Junges Graz
Pornografiekompetenz will gelernt sein

Im Zuge der Corona-Krise hat das Thema Pornografie bei Jugendlichen nochmal an Aktualität gewonnen. | Foto: Unsplash/Jeswin Thomas
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Dass Porno nicht gleich Realität ist und Körper- sowie Rollenbilder keinen Druck erzeugen sollen, lehrt die Fachstelle für Burschenarbeit des steiermarkweiten Vereins für Männer und Geschlechterthemen. 

GRAZ. Kostenlose Porno-Seiten, Internet-Werbungen mit pornografischen Inhalten und Begriffe aus Pornos in Liedtexten und Videos: Die seit einigen Jahren fast uneingeschränkte Verfügbarkeit von Pornografie im Internet und immer mehr Bezüge zu Sexualität in der Popkultur haben dazu geführt, dass Jugendliche immer früher, absichtlich oder unfreiwillig, mit sexuell expliziten Inhalten in Berührung kommen. Es ist davon auszugehen, dass das die Bedingungen der sexuellen Sozialisation von jungen Menschen stark beeinflusst.

Beratungsstelle für Männer und Jugendliche

"Diese Inhalte erzeugen bestimmte Rollenbilder. Wenn Pornografie unkritisch konsumiert wird, können also Irritationen oder auch Erwartungen entstehen, die Druck machen und bei Jugendlichen die Frage aufwerfen, ob sie ihre Sexualität auch so leben müssen", erklärt Wenzel Havlovec im Rahmen unserer Serie "Junges Graz". Der Sozialarbeiter arbeitet in der Fachstelle für Burschenarbeit des Vereins für Männer und Geschlechterthemen. Dieser Verein stützt sich in seiner beratenden Tätigkeit für Männer und Jugendliche auf Theorien der kritischen Männerforschung, also die Hinterfragung bestehender Rollenbilder und Geschlechterverhältnisse – Aspekte, die beim Thema Pornografie eine bedeutende Rolle spielen.

"Es besteht großer Gesprächsbedarf zu dem Thema Pornografie bei jungen Burschen."
Wenzel Havlovec

Wenzel Havlovec arbeitet bei der Fachstelle für Burschenarbeit. Er sieht, das Pornografie ein großes Thema bei jungen Männern darstellt. | Foto: Privat
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Ressourcen stärken

In den letzten zwei Jahren, im Zuge der Corona-Krise, habe das Thema Pornografie bei Jugendlichen nochmal an Aktualität gewonnen, weiß Havlovec, denn "Jugendliche verbringen noch mehr Zeit im Internet und hatten aber gleichzeitig weniger Zugang zu wichtigen Ressourcen". Mit Ressourcen sind in diesem Zusammenhang Schule und Jugendzentren, aber auch der Austausch mit Gleichaltrigen gemeint – Plattformen, um über Gesehenes zu sprechen, Fragen zu stellen und zu reflektieren.

Die Fachstelle für Burschenarbeit hat aus diesem Bedarf heraus gemeinsam mit dem LOGO-Jugendmanagement ein Projekt zu Pornografiekompetenz ins Leben gerufen. "Es geht darum, junge Männer darin zu bestärken, einen eigenverantwortlichen Zugang zu Pornografie zu entwickeln, also wie das Gesehene bewertet wird und dass Realität und Porno unterschieden werden", erläutert Havlovec die Idee, die neben einer Social-Media-Kampagne für Jugendliche und der Informationsaufbereitung auf der Website logo.at auch Eltern sowie Multiplikator:innen der Jugendarbeit als zentrale Akteur:innen in den Blick nimmt.

Männlichkeit, Sex und Liebe

Jugendliche nutzen Pornografie häufig, um über Sexualität zu lernen. "Pornos bilden aber oft ein verzerrtes Bild ab – es werden unrealistische Erwartungen an Aussehen und Verhalten erzeugt und häufig steht nur die Lust des Mannes im Zentrum", heißt es in einem Leitfaden für Eltern, der online abrufbar ist und Eltern dazu animieren soll, mit ihren Kindern über Pornografie zu sprechen.

Neben den Online-Materialien zum Thema Pornografiekompetenz leistet die Fachstelle für Burschenarbeit auch im Rahmen von Workshops an Schulen in der ganzen Steiermark wichtige Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen. Der Workshop "Freiräume – Vielfalt leben", der sich an 13- bis 14-jährige Burschen richtet, dreht sich nicht unmittelbar um das Thema Pornografie, behandelt aber Aspekte wie Männlichkeit, Sexualität und Liebe. "Es kristallisiert sich bei diesen Workshops aber immer wieder heraus, dass Pornografie ein Thema ist, bei dem es großen Gesprächsbedarf gibt", verrät Havlovec.

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