Auf der Bühne des Lebens

Im Rampenlicht: Margarethe Tiesel ist in Filmen, Serien und auf Theaterbühnen zu sehen. Auf eine Abendvorstellung bereitet sie sich mit "einem Stündchen Schlaf am Nachmittag" vor. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Im Rampenlicht: Margarethe Tiesel ist in Filmen, Serien und auf Theaterbühnen zu sehen. Auf eine Abendvorstellung bereitet sie sich mit "einem Stündchen Schlaf am Nachmittag" vor.
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Ab 21. Oktober wieder im Schauspielhaus in "Die Wunderübung" von Daniel Glattauer zu sehen: Margarethe Tiesel.

Damals als Rosenrot im Kindertheater, heute in Filmen wie "Das ewige Leben" oder "Die Migrantigen". Ganz klar: Margarethe Tiesel zählt zu den Großen in der österreichischen Film- und Schauspielbranche. Mit der WOCHE sprach sie über die schönen und harten Seiten ihres Berufes.

Wenn Ihr Leben ein Film wäre, wie würde er heißen?
"Kind geblieben".

Wo nahm Ihre Schauspielkarriere ihren Anfang?
Ich habe schon sehr früh Theater gespielt, schon in der Volksschule und im Kindergarten, und wenn ich auf Muttertagsfeiern mein Gedicht vorgetragen habe, haben alle immer geweint. Ich dachte mir immer: "Hey, das ist super, da gibt's eine Reaktion!". Endgültigen Anstoß gab ein Schreiben am schwarzen Brett. Ich ging in ein Mädchengymnasium. Eines Tages ist dort ein Zettel gehangen, dass eine Bubenschule Mädchen für eine Schulaufführung sucht. Ich habe mir gedacht: "Da lern ich fesche Buben kennen, da meld ich mich an!". Das war der Anfang für alles.

Wie reagieren die Leute, wenn sie Sie auf der Straße treffen?
Na, die tuscheln: "Ah, ich kenn sie doch, ich kenn sie doch. Das war doch die eine in dieser Serie, die hat doch dort und dort mitgespielt.". Sie glauben, sie kennen mich. Gerade nach Wiederholungen von Serien oder Filmen, in denen ich mitgewirkt habe, werde ich erkannt und angesprochen.

Haben Sie vor einem Auftritt noch Lampenfieber?
Ja. Man glaubt ja gern, das lege sich mit der Zeit. Aber es wird schlimmer, je älter man wird. Natürlich weiß man, dass man es irgendwie kann – aber man weiß eben auch, was alles passieren und schiefgehen kann. Ich atme dann ein paar Mal ein und aus, dann geht’s immer irgendwie wieder. Und wenn man dann auf der Bühne ist, dann kann man eh nicht mehr zurück, dann muss man da durch. Ab da geht’s nur mehr vorwärts.

Ist Ihnen auf der Bühne schon ein kleines Malheur passiert?
Ich kann relativ gut improvisieren, deshalb ist mir eigentlich noch nie etwas richtig Peinliches passiert. Aber als Schauspieler träumt man immer ganz schrecklich. Dass man auf die Bühne kommt und nicht mehr weiß, welches Stück man spielt und was man sagen muss. Das ist schlimm, das haben alle Schauspieler.

Wie tauchen Sie in eine Rolle ein?
Das ist ein Prozess, in dem man sich immer näher an die Figur herantastet und sie gemeinsam mit dem Regisseur zum Leben erweckt. Man erfindet sie, denkt sie sich aus, überlegt sich, wie sie sein soll. Beim Film ist es anders, da gibt es den wochenlangen Arbeitsprozess zuvor nicht. Dort läuft es sehr klischeehaft ab, da bist du der Typ dafür, da machst du es genau auf diese Art und Weise. Aber beim Theater, das finde ich sehr schön, kann man auch Fehler machen. Dann heißt es: "Das war jetzt nix, aber mach’s einmal so, schauen wir mal in die andere Richtung", und man probiert sich. Sandy Lopicics "Trümmerfrauen" haben wir zum Beispiel gemeinsam entwickelt. Dieser Arbeitsprozess ist schon toll, aus dem Nichts schafft man etwas, setzt es zusammen – und dann stimmt das auch noch.

Welchen Platz hat Schauspiel im digitalen Zeitalter?
Gute Frage. Das ist schwierig. Hoffentlich hat es noch einen Platz. Ich mein, wo gibt’s das sonst, dass Leute sich da einfach ein bisschen höher raufstellen und etwas für jemand anderen machen? So etwas Außergewöhnliches gibt's ja sonst nirgends mehr. Dass die dir was vorspielen, und dadurch entsteht etwas, das find ich schon toll. Ich hoffe, dass man diese Qualität im digitalen Zeitalter erkennt.

In "Die Wunderübung" stehen Sie mit Ihrem Ehemann auf der Bühne. Wie fühlt sich das an?
Das ist schon ein Vorteil. Man kann ja auch zu anderen Kollegen ein großes Vertrauen haben und eine große Nähe – das muss man auch. Aber wenn es der eigene Mann ist, ist das schon herrlich, weil man schon so aufeinander eingespielt ist. Ich kann mich einfach zu tausend Prozent auf den Franz verlassen und er sich auch auf mich.

Was sollten junge Schauspieler wissen?
Dass es ein schwerer Weg sein kann und, dass eine Portion Glück dazugehört. Im richtigen Moment suchen sie dann genau deinen Typ – und auf einmal steht alles offen, dann kannst du zeigen, wer du bist. Dann sieht dich dort wer, und hier engagiert er dich weiter, und so geht's dann dahin. Ja, es kann schon hart sein. Weil es dich natürlich persönlich trifft, wenn du nicht engagiert wirst, wenn dein Typ gerade nicht gefragt ist – das ist es, sie lehnen nicht dich ab, sondern deinen Typ. Das ist natürlich eine persönliche Sache, weil du ja nur dich als Mittel hast. Professoren oder Regisseure entscheiden, ob du hineinpasst, aber deshalb bist du nicht besser oder schlechter. In diesen Momenten muss man stark sein und drüberstehen. Man muss sich wirklich überlegen, ob man das will. Und sich nicht unterkriegen lassen.

Welche Pläne stehen für diese Saison an?
Ab Oktober wieder "Die Wunderübung", im Herbst ein neuer Film mit Ulrich Seidl, davor "Auf den Spuren des Steirischen Panthers" von Roland Berger und noch ein Stück mit Sandy Lopicic: "Jedem das Seine".

Steckbrief
1959 in Wien geboren.
Schauspielstudium in Salzburg.
Seit 1994 ständiger Gast am Schauspielhaus Graz.
Momentan zu sehen in "Die Wunderübung" von Daniel Glattauer.

WOCHE-Wordrap
Auf der Bühne... geht’s mir gut.
Zum Lachen bringt mich... mein Mann.
Mein Lebensmotto ist... positiv denken.

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