Philip Streit: Patchworkfamilien gelingen nur mit Respekt

Patchwork kann durchaus positiv funktionieren. | Foto: meinbezirk.at
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Man geht eine frische Beziehung ein – nichtsahnend – und auf einmal bekommt man nicht nur eine neue Liebe, sondern auch neue Kinder dazu. Doch wie weit darf die Beziehungsarbeit der neuen Partnerin oder des neuen Partners gehen? Und wie verschafft sich diese neue Bezugsperson Respekt vor den Kindern?

Unbewusste Abwehr

Unbewusst drängen Kinder immer dazu, mit ihren „richtigen“ Eltern weiter zusammenzuleben, gegen die Neue oder den Neuen von außen gibt es oft eine unbewusste Abwehrhaltung. Dies hängt mit den psychologischen Grundbedürfnissen der Kinder nach Sicherheit, Autonomie und Anerkennung zusammen. Für ein gutes Gelingen von Patchworkfamilien sind Klarheit, Offenheit, Akzeptanz und Flexibilität wichtig. Allen Beteiligten sollte klar sein, in welcher Konstellation sie stehen und welche Regeln für das Zusammenleben gelten. So ist es zum Beispiel klar, dass Mann und Frau einer Patchwork-Familie die Entscheidung des Zusammenseins klar für sich alleine treffen. Die Kinder können bei Entscheidungen miteinbezogen werden, eine neue Lebensgemeinschaft kann aber nicht von der Zustimmung der Kinder abhängig gemacht werden. Ansonsten werden die Kinder vor den neuen Partner gestellt. Wichtig für die Neue oder den Neuen ist, keine unbewussten Machtkämpfe mit der früheren Partnerin oder dem früheren Partner auszutragen oder sich besserwisserische Erziehungskompetenzen anzumaßen.

Hilfreiche Tipps

1.) Sie sind kein Ersatz. Sie sind nicht die leibliche Mutter oder der leibliche Vater und auch kein Ersatzelternteil, sondern die neue Partnerin oder der neue Partner.
2.) Erzeugen Sie Resonanz. Setzen Sie auf Beziehung und versuchen Sie, Resonanz herzustellen, so wie Sie es auch bei anderen Kindern oder Jugendlichen tun würden, die im gleichen Alter wie die Kinder Ihres neuen Partners oder Ihrer neuen Partnerin sind.
3.) Situationen abwägen. Halten Sie sich vor Augen, dass es manchmal in herausfordernden Situationen besser ist, zu schweigen. Seien Sie unterstützend tätig, wenn man Sie um Hilfe bittet.
4.) Klar absprechen. Besprechen Sie mit Ihrem Partner die Reichweite Ihrer Erziehungskompetenz.
5.) Sorge zeigen. Öffnen Sie sich und besprechen Sie Ihre Sorgen mit Ihrem neuen Partner.
6.) Respekt wahren. Seien Sie versönlich und wertschätzend gegenüber dem Ex-Partner. Unterstellen Sie auch diesen gute Motive.

Haben Sie eine Frage?
Haben auch Sie eine Frage an Dr. Streit, dann schreiben Sie an: "WOCHE Graz", Gadollaplatz 1, 8010 Graz, kommentieren Sie auf Facebook, oder schicken Sie ein Mail an redaktion@woche.at (Stichwort: Familienflüsterer).

Familienflüsterer
Dr. Philip Streit

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut sowie Lebens- und Sozialberater und beantwortet in der WOCHE Fragen aus dem Themenfeld Erziehung, Familie und Beziehung.

Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz. Es ist das größte Familientherapiezentrum in der Steiermark.
Telefon: 0316/77 43 44
www.ikjf.at

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