Der steirische Bischof
"Weihnachten, die Sehnsucht nach dem Licht in der Finsternis"

"Mit Jugendlichen das Evangelium neu buchstabieren" – Wilhelm Krautwaschl im Interview mit Roland Reischl (WOCHE). | Foto: Konstantinov
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  • "Mit Jugendlichen das Evangelium neu buchstabieren" – Wilhelm Krautwaschl im Interview mit Roland Reischl (WOCHE).
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Das Jahr neigt sich dem Ende zu, 2020 vollendet Wilhelm Krautwaschl sein fünftes Jahr als steirischer Diözesanbischof. Grund genug für die WOCHE einmal nachzufragen, wie denn eine erste Bilanz dieser Zeit ausfallen würde:
Bischof Wilhelm Krautwaschl: Sehr gut, die Freude an der Herausforderung ist nicht gewichen, es ist schön, im Dienst für die Menschen da sein zu dürfen. Klar, es gibt Sorgen, es gibt Fragen der Glaubwürdigkeit – aber all das wiegt weniger und das Besondere nicht auf.

Was ist dieses Besondere?
Es gibt eine Sehnsucht der Menschen, sie suchen Hoffnung in den Gesprächen. Man kann diese Sehnsucht nicht immer stillen, aber die Menschen hoffen darauf, dass da jemand kommt, der ihnen eine besondere Botschaft bringt. Ich hoffe, dass ich die Menschen dabei nicht enttäusche. Es sind Unsicherheiten da, ich habe da auch nicht auf alles eine Antwort, ich trage den Herrgott ja auch nicht in der Hosentasche mit mir herum – aber ich kann das Angebot machen: Probiert es doch einmal mit Gott.

Ein Anker für die Menschen?
Wenn ich selbst unsicher bin, woher das auch immer kommt, dann braucht es diesen Anker, der mir sagt: Ich kann das auch aushalten, ich kann was machen daraus. Das ist, was der Glaube macht: Dass ich trotz allem Hoffnung und Zuversicht habe. Das ist für mich die allgemeine Definition von Glaube – die Hoffnung, dass das letzte Wort über mich noch nicht gesprochen ist.

Was fehlt den Menschen?

Man muss das bewusst wahrnehmen, dass vielen die Zuversicht, die Sicherheit abgeht. In einer immer komplexer werdenden Welt dreht sich halt oft vieles nur mehr um mich selbst, um Konsum, alles muss jetzt und gleich erlebt werden. Da ist die Frage, was unsere Botschaft als Christen ist, die nicht vertrösten soll, sondern als eine tatsächliche Möglichkeit, wie ich mit mir und mit dem, wie es mir geht, umgehe.

Ein Blick auf die Diözese: Was hat das 800-Jahr-Jubiläum im letzen Jahr bewirkt?
In erster Linie war es schön. Und das darf man nicht kleinreden, nur weil man das nicht in Zahlen messen kann.  Und wir haben damit begonnen, uns zukunftsfit zu machen. Nicht indem wir alles größer machen, sondern indem wir flexibler auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren können.

Wie reagieren Sie auf junge Menschen, was ist da das Angebot der Kirche?
Wir wollen weg von dem: Wir haben da etwas für euch. Wir wollen die Botschaft Jesu Christi ins Leben der Jugendlichen hineinbringen und mit ihnen gemeinsam gehen. Wir wollen ihnen sagen: Ihr seid die, die mit ihren wachen Augen und Ohren uns helfen, das Evangelium neu zu buchstabieren. Ich war erst kürzlich bei Jugendlichen in Bad Aussee, es ist beeindruckend, wie viele positive Assoziationen sie zu Kirche hatten: Sie gibt Halt, da fühle ich mich daheim, da wird Sehnsucht gestillt und vieles mehr. Das war sehr schön für mich.

Die brennendste Frage unserer Zeit: Was kann die Kirche beim Klimaschutz bewirken?
Wir sind da mit "Religions for future" mittendrin. Wir leben nicht mehr in unseren Mauern und sagen, die Menschen sollen herkommen, wir wollen mit dabei sein. Der Papst lebt das seit vielen Jahren, sieht Ökologie und Soziologie immer gemeinsam.

Eine Parade-Jugendliche: Was denken Sie über Greta Thunberg?
Diese junge Dame hat etwas wachgerufen in der Gesellschaft, was nicht ohne Beachtung sein darf. Ich würde sehr differenzieren, was sie tut und was aus ihr gemacht wird. Sie vertritt ja keine apokalyptischen Ansichten, sie sagt nur: Wenn ich Zukunft haben soll, dann müssen wir jetzt etwas ändern. Und herauskommt oft, dass alles zugrunde geht. Das sagt sie nicht, aber sie eckt an – denn wer will sich schon verändern. Wir werden lernen müssen, uns zu bescheiden, für das große Ganze. Nicht weil ich verzichten muss, sondern weil wir was erreichen wollen.

Themenwechsel: Worüber denkt ein Bischof rund um Weihnachten ganz persönlich nach?
Es fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue, dass wir an diesen Tagen behaupten, dass der Schöpfer der Welt einer von uns geworden ist. Dass ich für diese Botschaft einstehen darf, ist einfach schön. Daran möchte ich möglichst viele teilhaben lassen.

Was ist die Botschaft dieser Weihnachtstage?
Ich brauch in Finsternis, in schwierigen Zeiten ein Licht. Diese Sehnsucht nach diesem Licht gibt es, geben wir dem doch einen Namen: Jesus. Trauen wir uns das zu. Der Papst weist ja auch darauf hin, dass die Krippen in allen Ländern anders aussehen. Das ist auch der Hinweis darauf, dass es nicht nur eine Erinnerung an ein historisches Ereignis vor 2.000 Jahren ist, sondern dass es etwas mit mir und meinem Leben zu tun hat. Diese innerste Geschichte kann Weihnachten nicht genommen werden, auch nicht durch die Hektik davor: Die Finsternis im Leben bleibt nicht, du darfst Hoffnung haben. Das ist die Einladung an die Steirerinnen und Steirer: Lasst euch darauf ein.

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