"Unser Blick geht nach vorne"
Fanboykott, kolportierte neue Schulden, Personalrochaden – bei Sturm gibt‘s auch nach der Saison viel zu besprechen. Die WOCHE traf deshalb Sturm-Präsident Christian Jauk zum Interview.
WOCHE: Herr Präsident, wie fällt Ihr Kurz-Resümee zur abgelaufenen Saison aus?
Christian Jauk: Nüchtern betrachtet haben wir unser Saisonziel mit dem Europacupplatz erreicht. Emotional war die Art und Weise sehr enttäuschend. Die Auftritte im Frühjahr entsprachen sicher nicht den Ansprüchen des SK Sturm.
Auffällig war auch die Unruhe im Umfeld bedingt durch die hohe Personalfluktuation. Plump gefragt, wie viele Leute gehen momentan mit Sturm-Bezügen spazieren?
Veränderung bringt immer Unruhe mit sich und braucht die notwendige Zeit. Vielleicht war die Erwartungshaltung auch einfach zu hoch. Mit den neuen Geschäftsführern Goldbrich und Tscherk haben wir aber Stabilität bekommen, von der wir noch profitieren werden. Die kolportierten Summen, die uns diese Wechsel gekostet haben sollen, sind aber zu hoch, weil Gludovatz und Houben sehr fair waren. Mit Hyballa und Tumani gab es einvernehmliche Lösungen, aber Gerüchte wurden genug in dieser Saison gestreut.
Zurückgetreten ist auch Friedrich Santner als Aufsichtsratsvorsitzender – wie sehr hat Sie das überrascht?
Ein Verbleiben hätte mich aufgrund des nach wie vor sehr guten persönlichen Verhältnisses gefreut. Seine Entscheidung ist zu akzeptieren.
Wer wird sein Amt jetzt übernehmen?
Die Frage der Gewaltenteilung zwischen Aufsichtsrat und Verein wird von vielen als zu kompliziert empfunden, weil wir so und so breit aufgestellt sind. Derzeit haben wir keinen Zeitdruck, weil ich das mitmache.
Auch, dass Sturm neue Schulden hat, wurde zuletzt kolportiert – wie sieht es da aus?
Vor über einem Jahr sind wir mit einer Deckungslücke für diese Saison gestartet, die wir fast schließen konnten, weil wir die Sponsorleistungen auf den höchsten Stand der letzten drei Jahre brachten. Fakt ist, das Sturm schuldenfrei ist. Fakt ist aber auch, dass der Rückgang bei den Zusehern im Frühjahr, ein Wasserschaden im Trainingszentrum, einmalige Abfertigungen und die Vertragsauflösungen über 500.000 Euro im Cashflow gekostet haben.
Europacup-Einnahmen könnte der SK Sturm also gut gebrauchen – ab wann ist die Europa-League eigentlich ein Geschäft?
Immer abhängig vom Gegner – aber im Prinzip ab der letzten Qualirunde ...
Wie haben Sie den Boykott der Fans gesehen?
Als Präsident wünsche ich mir immer die Unterstützung für unsere Mannschaft, gerade in schwierigeren Phasen und besonders für die jungen Spieler war die Situation nicht einfach. Aber die Fans wollten ein Zeichen setzen. Unter den Top-Vier der Bundesliga sind wir am stärksten budgetär vom Fan abhängig. Das muss jeder bei uns verstehen. Platz vier war aber auch keine Katastrophe und daher freue ich mich mit unseren Fans schon auf den Europacup und die neue Saison. Mein Blick geht immer nach vorne.
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