Sternenkind Box
Vorreiterprojekt für Trauerarbeit bei verstorbenen Kindern

Ein österreichweit einzigartiges Projekt: Die Sternenkind Box | Foto: Ganglbaur
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  • Ein österreichweit einzigartiges Projekt: Die Sternenkind Box
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Was es bedeutet, ein Kind zu verlieren, noch bevor es den Weg ins Leben gefunden hat, ist schwer vorstellbar. Um den Schmerz zumindest ein Stück weit zu lindern, wird in steirischen Krankenhäusern nun eine "Sternenkind Box" an betroffene Eltern überreicht. 

Beinahe jede zweite Frau hat die Erfahrung gemacht: Sich vom eigenen Kind verabschieden zu müssen, bevor es im Leben angekommen ist. Eine von ihnen ist die fünffache Sternenkindmama Vera Juriatti, die aus ihrem persönlichen Leid über Jahre Kraft und Antrieb entwickelte, Eltern mit ähnlichen Erfahrungen zur Seite zu stehen. Gemeinsam mit ihrem Mann Rainer Juriatti hat sie die Sternenkind Box zusammengestellt: Enthalten sind Hilfestellungen für Eltern, die vor, während oder nach der Geburt ihr Kind verlieren. 

Leidensdruck der Frauen und Eltern

Das Grazer Ehepaar Juriatti hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit ähnlichen Erfahrungen zu unterstützen. Er, Rainer Juriatti, ist in seiner Freizeit als Sternenkindfotograf zu jeder möglichen und unmöglichen Tageszeit im Einsatz, um Sternenkinder in intimen Momenten mit der Familie abzulichten. Sie, die diplomierte Kinderkrankenschwester und Autorin Vera Juriatti, beschreibt eine Art der Einsamkeit, die Frauen nach solch einem Ereignis umgibt: "Je mehr das Umfeld mit Unverständnis reagiert, desto mehr fangen wir an zu schweigen. Wir gehen damit allein durch die Welt, um andere nicht damit zu belasten oder zu belästigen."

Grazer Ehepaar entwickelt Box

Die Hebamme Eva Sommer beschriebt diese Situation so: "Dass eine Frau, nachdem sie ihr Kind verloren hat, nicht in einen Rückbildungskurs mit anderen Frauen mit erfülltem Kinderwunsch gehen möchte, ist verständlich. Deshalb gibt es Angebote für verwaiste Mütter zur individuellen Einzelrückbildung und Beratung von unserer Seite." Auf solche Angebote wird mitunter in der Box hingewiesen. Initiatorin Vera Juriatti: "Die Box erleichtert es ganz allgemein, meinem Kind einen Platz in unserer Gesellschaft zu geben, beispielsweise wenn wir sie als Bestandteil des Wohnraums integrieren. Es ist ein Dokument, dass mein Kind und wir als Eltern gesehen werden."

Bei der Präsentation der "Sternenkind Box": v.l. Rainer Juriatti (Projekt-Initiator), Eva Sommer (Hebamme), Vera Juriatti (Projekt-Initiatorin), Juliane Bogner-Strauß (Gesundheitslandesrätin), Ursula Molitschnig (Verein Rainbows), Kurt Hohensinner (Jugend-, Familien- und Sozialstadtrat)
  | Foto: Stadt Graz/Fischer
  • Bei der Präsentation der "Sternenkind Box": v.l. Rainer Juriatti (Projekt-Initiator), Eva Sommer (Hebamme), Vera Juriatti (Projekt-Initiatorin), Juliane Bogner-Strauß (Gesundheitslandesrätin), Ursula Molitschnig (Verein Rainbows), Kurt Hohensinner (Jugend-, Familien- und Sozialstadtrat)
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"Mein Sternenkind"

Die Box trägt den Titel "Mein Sternenkind" und soll eine Möglichkeit bieten, darin Erinnerungen an das eigene Sternenkind oder Fotos zu sammeln. In den Stunden nach der "stillen Geburt" und der Zeit nach dem Klinikaufenthalt soll sie in der Trauerarbeit unterstützen: Sie vermittelt professionelle Helfer für individuelle Körperrückbildung wie für Psyche. Auch auf Ansprechpartner für die Trauerarbeit möglicher Geschwister wird hingewiesen. Ursula Molitschnig von Rainbows: "Bei vielen Geschwisterkindern tauchen viele Emotionen wie Angst, Trauer, Ungläubigkeit, Einsamkeit oder Wut auf. Sie fragen sich, ob sie noch fröhlich sein dürfen oder besser sie selbst hätten sterben sollen." Außerdem liegt eine Duft- und Fußabdruckskarte bei sowie eine Liste in Sachen Gedenkorte. Zusätzlich ist das Buch "Die Abwesenheit des Glücks" aus der Feder von Rainer Juriatti zum Selbstkostenpreis beigelegt.

Sternenkind Box von Stadt und Land getragen

Die Box wird mitunter vom Land Steiermark und der Stadt Graz getragen. Auch die Politik zeigt sich betroffen. Familienstadtrat Kurt Hohensinner: "Mit dieser Sternenkind Box wollen wir die Eltern in dieser emotionalen Ausnahmesituation unterstützen. Sie ist von Sternenkind-Eltern für Sternenkind-Eltern konzipiert, soll Trost vermitteln, aber vor allem auch zeigen, das man nicht allein ist." Familienlandesrätin Juliane Bogner Strauß ist stolz, dass die Steiermark mit diesem österreichweit einzigartigen Projekt Frauen wie Paare unterstützt und zeigt sich berührt: "Ein Kind zu verlieren ist das Schmerzhafteste, das Eltern passieren kann. Ich hoffe wirklich, dass mit diesem Vorreiterprojekt ein Signal gesetzt wird und die Stigmatisierung rund um Sternenkinder gelockert wird." 

Tabuthema Tod

Der Tod werde total aus dem Leben verdrängt. Gerade im Fall von Sternenkindern, die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben, sei der Umgang mit dem Sterben noch heikler, sind sich die Präsentierenden  einig.

Vera und Rainer Juriatti waren bereits vor drei Jahren im Gespräch mit der Woche.

Ein österreichweit einzigartiges Projekt: Die Sternenkind Box | Foto: Ganglbaur
Bei der Präsentation der "Sternenkind Box": v.l. Rainer Juriatti (Projekt-Initiator), Eva Sommer (Hebamme), Vera Juriatti (Projekt-Initiatorin), Juliane Bogner-Strauß (Gesundheitslandesrätin), Ursula Molitschnig (Verein Rainbows), Kurt Hohensinner (Jugend-, Familien- und Sozialstadtrat)
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