WOCHE-Familienflüsterer
Stark und Positiv ins neue Schuljahr
Noch gibt es viele Unsicherheiten was den immer näherrückenden Schulbeginn betrifft. Familienflüsterer und Psychologe Philip Streit hat Tipps, wie der Neustart gelingt.
Jedes Jahr aufs Neue herausfordernd: Das Ausschlafen wird bald vorbei sein, das sich mehr Zeit zum Faulenzen gönnen auch. Früh aufstehen, regelmäßig die Aufgaben machen, sich auf die Schule vorbereiten und in der Schule mitmachen stehen wieder an. Diese Übergänge fordern SchülerInnen wie auch ihre Eltern. Schulstart bedeutet einfach eine Umstellung, vor allem für Schulanfänger.
Heuer kommen noch die Herausforderungen durch die nach wie vor existente COVID-19-Krise dazu. Müssen die Kinder mit Maske in die Schule gehen oder gar mit Masken in den Klassen sitzen? Gibt es normalen Schulbetrieb? Wird vielleicht doch wieder auf Homeschooling umgestellt? All diese Fragen und Unsicherheiten plagen Eltern und Schüler, denn das Virus ist und bleibt unberechenbar.
Vorsicht, aber nicht dramatisieren
Dazu kommen die Sorgen der Eltern um ihren Arbeitsplatz und davor Belastungen der Arbeit und von Zuhause unter besonderen Bedingungen bewältigen zu müssen. Es heißt vorbereitet zu sein. Das alles erzeugt wie immer Angst. Diese ist grundsätzlich die Energie, die es uns ermöglicht, umsichtig und vorsichtig zu agieren. Wenn wir Eltern allerdings beginnen die Situation zu dramatisieren oder sogar in Verzweiflung und Jammerei ausbrechen, dann ist das Chaos vorprogrammiert. Streit und Auseinandersetzung ebenfalls.
Was es daher braucht sind Klarheit, Zuversicht und Kontinuität. Machen Sie sich daher selbst und auch Ihren Kindern unmissverständlich klar, dass Schule eine Notwendigkeit ist. Nutzen Sie die verbleibende Zeit, um selbst unter unsicheren Bedingungen Beziehung und klare Strukturen für einen erfolgreichen Schulstart zu etablieren.
Tipps
Hier nun einige Tipps für einen gelingenden Schulstart in Zeiten von COVID-19:
1. Halten Sie inne. Gehen Sie als Eltern in sich und überprüfen Sie Ihre eigene Haltung zu den Themen Schule und Lehrpersonal. Am besten ist es, wenn diesen positiv zugewandt sind.
2. Machen Sie sich selbst aber auch Ihren schulpflichtigen Kindern klar, dass Schule ist ein Muss ist und daran kein Weg vorbeiführt.
3. Übermitteln Sie dies Ihrem Kind mit einer dementsprechend klaren und ruhigen Botschaft und blieben Sie bei dieser.
4. Etablieren Sie in den nächsten zwei Wochen die nötigen Strukturen die für den Besuch der Schule üblich sind: Früh aufstehen, frühstücken, Schulsachen am Vorabend einpacken, Aufgabenzeit am Nachmittag, Aufgabenkontrolle und Besprechung mit den Eltern am Abend. Je regelmäßiger und strukturierter desto besser.
5. Nutzen Sie die verbleibende Zeit, um ihren Kindern klar zu machen, dass Sie sie lieben. Festigen Sie die Beziehung und verdeutlichen Sie, dass Sie Ihre Kinder in der Schule unterstützen werden.
6. Suchen Sie am besten auch schon vorab Beziehungen zu den LehrerInnen Ihrer Kinder. Bieten Sie jenen wechselseitig Unterstützung an, um die Schwierigkeiten und Herausforderungen zu meistern. Pflegen Sie auch diese Beziehungen.
7. Sagen Sie Ihren Kindern klar und deutlich, dass obwohl in diesem besonders herausfordernden Schulstart nicht immer alles klar ist, Sie die Situation gemeinsam meistern werden.
8. Entdecken und pflegen Sie ihre eigenen persönlichen Stärken und die Ihrer Kinder.
9. Bleiben Sie bei kleinen Niederlagen und Schwierigkeiten optimistisch. Es öffnet sich immer eine neue Tür. Auch wenn etwas jetzt gerade nicht gelingt heißt das nicht, dass es nie gelingen wird, sondern nur, dass es noch nicht gelungen ist.
Gemeinsam durch wertschätzenden Austausch und mit der nötigen Klarheit entwickeln Sie so die Zuversicht bei sich und Ihren Kindern. Der Schulstart wird gelingen!
Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das auch jetzt für Sie unter 0316/77 43 44 da ist.
Web:www.ikjf.at
Leser-Fragen bitte an: redaktion.graz@woche.at
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