VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel

Foto: Kultum

Kurator: Johannes Rauchenberger / Eija-Liisa Ahtila (FI), François Burland (CH), Julia Bornefld (DE/IT), Guillaume Bruére (FR/DE), Gor Chahal (RU), Marta Deskur (PL), Julius Deutschbauer (AT), Josef Fink (AT), Dorothee Golz (DE/AT), Franz Graf (AT), Julie Hayward (GB/AT), Judith Huemer (AT), Jochen Höller (AT), Lisa Huber (AT), Zenita Komad (AT), Zlatko Kopljar (HR), Nina Kovacheva (BG/FR), Julia Krahn (DE/IT), Shimon Lev (IS), Gerhard Lojen (AT), Alois Neuhold (AT), Adrian Paci (IT/AL), Hannes Priesch (AT), robotlab (DE), Bettina Rheims / Serge Bramly (FR), Keiko Sadakane (DE/JP), Claudia Schink (DE), Valentin Stefanoff (FR/BG), Michael Triegel (DE), Lidwien van de Ven (NL), Mark Wallinger (GB), Daphna Weinstein (IS/AT), Maaria Wirkkala (FI), Johanes Zechner (AT)

Was von Martin Luther bleibt
Was von Martin Luther bis heute bleibt, ist die Übersetzung der Bibel. Seine uneingeholte Sprach- und Bildmacht, seine sprachliche Raffinesse, die vor allem eines wollte: verständlich zu sein, fasziniert bis heute. Sein VOLXsprech zur Heiligen Schrift löste die alte „VULGATA“ ab. Schon dieses Wort erinnert an die Verständlichkeit der Volkssprache, nur war diese Übersetzung des Hl. Hieronymus ins Lateinische damals schon mehr als 1100 Jahre alt. Und man verstand sie nicht mehr, zumindest nicht die einfachen Leute.

Kulturell fremd geworden

500 Jahre nach Martin Luther ist die Bibel zwar in nahezu alle Sprachen übersetzt. Doch im öffentlichen Diskurs ist die Bibel längst wieder fremd geworden, erschöpft sich in Zitaten oder dient zum Widerspruch für die derzeit gültige Welterklärung. Ihre Mythen, ihre Geschichten und Texte decken sich zunehmend weniger mit dem heutigen Leben. Sie werden auch immer weniger erzählt. Das allgemeine Wissen um die Bibel ist wieder erschreckend niedrig. Es nähert sich dem verschwundenen Wissen um Mythen an, die umgekehrt durch neue Medien längst neue „fröhlich Urständ“ feiern.

Und doch: Die biblische Poesie, ihre Matrix, ihr Text über Anfang und Ende, Leben und Liebe, Schuld, Schmerz und Gewalt, Schönheit und Lobpreis verblassen nicht vor der Verkürzung des Daseins auf Wachstum, Sicherheit, Sättigung und permanente Datenkontrolle. Was fremd ist an ihr, was neu glänzt, was neu zu entdecken ist und was sich dem gegenwärtigen Denken auch kreativ widersetzt: Das wird in dieser Ausstellung mit Werken der Gegenwartskunst beleuchtet.

Potential der Brüche
„VULGATA. Künstlerische Zugriffe auf die Bibel heute“ befragt mit über 30 versammelten Künstlerinnen und Künstlern ein Buch, das in der Menschheitskultur zu den wesentlichsten Inspirationsquellen der Kunst zählt. Und das Gläubige als Heilige Schrift betrachten, das heißt als einen Text, der heilig ist, bindend und inspirierend für das eigene Leben – trotz allen Wissens, dass er historisch entstand, vollkommen unterschiedliche Textgattungen enthält, höchst unterschiedlich in seiner literarischen Qualität ist und immer weniger kompatibel mit einem modernen, durch die Erkenntnisse der (Natur-)Wissenschaft determinierten Weltbild ist. Dort befinden sich die Brüche, die Abbrüche, die Ironien und zugleich die kreativen Energien ihrer mythischen und spirituellen Kraft. Dort ist der Ort einer Kunst, die daraus ihr kreatives Potential bezieht.

Ambivalente, aber zeitlose Themen
Martin Luther hatte die Bilder als Lehrquelle akzeptiert – und zu ihnen zählte er vor allem die Geschichten der Bibel. Mit diesem Standpunkt war er nicht der erste, aber die Erziehungs- und Lehrqualität der Bilder ist der erste und wichtigste Argumentationsstrang, dass Bilder für das Christentum möglich wurden. Und folglich für die abendländische Kunst überhaupt. Von Lehre, wie es Luther meinte, sind wir mittlerweile sichtlich oder auch nur scheinbar weit entfernt.

Die Ausstellung zeigt zudem als Beitrag zum 500. Reformationsjubiläum zeitgenössische Zugriffe auf ein Buch, die Spuren legen für Themen, die letztlich zeitlos sind. Aber die sich genau in der Zeit bewähren müssen: dadurch haben sie gerade ihr politisches Potential. Darin aber sind sie ambivalent: Aufbruch und Abgrenzung, Nächstenliebe und Gewalt, Weisheit und Fundamentalismus – sie stehen dicht beieinander…

Bibel und Kultur - Museum of the Bible
Die Ausstellung „VULGATA. Künstlerische Zugriffe auf die Bibel“ hat weitere Partner: Sie wird im Jahr 2018/19 im neu gegründeten Museum of the Bible in Washington (https://www.museumofthebible.org; Direktor: Dr. David Trobisch) übernommen und in der dortigen Schiene „Die Bibel und ihre Wirkungsgeschichte in Kunst und Kultur“ gezeigt.

Die Ausstellung findet zudem zum 30. Geburtstag der deutschen „Stiftung Bibel und Kultur“ (www.bibel-und-kultur.de) statt, die „das alte Wissen der Bibel wachhalten und mit dem Heute konfrontieren will“. Die Stiftung vergibt biennal Stiftungspreise an herausragende Persönlichkeiten aus dem Bereich der Kultur. (Deren derzeitige Vorsitzende ist die Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Frau Annette Schavan. Kurator Johannes Rauchenberger ist Mitglied des Beirats dieser Stiftung.)

Eintritt ohne Führung: € 10,-
ermäßigt (SeniorInnen, Auszubildende): € 6,-
Schulklassen: ohne Führung € 3,- / mit Führung € 5,-
Familienkarte (2 Erwachsene mit Kindern unter 14 Jahren): € 15,-
Themenführungen Themenführungen mit Kurator Johannes Rauchenberger:
14-täglich samstags, 11.15-12.45 Uhr (Programm siehe S. 16)
Eintritt: € 12,- / ermäßigt € 8,-
15' Mini-Führungen vor einem Bild: jeweils mittwochs, 16.30 Uhr: Eintritt: € 2,-
Führungsanmeldung +43/316/71 11 33 31 oder office@kultum.at
und -reservierung für Gruppen
Generalpass berechtigt zum mehrmaligen Eintritt inkl. aller Führungen und
KünstlerInnengespräche: € 20,- / ermäßigt € 13,- (nicht übertragbar)

Zum Ausstellungstext

Öffnungszeiten: Di – Fr 10.00 – 17.00 Uhr, Sa, So und Feiertags 11.00 – 17.00 Uhr, Ostersonntag: geschlossen

Wann: 08.07.2017 20:00:00 Wo: kultum (Galerie), Mariahilferpl. 3, 8020 Graz auf Karte anzeigen
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