"Fridays for Future"-Serie
Warum uns Klimaschutz von der Politik so schwer gemacht wird
Die Klimakrise ins Bewusstsein der Menschen rücken, die dramatischen Auswirkungen anschaulich machen: Das wollen die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" erreichen. MeinBezirk.at gibt ihnen die Plattform für regelmäßige Gastkommentare.
GRAZ. Im vierten Teil unserer Serie stellen Selina Schaffenrath und Georg Guttmann die Frage nach Eigen- und politischer Verantwortung – wer kann am meisten im Kampf gegen die Klimakrise bewirken?
Das Thema der Schuldzuschreibung bei der Klimakrise ist meist zwischenmenschlich eine sehr emotionsgeladene Angelegenheit. Auf wen dürfen wir nun mit dem Finger zeigen? Auf mich, weil ich den Flug nach Italien genommen habe? Auf meinen Nachbar, der 40 Minuten mit dem alten Diesel zur Arbeit fährt? Oder doch auf diesen einen Onkel, der nicht auf seine tägliche Portion Fleisch verzichten möchte?
"Nicht jeder kann es sich aussuchen ..."
Gute Fragen, aber einfache Antworten gibt es leider selten. Zum einen ist es Fakt, dass nicht allen Personen die gleichen Ressourcen zur Verfügung stehen - ob Geld, Zeit, klimabezogener Wissensstand oder unterstützendes Umfeld. Doch selbst, wenn man reich an diesen Ressourcen ist, ist ein klimaneutraler Lebensstil unmöglich. Das liegt daran, dass wir auf einen erheblichen Anteil unseres Co2-Fußabdrucks keinen direkten Einfluss haben: Beispielsweise können wir uns meist nicht aussuchen, wie unsere Wohnung geheizt wird oder wie Produkte, die wir kaufen, transportiert wurden. In unserem aktuellen System ist es alles andere als einfach, klimafreundlich zu leben.
- Hat man die Wahl zwischen dem Billigflugangebot für 13 € und Sparschiene für 70 € einfache Strecke nach Italien, ...
- Gibt es nur umständliche Routen, um mit den Öffis zur Arbeit zu gelangen, ...
- Musste der Onkel seine Essgewohnheiten und dessen Auswirkungen auf das Klima nie hinterfragen, weil eine stark fleischhaltige Ernährung als ganz normal angesehen wird, ...
... dann ist es leider oft nicht attraktiv, bewusst und klimafreundlich zu handeln.
Wäre es einfach, würden wir es doch alle tun. Die Spielregeln, welche Klimaschutz und klimafreundliches Handeln attraktiv und leistbar machen, kann nur die Politik einführen. Bisher herrschen großteils nicht zeitgemäße Strukturen vor, die leider oft die klimaschädlicheren Optionen ansprechender und zugänglicher machen.
- Wäre Zugfahren viel günstiger als zu fliegen, ...
- Gäbe es ein ausgeprägteres Netzwerk an öffentlichen Verkehrsmitteln, ...
- Würde Fleisch eher als Luxusprodukt gelten, dessen Preis die schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt sowie den Wert eines Tierlebens wenigstens ansatzweise widerspiegelt, ...
... dann würden unsere Entscheidungen ohne großen Aufwand klimafreundlicher ausfallen.
Genau hierfür gehen wir auf die Straßen und fordern klimagerechte Maßnahmen, darunter auch ein Klimaschutzgesetz. Weil das Problem nicht (nur) mit Eigenverantwortung zu lösen ist, sondern die Politik die Rahmenbedingungen schaffen muss, damit Klimaneutralität kein Umstand, sondern Alltag wird.
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