Graz wird untergraben, und keiner merkt's
Der Verkehr fließt, in der Tiefe wird aber gegraben: Graz-Premiere für eine Bauweise, die Chaos vermeiden soll.
Man stelle sich die folgende Situation vor: Auf einer vielbefahrenen Straße wird in acht Metern Tiefe Erdreich abgegraben und ein Kanalrohr verlegt, ohne dass die Autofahrer auch nur irgendetwas davon mitbekommen. Wer jetzt glaubt, dass das so nicht funktionieren kann, sollte sich in die Triester Straße zur Baustelle auf Höhe Cineplexx begeben. Seit Anfang März wird dort von Seiten der Holding Graz bereits hantiert, um dieses einmalige Projekt umzusetzen.
„Keine Frage, das ist definitiv eine besondere Baustelle. Seit vier Wochen läuft jetzt schon die Bohrung. Ein Arbeiter ist mit einem Minibagger im Einsatz, das Kanalrohr wird stückweise nachgeschoben. So wird die Triester Straße unterirdisch überquert, ohne den Verkehr in irgendeiner Form zu beeinflussen“, gibt Projektleiter Michael Wresounig zu Protokoll.
Erstmals in Graz
In Graz wurde eine derartige Baustelle mit Tunnelbauweise bisher noch nie eingesetzt. „Es müssen auch viele Faktoren, von den Bodenverhältnissen bis zur wirtschaftlichen Komponente, zusammenpassen, damit das funktioniert. Grundsätzlich entspricht die Bauweise aber dem Stand der Technik.“ Die Vorlaufzeit für dieses spezielle Projekt betrug inklusive aller Planungen, Vorerkundungen, Vergabeverfahren, Beschlüsse und Bewilligungen satte zwei Jahre. „Natürlich wurde auch die Möglichkeit einer offenen Grabung diskutiert. In dieser Tiefe ist so etwas aber äußerst aufwendig und würde sehr viel Platz benötigen. Auf der Triester Straße wäre es dann auf jeden Fall zu starken Behinderungen gekommen“, führt Wresounig aus.
Lange Tradition
Anfang Mai werden die Grabungsarbeiten abgeschlossen sein, danach geht’s oberirdisch im Bereich der Großbaustelle beim Brauquartier Puntigam weiter.
„Das Kanalsystem der Stadt Graz ist teilweise über hundert Jahre alt, demnach sind einige Teile nach und nach zu sanieren. In diesem Fall hat sich dieses spezielle Projekt angeboten, da die Arbeiten koordiniert mit den Hochbautätigkeiten beim Brauquartier und der Straßenerrichtung ,Wagramer Weg‘ erfolgen.“
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