Wolfgang Weirer: "Graz braucht eine Ausbildung für muslimische Religionslehrer!"
Der Vizedekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, wünscht sich, dass Graz neben Innsbruck und Wien auch diese Ausbildung anbietet.
An 36 Schulen in der Steiermark wird derzeit muslimischer Religionsunterricht angeboten. "Ziel ist, die Ausbildung für islamische Religionslehrer nach Graz zu holen. Bisher gibt es die Ausbildung nur in Innsbruck und Wien", sagt Wolfgang Weirer.
Der Vizedekan der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Uni Graz sieht darin einen wichtigen Schritt zu einem gelungenen interreligiösen Umgang. "Meine katholischen und islamischen Kollegen bemühen sich um dieses Vorhaben."
Muslimische Pädagogen an KFU
Ganz aktuell wurden diesen Sommer zwei muslimische Religionspädagogen und ein muslimischer Jurist, der sich mit Fragen des Religionsrechts aus muslimischer Perspektive auseinandersetzt, an der Uni Graz angestellt. "Sie sollen Weiterbildungsmaßnahmen für islamische Religionslehrer aus Kärnten und der Steiermark anbieten", erklärt Weirer.
Nachdem letzte Woche Friedrich Rinnhofer von der KPH an dieser Stelle den Ethikunterricht als Alternative zum Religionsunterricht gefordert hat, denkt Weirer noch weiter an einen interreligiösen Unterricht.
Interreligiöser Versuch startet
"Den konfessionellen Unterricht aufzuheben, halte ich nicht für sinnvoll, aber man muss über den Tellerrand hinausblicken. Unsere Jugendlichen sind von kultureller Vielfalt umgeben, im Schulhof, im Deutsch-Unterricht, das braucht es auch im Religionsunterricht", sagt Weirer.
So soll voraussichtlich im Sommersemester 2018 an drei bis vier Grazer Schulen ein Projekt starten. "Wir wollen einen interreligiösen Unterricht ausprobieren, wo christliche und muslimische Lehrer gemeinsam katholische und muslimische Kinder unterrichten. So kommen die Kinder ins Gespräch und lernen, andere Religionen wertzuschätzen. Dass jemand eine andere Religion als ich hat, ist kein Grund, das Gespräch abzubrechen. Das gilt es, den Schülern zu vermitteln." (siehe S. 5)
Unterricht als Integration
Dass aber eben auch die Ausbildung für muslimische Religionslehrer nach Graz geholt wird, ist ebenso dem Fachinspektor für den islamischen Religionsunterricht in der Steiermark, Esad Memic, ein Anliegen: "Wir haben genügend Religionslehrer, genügend Schüler und wenig Abmeldungen vom islamischen Religionsunterricht, aber es wäre notwendig, die Lehrer auch in Graz auszubilden."
Der Fachinspektor hält den Religionsunterricht für wichtig, um Menschenrechte zu lehren und die Integration zu fördern.
"Es soll ein gemeinsames und friedliches Miteinander gelingen. Der Unterricht soll zudem helfen, damit auch das Abdriften in radikale Richtungen nicht passieren kann."
Das Projekt:
"Grundlage des Projekts ,Integration durch interreligiöse Bildung‘ ist eine empirische Erhebung der Ist-Situation des islamischen Religionsunterrichts in der Steiermark und in Kärnten. An exemplarischen Schulstandorten wird in einem nächsten Schritt gemeinsamer Religionsunterricht von muslimischen und katholischen Schülern erprobt und evaluiert. Durch die dabei stattfindende wechselseitige Begegnung der Schüler soll das Verständnis für die je anderen religiösen Überzeugungen gesteigert werden" – so lautet die Projektbeschreibung für den interreligiösen Schulversuch (siehe S. 4), der in Graz demnächst starten soll.
Finanziert wird das Projekt schwerpunktmäßig durch das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres und das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, durch die Stadt Graz und das Land Steiermark. Kooperationspartner ist die Kirchliche Pädagogische Hochschule Graz. Das Projekt ist insgesamt auf drei Jahre angelegt. Danach soll es evaluiert und weiter geplant werden.
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