Kinder und der Kreislauf der Angst

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Ihr Kind möchte vor Prüfungen zu Hause bleiben oder bei Schulausflügen nicht mitmachen? Wie kann man Kindern helfen, mit der Angst vor Herausforderungen gut umzugehen?
Dazu einmal grundsätzlich: Angst ist oft ein sehr unangenehmer Erregungszustand, der in uneindeutigen Situationen auftritt: Wenn wir nicht wissen, woher eine Bedrohung kommt. Das ist etwa bei einer schlecht vorbereiteten Prüfung der Fall. Angst ist sinnvoll, um uns zu strukturieren und uns zu aktivieren. Angst gehört zum Leben. Es kommt aber auf die richtige Dosis an. Ein Zuviel lähmt uns, ein Zuwenig macht uns unvorsichtig. So ist es auch bei Prüfungen: Ein bisschen „Bammel“ gehört dazu, um gut zu bestehen.
Wie kommt es aber zu lähmender Prüfungsangst? Zum Erstarren, das es unmöglich macht, sich auf neue Situationen einzulassen? Gründe dafür sind: 1. überzogene Erwartungen und der Drang, alles perfekt zu machen. Das kann durch die Umwelt, etwa die Eltern, stimuliert werden, aber auch vom Kind selbst kommen. 2. Langes Nichtstun, dann Starren auf einen schier unüberwindlichen Berg von Arbeit. Der Teufelskreis der Vermeidung beginnt, man läuft vor den Herausforderungen davon. Die Angst nimmt zu.
Oft haben Eltern dann das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, aber Kinderängste oder Schulängste resultieren meist nicht aus falscher Erziehung. Drei No-gos gibt es:
1. Ängste nicht wegreden, auf Ängste geht man zu und hört zu.
2. Nicht vergleichen: Aussagen wie „Paul hat keine Angst, warum du?“ erzeugen mehr Angst.
3. Stellvertretend die Angst zu lösen, funktioniert nicht. Das kann dazu führen, dass Sie sich von den Ängsten Ihres Kindes tyrannisieren lassen. Sagen Sie Ihrem Kind: „Wir mögen dich und sind besorgt wegen deiner Ängste, lassen uns aber nicht davon tyrannisieren, sondern helfen dir, den Ängsten entgegenzutreten.“

Für den Umgang mit Ängsten
1. Die gute Vorbereitung auf herausfordernde Situationen wie eine Prüfung, ist das Um und Auf. Wenn man den Stoff kann, verschwindet die Uneindeutigkeit und Sicherheit kann Platz greifen.
2. Lassen Sie Ängste immer zu, vermeiden Sie das Bagatellisieren ebenso wie Überfürsorglichkeit. Lassen Sie Ihr Kind erzählen, schmieden vielleicht Pläne.
3. Visualisieren Sie, helfen Sie Ihrem Kind sich vorzustellen wie es da steht, wie es aussieht, wenn es die Situation positiv bewältigt hat.
4. Simulieren Sie, spielen Sie eine Prüfung oder eine herausfordernde Situation in der Familie durch.
5. Helfen Sie Ihrem Kind, zielgerichtet zu arbeiten. Unterteilen Sie große Brocken Arbeit in bewältigbare Portionen.
6. Tauschen Sie sich aus und ermutigen Sie Ihr Kind dazu. Es ist mit seinen Ängsten nicht allein.
7. Etablieren Sie hilfreiche Sätze wie „Ich bin gut vorbereitet“, „Ich gebe mein Bestes“, „Es ist nichts verloren, wenn mal etwas schief geht sondern ein Ansporn für einen Neubeginn“.
8. Etablieren Sie innere Bilder, Symbole und Helfer – etwa das richtige Kleidungsstück, das Kraft gibt.
9. Wenn ein Black-Out droht, entspannen Sie. Lehnen Sie sich zurück, atmen Sie drei Mal tief aus.
10. Ersetzen Sie Gedanken Ihres Kindes wie „Hoffentlich habe ich keine Angst“ durch Gedanken an die positive Bewältigung.


DER EXPERTE

Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage
rund um die Themen Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken: elisabeth.poetler@woche.at

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