Corona-Hotline
Zuhören, wenn die Krise zum Dauerzustand wird – das Kriseninterventionsteam im Spezialeinsatz

Empfiehlt den "Kurzurlaub für die Seele": Edwin Benko, Leiter des steirischen Kriseninterventionsteams (KIT). | Foto: KIT
  • Empfiehlt den "Kurzurlaub für die Seele": Edwin Benko, Leiter des steirischen Kriseninterventionsteams (KIT).
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Es waren über 1.000 Telefonate seit Ausbruch der Corona-Krise, viele waren sehr lange, manche davon dauerten bis zu 90 Minuten – das ist die erste Bilanz, die Edwin Benko, Leiter des steirischen Kriseninterventionsteams (KIT) nach dem ersten Monat der Ausgangsbeschränkungen zieht.

Die Corona-Hotline: 0800/500 154

Denn in Zeiten wie diesen haben sich auch die Tätgkeiten des Teams verändert. "Unsere normale Arbeit läuft natürlich weiter, daneben haben wir jetzt unter 0800/500 154 eine Hotline für jene Menschen eingerichtet, die sich mit der Bewältigung der Ausgangsbeschränkungen oder gar einer Quarantäne schwer tun", berichtet Benko. Von 9 bis 21 Uhr sind dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz, erste Anlaufstelle für (fast) alle Probleme: "Denken Sie nicht nach, ob das die richtige Nummer für Ihr Problem ist. Es ist immer die richtige Nummer", lächelt der Krisenexperte. Denn man sehe sich nicht nur als Zuhörer, sondern auch als Drehschreibe. "Wenn wir nicht direkt helfen können, vermitteln wir die Menschen zu den entsprechenden Stellen weiter." Wichtiges Zusatzservice: "Wir rufen dann am nächsten Tag nochmals nach und schauen, ob die Hilfe auch angekommen ist." Niemand solle sich abgeschoben oder allein gelassen fühlen, das ist die Intention dahinter. Ein kleines Team nimmt dabei die Anrufe im ersten Schritt entgegen, rund 50 Teammitglieder in der ganzen Steiermark melden sich dann umgehend.

Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Ängste ...

Unter den Anrufern befinden sich junge ebenso wie ältere Menschen, die Problematiken der Anrufe sind vielfältig. Sehr oft geht es um Einsamkeit, darum, dass man niemanden zum Reden hat. "Das ist besonders hart, weil sich viele das nicht zu sagen trauen", weiß Benko. Dazu kommen finanzielle Sorgen, Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Ängste, Angst vor dem Tod ...
"Wir versuchen dann einmal Verständnis zu schaffen, für Stabilität zu sorgen. Und wir schauen uns dann gemeinsam mit dem Anrufer an, was die nächsten Schritte sein könnten." Oft greift dann die zitierte Drehscheibe, man vermittelt weiter an Juristen, die Arbeiterkammer und andere Organisationen. Zusätzlich ist man auch bei jenen Menschen im Einsatz, die unter psychischen Vorerkrankungen leiden und die sich mit den aktuellen Umständen noch schwerer tun.

Weiter im "Alltags-Einsatz"

Und auch wenn man es in Zeiten von Corona oft vergisst: Auch das Alltagsleben geht weiter – und damit leider auch die Einsätze, die das KIT ohnehin jahraus, jahrein zu leisten hat. Familien, die von plötzlichen Todesfällen, von Suizid betroffen sind, werden auch in diesen Zeiten vor Ort betreut. "Unsere Kolleginnen und Kollegen halten sich da natürlich an alle vorgegebenen Regeln wie etwa den nötigen Abstand." Sondereinsätze gab es in jenen Pflegeheimen, aus denen die Patienten verlegt werden mussten, dort hat man sich sowohl um Angehörige als auch das betroffene Pflegepersonal gekümmert – "dort waren wir aber mit Schutzausrüstungen im Einsatz", beruhigt Benko.

"Kurzurlaub für die Seele"

 Was kann man den Menschen jetzt eigentlich raten? "Corona ist ja nur ein Teil unseres Lebens. Wir müssen uns darauf besinnen, was wir sonst noch alles haben. Es ist die Zeit für Bücher, für CD's, Fotoalben, alles, womit man schöne Erinnerungen verbindet. Das ist Kurzurlaub für die Seele – und den brauchen wir alle immer wieder ganz dringend", rät Benko zur Schaffung von kleinen Oasen und Inseln im täglichen Einerlei.
Letzte Frage: Woher holt sich ein Krisenberater eigentlich seine Kraft in diesen Zeiten? "Wenn am Ende eines Gesprächs der Anrufer sagt: Danke, dass Sie mir zugehört haben, dass Sie Zeit für mich gehabt haben – dann ist das mehr wert als jeder Orden."

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