Kinderunfälle: Damit es kein nächstes Mal mehr gibt

Rund 30.000 steirische Kinder und Jugendliche verunfallen jährlich und müssen danach im Spital behandelt werden. Einfache Maßnahmen zur Unfallprävention können Leben retten. | Foto: bilderbox
  • Rund 30.000 steirische Kinder und Jugendliche verunfallen jährlich und müssen danach im Spital behandelt werden. Einfache Maßnahmen zur Unfallprävention können Leben retten.
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Die steirischen Spitäler behandeln pro Jahr etwa 30.000 Kinder bis zum 14. Lebensjahr nach Unfällen. Eine strukturierte Erfassung und Analyse der Unfallursachen, wie Sie an der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins "Große schützen Kleine" erfolgt, ermöglicht es, gezielte Präventionsarbeit zu leisten und so einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Kinderunfallzahlen zu leisten.
Das Projekt „Bedside Counseling - Kindersicherheitsberatung im Krankenhaus“ ist ein internationales Good Practice Projekt, das bereits mehrmals an der Kinder- und Jugendchirurgie Graz durchgeführt wurde. Eltern von stationären Patienten werden im ersten Schritt noch während des Krankenhausaufenthalts ihres Kindes zum Unfallhergang befragt. Darauf aufbauend wird ihnen ein persönliches Gespräch zu sinnvollen und effektiven Unfallpräventionsmaßnahmen angeboten. In einem weiteren Schritt werden die Eltern einige Wochen nach dem Unfall zu Verhaltensänderungen bei sich selbst und beim Kind befragt. „Dieses Projekt verfolgt Ziele auf drei Ebenen: die Erhebung der genauen Unfallumstände und deren Analyse, die Verbesserung des Wissensstandes der Eltern und Kinder durch eine dem Alter des Kindes entsprechende Unfallpräventionsberatung und die Effektivitätskontrolle der Beratungsgespräche“, erklärt Holger Till, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz und Präsident von "Große schützen Kleine".

Jüngere Geschwister verunfallen am häufigsten

272 Eltern stationär behandelter Kinder nahmen an der Befragung teil, 75 davon konnten auch für ein Follow-Up-Gespräch einige Wochen nach dem Unfall erreicht werden.
In mehr als sechs von zehn Fällen waren die jüngsten Kinder der Familie vom Unfall betroffen. Beinahe die Hälfte der im Studienzeitraum behandelten stationären Patienten war unter sechs Jahre alt, wobei sich darunter etwas mehr Buben als Mädchen fanden.
Unfallort war in der Hälfte der Fälle der eigene Wohnbereich bzw. der eigene Garten. 60 Prozent der Unfälle standen in Zusammenhang mit dem Gehen, Laufen und Herunterfallen. „Die Befragung nach der Sicherheitssensibilität zuhause zeigte, dass das Interesse für Kinderlaufhilfen, mit denen oftmals Unfälle passieren und von deren Gebrauch wir deshalb abraten, in den letzten Jahren offensichtlich stark zurückgegangen ist. Das Risiko eines Fenstersturzes wird hingegen stark unterschätzt. So hatten nur etwa 25 Prozent der Befragten im eigenen Heim Fenstersicherungen angebracht“, so Peter Spitzer, Leiter des Forschungszentrums für Kinderunfälle. Steckdosensicherungen fanden sich in fast allen Haushalten. Einen Kindernotfallkurs hatten 40 Prozent der Befragten besucht.

Fähigkeiten der Kinder werden überschätzt

Die Befragung der Eltern zeigte außerdem, dass die Kinder in ihren Fähigkeiten und ihrer motorischen Entwicklung oftmals überschätzt werden. „Auch durch „Scheine“ wie Schwimmausweis oder Radfahrprüfung wiegen sich Kinder wie Eltern oftmals in einer trügerischen Sicherheit. Denn es ist entscheidend, dass die Kinder das Gelernte immer wieder üben und so festigen können. In einer anderen Studie haben wir festgestellt, dass bereits ein halbes Jahr nach der Radfahrprüfung zwei von drei Kindern die Rechtsregel nicht mehr richtig anwenden konnten“, so Spitzer.

Eltern jüngerer Unfallopfer besonders offen für Präventionstipps

Die Prävention am Krankenbett macht vor allem bei Eltern von unter Zehnjährigen Kindern Sinn, insbesondere bei Eltern von Kleinkindern. Diese Eltern sind nach einem Unfall ihres Kindes sehr aufnahmebereit für Präventionstipps und setzen Maßnahmen zur Unfallverhütung in weiterer Folge auch zu Hause häufig um. Außerdem werden Eltern von jungen Kindern sehr stark von Schuldvorwürfen geplagt, welche mit einem einfühlsamen Gespräch über den Unfall gelindert werden können.
Insgesamt gaben 56 Prozent der Eltern an, bei sich nach dem Unfall ihres Kindes Verhaltensänderungen festgestellt zu haben. Dabei handelte es sich vor allem um „mehr aufpassen“ und „mehr Unfallangst“. Auch bei einem Viertel der verunfallten Kinder wurde von den Eltern eine Verhaltensänderung angegeben, wobei sie ihre Kinder infolge des Unfalls vor allem als „vorsichtiger“ und „ängstlicher“ beschrieben. Verhaltensveränderungen nach einem Unfall sind also bei Kindern vor allem bis zum Ende des Volksschulalters zu erwarten. Danach hinterlassen Unfälle einen deutlich geringeren Eindruck beim Kind sowie auch bei den Eltern.

Unfälle sind keine Zufälle

Für die Altersgruppe der vier- bis 12-jährigen Kinder wurde an die Eltern ein erweiterter Fragenblock zu den Themen Sicherheit und Risiko gestellt. Mehr als die Hälfte der Eltern stimmten dabei den Aussagen „Unfall ist Pech“ und „Unfall ist nicht vermeidbar“ zu. „Ein Unfall ist aber immer ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren die man, zumindest teilweise, beeinflussen kann. So lässt sich die Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu erleiden mit meist einfachen Sicherheitsmaßnahmen deutlich verringern bzw. kann zumindest die Verletzungsschwere infolge eines Unfalls deutlich abgeschwächt werden, so Till.

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