Verführung ist die Kunst – Graz persönlich mit Veronica Kaup-Hasler

Voller Leidenschaft für die Arbeit: Wenn Intendantin Veronica Kaup-Hasler zu erzählen beginnt, wird ihre Liebe für die Kunst und den "steirischen herbst" deutlich sichtbar. | Foto: geopho.com
  • Voller Leidenschaft für die Arbeit: Wenn Intendantin Veronica Kaup-Hasler zu erzählen beginnt, wird ihre Liebe für die Kunst und den "steirischen herbst" deutlich sichtbar.
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"Fotos werden auch gemacht, na oje, und das nach diesem langen Wochenende", scherzt Veronica Kaup-Hasler, als wir die Intendantin des "steirischen herbstes" am Montagmorgen zum Interview treffen. Letzten Freitag wurde das Festival für zeitgenössische Kunst eröffnet.
Seit 1968 wird Graz damit jährlich für ein paar Wochen zur europäischen Kunstmetropole. "So eine freie künstlerische Szene wie hier gibt es sonst nirgends", schwärmt Kaup-Hasler, deren Geburtsjahr mit dem Geburtsjahr des steirischen herbstes zusammenfällt. Eine Verbindung, die vorprogrammiert scheint.

Herbstliebe

"Ich mache den steirischen herbst heuer zum elften Mal. Ich liebe es, aber nächstes Jahr werde ich es zum letzten Mal machen, weil ich denke, dass es fürs Festival gut ist, wenn es ein neues Kapital gibt." Neue Kapitel hat die gebürtige Dresdnerin selbst schon viele in ihrem Leben aufgeschlagen.
Zunächst zog es sie für das Studium der Theaterwissenschaften nach Wien. Währenddessen schnupperte sie bei Hospitanzen schon erste Theaterluft. "Ich habe im Sommer dann bei Eduscho gearbeitet, in der Telefonzentrale oder beim Versand, um mir die Hospitanzen leisten zu können." Nach dem Studium ging es mit 25 Jahren nach Basel, wo sie als Dramaturgin engagiert wurde. Durch die Wiener Festwochen, die sie mit jungen 27 Jahren leitete, kam sie zurück nach Österreich und begann, sich mehr für die freien Künste zu interessieren.

Tradition und Moderne

"Ich stamme eigentlich aus einem traditionellen Künstlerhaushalt mit einem Schauspieler und einer Sängerin. Meine Eltern wollten eigentlich, dass ich etwas ‚Anständiges‘ studiere wie Jus oder BWL", schmunzelt Kaup-Hasler.
Nach insgesamt 19 Umzügen freut sich die zweifache Mutter, inzwischen in Graz angekommen zu sein. Wenn sie in ihren freien Stunden durch die Altstadt und die Grazer Parks schlendert, macht Kaup-Hasler gerne Halt beim Volksgarten-Pavillon, der sich in diesen "herbstlichen" Wochen zu einem Ort der Begegnung verwandelt. "Dieser Platz hat so viel Potenzial." Mit der sogenannten "Arrival Zone" in und rund um den Pavillon will der steirische herbst einen Austausch zwischen den Bewohnern in dem vielfältigen Bezirk fördern und zu einem angenehmen Verweilen einladen. "Kunst kann das beste Antriebsmittel sein für ein anderes soziales Umgehen miteinander", meint die Intendantin nachdenklich und nimmt noch einen Schluck von ihrem Cappuccino. "Die nächsten Wochen werden intensiv, aber es ist schön, die Resultate von einem Jahr Arbeit zu sehen." Um in diesen Wochen Energie zu tanken, besucht Kaup-Hasler gerne die städtischen Bauernmärkte. "Die sind in Graz einfach unverwechselbar. Ich schau mir in jeder Stadt, wo ich hingehe, die Märkte an, weil sie etwas von der lokalen Kultur erzählen."

Neugier am Leben

Auf diesen lokalen Bezug legt Kaup-Hasler auch beim Festival Wert. "Wir wollen die Bürger aktiv zur Beteiligung einladen. Das ist schließlich das Prinzip von Kunst." So laden viele Workshops und kreative Plätze während der Festwochen zur Partizipation ein. Von Filmprojekten, Kunstinstallationen, Ausstellungen bis hin zu musikalischen Performances und diversen Aufführungen hat der steirische herbst viel und für jeden etwas zu bieten. So meint jedenfalls Kaup-Hasler, dass Kunst für alle Menschen, die eine grundsätzliche Neugierde am Leben an den Tag legen, geschaffen ist. "Das heißt allerdings nicht, dass es nicht auch schlechte Kunst gibt oder Kunst, die man nicht versteht. Manchmal muss man sie aber auch einfach nur hinnehmen und schauen, was sie mit einem macht", so die 48-Jährige. Ihren Job sieht die Intendantin darin, die Brücke zwischen der Kunst und den Menschen zu schlagen. "Kunst soll spannend und kann paradox sein. Ich möchte die Leute dazu verführen, Erfahrungen zu machen." Und um dafür zu sorgen, macht sich die Dame mit dem großen Mantel, dem weißen Schal und den grauen Converse gleich wieder auf den Weg, denn der Herbst hat schließlich erst begonnen.

Steckbrief
Geboren am 16.07.1968, Dresden
Studium der Theaterwissenschaften in Wien
Hat zwei Kinder
1993–1995: Dramaturgin in Basel
1995–2001: Intendanz Wiener Festwochen

WOCHE-Wordrap
Mein Lieblingsort in Graz ist ... der Kaiser-Josef-Markt.
Kunst heißt für mich ... aufregende Erfahrungsräume.
Das letzte Mal laut gelacht habe ich ... ich lache ständig.
Seit 2004: Intendanz steirischer herbst

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