Vernissage mutterSPRACHe – Die Hemmnisse der Integration

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Malerei und Skulpturen von Saman Kareem Ahmed und Sazgar Salih mit einer Einführungslesung von Schauspieler und Schriftsteller August Schmölzer.

Das seit Jahren in Graz lebende kurdische Künstler-Ehepaar Saman Kareem Ahmed und Sazgar Salih befindet sich mitten im Prozess der Integration. In der Ausstellung werden Kunstwerke zu sehen sein, welche das zentrale Problem der Kommunikation versinnbildlichen. Beide Künstler waren dazu eingeladen, dezidiert zum Thema Muttersprache Werke zu erstellen.

„Seit sechs Jahren krabble ich wie ein Kind vor den gigantischen Worten der deutschen Sprache. Seit sechs Jahren, genau wie in meiner Kindheit, betreibe ich das Versteckspiel mit den Worten, das Murmelspiel mit den Buchstaben und das Seilspringen mit den deutschen Sätzen ...“
Saman Kareem Ahmed – als Erwachsener zurück in die Rolle des Kindes geworfen, das zögernd nach den rechten Begriffen tastet, um sein Selbst zum Ausdruck zu bringen – zeigt, was mit ihm passiert, wenn die Sprache seiner neuen österreichischen Identität seine Muttersprache ablöst. Der Schauspieler und Schriftsteller August Schmölzer wird diesem einmaligen Ausdruck der Selbstentfremdung seine charakteristische Stimme verleihen und so die Tür in Saman Kareem Ahmeds und Sazgar Salihs Bildwelt öffnen.

Schreibt uns unser Lebensweg vor, in eine neue „Muttersprache“ zu wechseln, erfahren wir durch die eingeschränkten sprachlichen Möglichkeiten eine „Verstümmelung“ des Selbst und unserer bislang vertrauten Welt. Denn das, was Mutter einst zu uns sprach, verliert in der neuen Lebenswelt und fremden Kultur an Gültigkeit. Die mangelnden Möglichkeiten der Kommunikation führen zunächst in eine Isolation, die überwunden werden muss. Gelingt dieser Schritt, kann die gefühlte Verstümmelung zugleich eine Chance sein, über bisherige Grenzen hinauszuwachsen, um als Teil der neuen Gesellschaft einen passenden Platz zu finden.

Die Werke von Saman Kareem Ahmed evozieren äußerst konkret mit dem Thema „Sprache“ und „Mutter“ die Hemmnisse der Integration. Er befasst sich mit dem Ringen um das Erlernen einer neuen Sprache und dem inneren Konflikt, die vertraute Muttersprache zugunsten einer fremden Ersatzsprache außen vor zu lassen. Wie in einem Buch mit sieben Siegeln gefangen, wiederholt er in seinen skulpturalen und bildnerischen Werken die für ihn kryptischen Buchstaben des deutschen Alphabets in einer Art Endlosschleife. Wobei er sich in einem grafischen Selbstporträt mit einem zugeklebten Mund darstellt, um seiner anfänglichen Sprachlosigkeit Ausdruck zu verleihen.

Sazgar Salih arbeitet hingegen mit visuellen Eindrücken, welche sie der noch unbekannten Umgebung entlehnt und damit aus dem zunächst Fremden eine neue, aber codierte (Bild-) Heimat erschafft. Ihr erster Eindruck bei der Ankunft in der Steiermark war, laut ihren eigenen Worten, die Unfassbarkeit des vielen Grüns. Das führte sie dazu, sich die neue Landschaft innerlich anzueignen, in eine Bildsprache zu übersetzen und markante Segmente der Natur (z. B. Baum- oder Blattumrisse) mit anderen geometrischen Formen und Linien in ein Zwiegespräch zu bringen. Diesen Dialog zwischen der neuen Natur und ihrer Sehnsucht nach einer neuen und beständigen Heimat transferiert sie in das Medium Leinwand als (Lebens-) Raum.

Begrüßung: Kerstin Eberhard
Einführende Lesung aus einem Text von Saman Kareem Ahmed: August Schmölzer
Dauer der Ausstellung 11.02.-03.03.2017

Foto-Credits Werkfotos: Galerie Blaues Atelier
Foto-Credits August Schmölzer: Manfred Weiss

Wann: 10.02.2017 19:00:00 Wo: Galerie Blaues Atelier, Annenstraße 33, 8020 Graz auf Karte anzeigen
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