Gefragte Frau: Barbara Rosanelli
Sie setzt Graz in Szene

Seit fünf Jahren leitet Barbara Rosanelli die Film Commission Graz, die standesgemäß im Palais Thinnfeld untergebracht ist. | Foto: Foto Jörgler
  • Seit fünf Jahren leitet Barbara Rosanelli die Film Commission Graz, die standesgemäß im Palais Thinnfeld untergebracht ist.
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Wenn Barbara Rosanelli durch Graz flaniert, sieht sie die Landeshauptstadt durch die "Augen" einer Filmkamera, sie ist quasi ständig auf Motivsuche, leitet die Grazerin mit obersteirischen Wurzeln doch die Film Commission Graz. Im Interview mit der WOCHE schildert Rosanelli, was ihr persönlicher Lieblingsdrehort ist, warum sie ständig auf Wohnungssuche ist und welche Rolle Italien in ihrem Leben spielt.

Warum ist Graz als Filmstadt gefragt?
Barbara Rosanelli:
 Einerseits weil es dank der Film Commission Graz nun eine Möglichkeit der Förderung für Filme gibt und Spielfilme werden dort gedreht, wo gefördert wird. Andererseits bietet Graz einfach wahnsinnig viel, hat eine große Motiv-Vielfalt.

Was macht die Film Commission Graz genau?

Wir sind eine Service-und Anlaufstelle für alle, die drehen wollen, egal, ob es ein Musikvideo ist oder ein Werbespot. Wir helfen bei der Motivsuche und den Drehgenehmigungen. Es gibt Workshops für Filmschaffende, besonders junge Drehbuchautoren sind mir ein Anliegen. 

Wie sind Sie in der "Film Commission" gelandet?
Eigentlich habe ich eine Ausbildung zur Maskenbildnerin bei den Bühnen Graz gemacht. Irgendwann habe ich mir gedacht: "Damit würde ich gern zum Film gehen, weil die Theaterstücke haben sich immer wiederholt." Daraufhin bin ich kurzerhand zu einer Filmfirma und habe angeboten, dort die Maske zu machen. Nur deren Antwort war: "Genau das brauchen wir nicht, aber Sie können gern alles Andere machen." Gesagt, getan und dort habe ich dann mehr oder weniger alle Stationen durchlaufen, die es so gibt. Dann habe ich eine Familie gegründet und war relativ lange zu Hause und bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich dorthin nicht mehr zurückfinde.

... und das haben Sie dann aber doch?

Ja, ein Bekannter, der Filmproduzent Klaus Graf, hat mir ein Drehbuch gezeigt und gemeint: "Such mir ein paar Schauplätze in der Steiermark, dann bleibe ich hier, sonst drehe ich den Film in Oberösterreich." Das war mein Stichwort, ich habe mir einen Sport daraus gemacht, geeignete Drehorte zu finden. Während des Drehs haben sie mich ins Team geholt und so ist es dann weitergegangen. Filmschaffende in Österreich kennen sich und empfehlen einander gegenseitig weiter.

Was waren weitere Stationen?
Ich habe für Satel, Constantin Film und die Bavaria gearbeitet – was natürlich auch bedeutet, dass ich extrem viel unterwegs war, Filme passieren ja normalerweise nicht vor der Haustür. Da habe ich mich zurück nach Graz besonnen, schließlich sind wir die zweitgrößte Stadt Österreichs und gemeinsam mit Bürgermeister Siegfried Nagl die Idee zur "Film Commission Graz" geboren. Bis dato gab es so etwas nur in Wien. Nach rund einem Jahr an Vorbereitung habe ich den offiziellen Auftrag der Stadt Graz bekommen, diese Anlaufstelle zu leiten.

Inwiefern sehen Sie Graz durch die "Augen" einer Kamera?
Im Prinzip ist die Motivsuche die Aufgabe des Ausstatters, aber ich werde oft dazu gefragt, weil ich es früher sehr oft gemacht habe. Wenn ich ein Drehbuch lese, habe ich immer schon den Film vor Augen und sehe quasi schon den Schauplatz und die Szene vor mir, insofern muss ich nicht wirklich auf die Suche gehen. Aber es gibt auch Ausnahmen, da kann ich dann einen ordentlichen Ehrgeiz entwickeln, so wurde letztens ein Film gedreht, der auch eine Friedhofszene in Slowenien vorgesehen hätte. Da habe ich so lange gesucht bis ich einen passenden Friedhof gefunden habe.

Und zwar?
In Mariatrost. Den muss man sich anschauen, obwohl ich jeden Tag dort vorbeifahre, hatte ich ihn nicht gekannt. Dieser Friedhof ist märchenhaft, die Gräber liegen in der Wiese, die ganze Anlage ist in Etagen angelegt, herrlich idyllisch.

Gibts Grazer Schauplätze, die besonders beliebt sind?

Die Uni! Die habe ich schon, ich weiß nicht, wie oft für eine Szene "verkauft" - zuletzt war sie ein Auktionshaus in Hamburg für die Serie "The Team". Außerdem bin ich quasi dauerhaft auf Wohnungssuche (lacht). Ganz viele Szenen spielen ja in Häusern und Wohnungen und da geht es ins Private, was auch nicht immer einfach ist.

Welcher ist Ihr Lieblingsschauplatz?
Das Franziskanerviertel. Egal, wo man sitzt, man hat immer eine andere Perspektive, das ist unfassbar schön.

Wenn Sie einen Film drehen würden – Krimi oder Romanze?
Eine Komödie! Ich möchte endlich wieder einmal so richtig herzlich lachen. Das fehlt mir in Kino und Fernsehen.

Für welchen Film schalten Sie den Fernseher ein?

Pfff, das ist schwierig, weil ich schon aus beruflichen Gründen viele Filme anschauen muss. Aber wenn ich mir einen Film aussuche, auf den ich mich auch so richtig freuen kann, dann ist es ein italienischer oder französischer. Diese Filme haben eine andere Handschrift.

Wobei schalten Sie aus?
Es gibt schon extrem viel Schwachsinn, wo ich mir denke: "Ewig leid um das Fördergeld". Wenn ein Film langatmig und langweilig ist, schalte ich ab.

Schwenk ins Private: Vier Kinder und beruflich erfolgreich, wie schafft man das?
Als alle vier da waren, war ich schon eine zeitlang zu Hause, das war möglich und dafür bin ich auch sehr dankbar. Und dann habe ich eine reizende Mutter, die mich mit Freude unterstützt hat.

Rosanelli lässt italienische Wurzeln vermuten, gibts die?
Nein, leider, aber ich liebe Italien. Mein Bruder lebt in Marano und den besuchen wir mindestens einmal im Jahr. Da gibts dann la Dolce vita.

WOCHE-WORDRAP

Mein Lieblingsfilm ist ... "Das Leben ist schön" von Roberto Benigni. Dieser Film ist unfassbar schön.
Ich liebe ... meine Familie, Freunde und Arbeit.
Ich hasse ... schlechte Filme.
Mich beeindruckt ... jeder Schauspieler, der gut spielt.

STECKBRIEF

Geboren am 8. April 1963 in der Veitsch
Verheiratet, zwei Söhne, zwei Töchter
Ausbildung zur Maskenbildnerin bei Kurt Malik, zunächst Arbeit im Schauspielhaus, dann beim Film
Hobbys: Familie, Reisen (besonders nach Italien), Laufen, Theater, Spaziergänge mit dem Hund "Lupa"

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