"Fridays for Future"-Serie
So arbeiten die Grazer Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten
Die Klimakrise ins Bewusstsein der Menschen rücken, die dramatischen Auswirkungen anschaulich machen: Das wollen die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" erreichen. MeinBezirk.at gibt ihnen die Plattform für regelmäßige Gastkommentare. Heute berichten mehrere Vertreterinnen und Vertreter über die Struktur und vor allem über die Motivation.
GRAZ. Man hat schon viel von uns gehört, gesehen und gelesen, aber wie arbeiten wir eigentlich? Was treibt uns an, uns neben Schule oder Uni für Klimagerechtigkeit zu engagieren? Darum soll es in diesem Gastkommentar gehen. Valerie Peer erzählt vorweg einiges über Struktur und Arbeitsweise: "Fridays for Future Graz" gibt es mittlerweile seit ziemlich genau vier Jahren. Am Anfang hatten wir wenig Struktur und keine fixen Arbeitsgruppen. Mittlerweile haben wir mehrere Gruppen, etwa für die Außenkommunikation, die Organisation der Klimastreiks oder auch für die Erstellung dieser Gastkommentare.
Auf diese Art können wir uns die Arbeit untereinander aufteilen. Wir treffen uns regelmäßig online oder vor Ort in Graz, wo wir unser Vorgehen, bevorstehende Aktionen und verschiedene To-Dos besprechen. Um über unsere Aktionen zu informieren, nutzen wir eine Signalgruppe, Instagram und Facebook. Wir haben auch sogenannte Willkommens-Treffen für Interessierte, wo wir uns vorstellen, Fragen beantworten, erklären wie wir strukturiert sind und wie zum Beispiel eine Gruppendiskussionen abläuft (bestimmte Handzeichen sind dabei sehr hilfreich).
"Viel gelernt fürs Leben"
Die aber noch viel entscheidendere Frage ist: Warum machen wir Klimaaktivismus?
Valerie Peer etwa studiert Soziologie und ist seit Mai 2019 Teil von Fridays for Future: "Ich habe schon in den Jahren davor verschiedene klimaaktivistische Aktionen verfolgt, wie die Besetzung im Hambacher Forst 2018 oder die Proteste gegen die Dakota Access Pipeline 2017. Weil ich im Gegensatz zu vielen anderen bei Fridays for Future nicht mehr zur Schule ging, sondern studiert habe, war mir eines besonders wichtig: den jüngeren nichts vorzuschreiben oder zu versuchen den Ton anzugeben, nur weil ich ein bisschen älter war. Stattdessen wollte ich ihnen unterstützend zur Seite stehen. Und so bin ich langsam immer mehr in Fridays for Future hineingewachsen. Für mich ist es wichtig Teil dieser Gruppe zu sein, weil es gegen die Ohnmacht hilft, aber auch weil ich Freundschaften geknüpft und unglaublich viel gelernt habe – auch viel für’s Leben."
"Druck ausüben, Maßnahmen einfordern"
Manauel Kerschbaum unterstreicht dies: "Als mein Bewusstsein über die Klimakrise vor ein paar Jahren stark gestiegen ist, habe ich so gut es geht versucht, meinen eigenen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Ich habe beispielsweise meine Ernährung klimafreundlicher gestaltet, mein Konsumverhalten auf ein Mindestmaß reduziert oder auch möglichst verpackungsarm eingekauft. Somit habe ich vorerst mein Ego befriedigen können – ,ich sei ja nun nicht mehr schuld am Klimawandel‘. Mit der Zeit ist mir aber bewusst geworden, dass das nicht ausreicht. In einer Welt, in der es so viele riesige Konzerne gibt, denen ihre zerstörerischen Auswirkungen auf Menschen und die Erde vollkommen egal sind und rein der Profit im Vordergrund steht, sowie Regierungen, die nicht gewillt sind, die Notbremse zu ziehen und die benötigten Maßnahmen zur Erhaltung unserer Lebensgrundlage umzusetzen, ist es mit dem eigenen bewussten Konsumverhalten nicht getan. Das zu realisieren war für mich der Auslöser, mich klimaaktivistisch engagieren zu wollen und gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten politischen Druck auszuüben und benötigte Maßnahmen einzufordern."
"Die Hoffnung, dass sich etwas ändert"
Julia Cas wiederum erzählt: "Ich war 18 Jahre und in meinem ersten Umweltsystemwissenschaften-Semester als ich zu Fridays For Future kam. Meine Intention war es, mich mit Menschen über die Klimakrise auszutauschen und bei Aktionen mitzuwirken, die das Bewusstsein für den Klimawandel in der Bevölkerung steigern und auch Entscheidungsträger: innen zeigen, dass es interessierte Menschen gibt, die Veränderung wollen und auch fordern. Genau dafür war es dann auch und ist es noch immer der richtige Ort. Damals wusste ich aber nicht, wie viel mir eine Bewegung wie diese noch geben kann: Das Knüpfen von Freundschaften, das Teilen von Kenntnissen und Fähigkeiten untereinander, verstärkte Teamwork-Kompetenzen, Umgang mit Konfliktsituationen, der Austausch mit unglaublich vielen, diversen Menschen und die daraus resultierende Hoffnung, dass sich wirklich etwas ändern wird und dieser Wandel bereits passiert. All das hat dazu beigetragen, dass ich nach zwei Jahren immer noch aktiv bin und es auch noch weiter sein werde."
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