt und fast noch mehr Routen hat zum Klettern, aber auch zum Wandern und Spazieren, wie etwa die Bärenschützklamm. Allgemein in Österreich haben wir wirklich viel zu bieten, angefangen von kleinen Hügeln bis zu hohen alpinen Bergen.

Der Alpenverein setzt sich unter anderem für Natur- und Umweltschutz ein. Passen wir gut genug auf unsere Berge auf?
Mehr tun kann man natürlich immer. Der Alpenverein gibt die Rahmenbedingungen vor, aber im Grunde ist jeder einzelne von uns gefordert, seinen eigenen Teil beizutragen. Sei es, indem man seinen Müll wieder vom Berg nimmt oder nur auf den markierten Wegen bleibt.

Was lässt Sie Berge versetzen?
Der Zusammenhalt in meiner Familie und im ganzen Freundeskreis. Wenn das alles im Hintergrund funktioniert, wenn man diesen Rückhalt hat, dann stärkt das einen enorm und man kann über sich hinauswachsen und auch spektakuläre Ziele in Angriff nehmen.

WOCHE-WordRap
Frühmorgens... liebe ich den Sonnenaufgang und die Stille.
An Graz mag ich... das quirlige Leben und das Sitzen im Kaffeehaus.
Das Leben ist... wunderschön, abwechslungsreich, ein Abenteuer.

Steckbrief
Geboren am 23. Oktober 1970 in Graz.
Studium der Automatisierungstechnik am FH Campus 02.
Arbeitet seit 1996 bei der AVL.
Seit 2016 zweite Vorsitzende des Alpenvereins Graz.

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