Mit 71 Jahren zum Doktortitel
Nach 43 Jahren schloss Hans-Peter Gangl sein Studium ab. Jetzt schreibt er an der Dissertation.
"Hallo, ich bin der Altstudent", meint Hans-Peter Gangl. Lässig eine Umhängetasche auf der Schulter, so steht er im Eingangsbereich der Technischen Universität. Hinter dem jugendlichen Lächeln des 71-Jährigen verbirgt sich eine ganz besondere Geschichte. Nicht nur, dass er derzeit der älteste Dissertant auf der Hochschule ist. Er hat sich schon vor knapp drei Jahren seinen ganz großen Traum erfüllt: Nach 43 Jahren beendete er 2010 sein Architekturstudium.
Wir ziehen weiter ins Studentenbeisl "Prost". "Es hat sich halt früher nie ergeben, dass ich die Ausbildung fertigmache", sagt er. Zwar inskribierte Gangl schon 1967 in Wien, doch sein Unileben verlief anders als geplant. "Nach fünf Jahren bin ich aus der Hauptstadt weg. Ohne Abschluss, obwohl ich nebenbei schon in Architekturbüros gearbeitet habe", erinnert er sich.
Er kam nach Graz, begann als selbst betitelter "Schmalspuringenieur" in einer Statikfirma zu arbeiten. Die Uni lief nebenbei mit: "Ich habe schon immer etwas gemacht, aber die Zeit fehlte trotzdem. Als die Studiengebühren eingeführt wurden, haben sie mich 2001 zwangsexmatrikuliert."
Ganz losgelassen hat ihn der Gedanke ans Studium aber nie. Dann kam die Pension. "Da bin ich auf die Idee gekommen, dass ich das jetzt endlich abschließe", sagt Gangl. Gesagt, getan. In nur drei Semestern legte er alle fehlenden Prüfungen ab, setzte sich danach an seine Diplomarbeit über außergewöhnliche Holzkonstruktionen. 2010 hatte er das Diplom in der Hand: "Ganz ehrlich, mir ist bei der Sponsion ein Stein vom Herzen gefallen."
Countdown
Direkt danach begann er seine Doktorarbeit zu schreiben. "Ich denke ich werde noch ungefähr zwei Jahre brauchen, dann ist das auch geschafft", sagt Gangl. Tatsächlich ein Haus bauen, das will der Diplomingenieur nicht mehr. "Die Hetzerei in der Berufswelt ist mir einfach zu viel. Ich studiere nur für mich."
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