Frauengesundheit im Fokus – "Gefragte Frauen" mit den Leiterinnen des Frauengesundheitszentrums Graz

Frauenpower: Seit drei Jahren leiten Felice Gallé, Renate Gruber und Christine Hirtl gemeinsam das Frauengesundheitszentrum.
  • Frauenpower: Seit drei Jahren leiten Felice Gallé, Renate Gruber und Christine Hirtl gemeinsam das Frauengesundheitszentrum.
  • hochgeladen von Barbara Schechtner

Im Grazer Frauengesundheitszentrum dreht sich seit 25 Jahren alles um das weibliche Wohlbefinden.

Sie informieren, beraten und begleiten. "Wir wollen das Gesundheitswesen frauengerechter machen", sind sich Felice Gallé, Renate Gruber und Christine Hirtl einig. Gemein ist ihnen auch die Geschäftsführung. Und damit Werte wie Vielfalt und Solidarität unter Frauen. Der WOCHE öffneten sie ihre Türen, wie sie es für zahlreiche Frauen im Jahr machen.

WOCHE: Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Wie funktionieren Sie im Team?
Gut. Wir verstehen unsere geteilte Leitung als zeitgemäßes Modell, wie Frauen Führung leben können. In der Entscheidungsfindung ist es wertvoll, wenn wir drei unterschiedliche Sichtweisen einbringen und darüber diskutieren. Was es auf jeden Fall braucht, ist, dass man kritikfähig ist, gut reflektieren kann und dass man andere Positionen wahr- und ernstnimmt. Das haben wir jetzt drei Jahre geprobt und sind mittlerweile gut aufeinander eingespielt.

Wofür setzt sich das Frauengesundheitszentrum ein?
Für gerechte Chancen auf Gesundheit für Frauen und Mädchen. Dafür braucht es geschlechterspezifische Daten und Studien. Wissen über Frauengesundheit muss verpflichtender Teil in allen Ausbildungen für Gesundheitsberufe sein. Damit Frauen die Angebote des Gesundheitswesens nützen und sich darin orientieren können, brauchen sie verlässliche Informationen, die sie ansprechen und in ihren Alltag umsetzbar sind. In der direkten Arbeit mit Frauen und Mädchen setzen wir uns dafür ein, dass sie sich als Expertinnen für sich selbst und ihre Gesundheit empfinden.

Das Frauengesundheitszentrum feiert im Oktober sein 25-jähriges Bestehen. Was hat es in dieser Zeit geschaffen?
Wir haben beharrlich immer wieder die Themen und die Bedeutung von Frauengesundheit eingebracht. Inzwischen ist auf vielen Ebenen klar, dass eine frauen- und geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung ein Qualitätskennzeichen für ein Gesundheitswesen ist. Und dann gibt es jeden Tag die kleinen Erfolge, die uns zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Wenn Frauen zu uns kommen, die eine schwierige Entscheidung vor sich haben und wir sie dabei unterstützen können. Oder wenn Mädchen nach einem Workshop mit sich und ihrem Körper zufriedener sind, wenn sie etwa gemerkt haben, dass sie nicht wie die Models in den Zeitschriften aussehen müssen.

Das Thema Frauengesundheit ist ein großes. Was spielt hier alles hinein?
Medizin ist nur einer von vielen Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen. Neben den typischen Themen wie Brust- und Gebärmuttergesundheit sind uns die sozialen Faktoren von Gesundheit wichtig. Die gesundheitlichen Folgen von Gewalt gegen Frauen, der Schutz vor Armut, Mehrfachbelastungen, Schönheitsideale, Körpernormen, Rollenbilder, Selbstbestimmung – all das spielt hinein. Einen Fokus legen wir darauf, gesunde Nachbarschaften mitzugestalten, das heißt, Freundschaften pflegen, sich mit anderen treffen, gemeinsamen Aktivitäten nachgehen. Das soziale Umfeld und die Kontakte zu anderen sind für die Gesundheit fundamental.

Ist Gesundheit heutzutage ein Luxusgut?
Gesundheit war und ist immer eine ganz zentrale Bedingung für ein gutes Leben. Was sich aber verändert oder verschärft hat, ist, dass Gesundheit immer mehr zu einem Markt wird. Und da wird Gesundheit für eine bestimmte Zielgruppe von Frauen tatsächlich zum Luxus. In Graz kann man klar sehen, dass am linken und rechten Murufer die Chancen auf Gesundheit ungleich verteilt sind. Wir haben einen gesellschaftlichen Auftrag, auf diese Gruppen zu schauen. In der Arbeit mit Frauen bieten wir kostenlose Kinderbetreuung und Dolmetschen an, damit eine Beratung oder Veranstaltung für sie eben nicht zum Luxus wird.

Gibt es so etwas wie eine "Volkskrankheit" unserer Gesellschaft?
Beinahe eine "Epidemie" unter Frauen und Mädchen ist die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Sie ist weit verbreitet und wird auch nicht besser, im Gegenteil, sie verschärft sich. Vielleicht auch durch die sozialen Medien.

Wie stärkt man das Selbstbewusstsein dieser Mädchen und Frauen?
Ein wichtiger Ansatz ist, darüber zu reden. Zum Beispiel darüber, dass sich Schönheitsideale immer verändert haben und dass mit der persönlichen Geringachtung eigentlich viel Geld gemacht wird. Das Aussehen ist nur ein Baustein in unserem ganzen Sein. Wir wollen, dass die Mädchen ihre Persönlichkeit in all ihren Facetten sehen und schätzen. Was würde an Zeit, Geld und Kraft bleiben, wenn wir uns nicht so viel mit unserer Schönheit beschäftigen müssten.

Wie halten Sie sich gesund?
Renate Gruber: Jeden Morgen habe ich 15 verschiedene Möglichkeiten, von zu Hause zu Fuß ins Büro zu gehen und freue mich, durch meine schöne Stadt zu spazieren.
Christine Hirtl: Ich persönlich schaue, dass ich meinen Freundeskreis gut pflege, viel in der Natur bin und auch ein bisschen Bewegung in den Alltag bekomme.
Felice Gallé: Ich würde sagen, durch Lachen. Am liebsten mit anderen, mit den Kolleginnen, mit Frauen, die herkommen, natürlich auch mit meinen Kindern und mit Freundinnen und Freunden – das gemeinsame Erleben hält mich gesund.

Das Team
Felice Gallé, geboren 1970 in Wien, Studium der Kommunikationswissenschaft, seit Anfang 2004 im Gesundheitszentrum, seit 2015 im Geschäftsführungsteam mit Schwerpunkt auf Öffentlichkeitsarbeit und Programmgestaltung.
Renate Gruber, geboren 1964, ausgebildet im Finanzmanagement und Personalmanagement. Hierfür seit 2004 im Frauengesundheitszentrum im Einsatz, seit 2015 in der Geschäftsführung.
Christine Hirtl, geboren 1972 in Niederösterreich, Studium der Psychologie in Salzburg, seit 2005 im Frauengesundheitszentrum, seit 2015 in der Geschäftsführung und für Projekt- und Qualitätsentwicklung zuständig.
Web: www.frauengesundheitszentrum.eu

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