Birdlife Österreich
Artenschutzprojekte für Kiebitz und Rebhuhn

Früher war das Rebhuhn selbstverständlicher Bestandteil unserer Fauna. Mittlerweile ist es vom Aussterben bedroht. | Foto: Josef Limberger
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  • Früher war das Rebhuhn selbstverständlicher Bestandteil unserer Fauna. Mittlerweile ist es vom Aussterben bedroht.
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Laut Birdlife Österreich verschwanden seit 1980 europaweit mit rund 300 Millionen Brutpaaren die Hälfte der Vögel in ländlichen Regionen. In Österreich ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den letzten 20 Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück, bei einzelnen Arten gar um bis zu 90 Prozent.

Kiebitz Artenschutzprojekt

Anfang 2016 startete im Naturpark Obst-Hügel-Land ein Kiebitz-Schutzprojekt. Hier kamen im Jahr 2013 rund 40 bis 50 Paare vor, die größeren Kolonien in den Ortschaften Leppersdorf (Scharten) und Eben (St. Marienkirchen/Polsenz). „Noch stärker als der Kiebitz ist das Rebhuhn vom Aussterben bedroht. Hier verzeichnen wir österreichweit Rückläufe von rund 80 Prozent. In Oberösterreich ist die Situation noch relativ gut“, so Hans Uhl, zuständig für den Fachbereich Vogel- und Naturschutz bei BirdLife Österreich. Laut Uhl existieren kaum valide, regionale Zahlen auf Bezirksebene. „In Grieskirchen und Eferding sind der Baumpieper und das Braunkehlchen, wie im gesamten oberösterreichischen Alpenvorland, fast verschwunden. Auch die Lage bei Kiebitz und Rebhuhn ist – trotz zuletzt leichter Bestandserholungen – sehr angespannt“, so der Vogelexperte. „Am erfolgreichsten sind Projekte, die vitale Populationen unterstützen. Deshalb starten wir in Oberösterreich Projekte zum Schutz des Rebhuhns, um die Erholung der Bestände zu forcieren“, sagt Uhl. „Unsere ländlichen Regionen haben in den letzten Jahrzehnten stark an Strukturvielfalt verloren, wodurch es zum Sterben der Vögel kam“, sagt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Nach einer langen Phase des Rückgangs haben wir seit einigen Jahren eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Erhöhen wir den Anteil strukturreicher Flächen auf Wiesen und Äckern, dann haben wir den starken Rückgang hoffentlich hinter uns“, fordert Wichmann.

Leichtes Aufatmen

Besonders hart getroffen hat es die Grauammer, dessen Bestand um 91 Prozent sank, gefolgt von Girlitz mit einem Minus von 85 Prozent und dem einst allerorts angetroffenen Rebhuhn mit einem Minus von 84 Prozent. Das ist die traurige Bestandsentwicklung heimischer Agrarlandvögel seit 1998. Auch die Turteltaube, Vogel des Jahres 2020, kämpft ums Überleben: minus 62 Prozent seit 1998 und minus 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Wir haben den Eindruck, die Bestände würde sich auf sehr niedrigem Niveau stabilisieren“, erklärt Wichmann. „Wobei dies immer in Relation zum gesamten Beobachtungszeitraum von 1998 bis 2019 gesehen werden muss., in dem eine markante Abnahme der Bestände der österreichischen Kulturlandschaftsvögel stattgefunden hat. Insgesamt sind in diesem Zeitraum im Schnitt rund 40 Prozent der Vögel verschwunden.“

Auf Hygiene achten 

Wer für die gefiederten Freunde Vogeltränken und Futterhäuser anbietet, muss zur Vermeidung von Vogelkrankheiten auf Hygiene achten. Gerade im Sommer steigen das Grünfinken- und Amselsterben sowie die Vogelmalaria. Laut Vogelschutzorganisation BirdLife gibt es keine Rettung für die infizierten Tiere, es kann nur die Ausbreitung einer Seuche verhindert werden. Werden kranke oder tote Vögel im Garten beobachten sollte BirdLife verständigt und die Vogelfütterung eingestellt sowie die Vogeltränke entfernt werden.
Kontakt: office@birdlife.at oder unter der Telefonnummer 01/5234651

Aktuelle Vogelerkrankungen

Grünfinkenerkrankung
Seit dem Jahr 2012 tritt während der Sommermonate bei Grünfinken die Vogelkrankheit Trichomoniasis auf, die durch einzellige Parasiten hervorgerufen wird. Seither haben sich die Bestände des Finkenvogels mehr als halbiert. Die Parasiten verbreiten sich in direktem Kontakt unter den Vögeln sowie auch über Vogeltränken und Futterstellen. Sie befallen den Kropf der Vögel und verursachen dort schwerwiegende Entzündungen, wodurch der Vogel keine Nahrung mehr zu sich nehmen kann und stirbt. Die ersten Symptome einer Trichomoniasis-Erkrankung sind aufgeplusterte Vögel, die krampfhaft zu fressen versuchen und nicht mehr wegfliegen.  Sie sitzen herum, als sei ihnen kalt. Letztes ist deshalb auffällig, weil die Krankheit primär im Sommer auftritt, wenn die Vögel für gewöhnlich keinen Grund haben, sich aufzuplustern.
 
Amselsterben
Das Usutu-Virus hat seinen Ursprung in Afrika und verursachte von 2001 bis 2005 ein regelrechtes Amselsterben in Österreich. Vor allem in Wien ist damals der beliebte Amselgesang regelrecht verstummt. Jetzige Amsel-Populationen sind zwar weitgehend immun geworden, allerdings kommt es seit 2018 wieder zu einigen Usutu-bedingten Todesfällen, vor allem im Osten und Süden (NÖ, W, BGL, STMK) Österreichs. Die westliche Hälfte (OÖ, SBG, T, VBG) ist deutlich weniger betroffen. BirdLife´s Wintervogelzählung „Stunde der Wintervögel“ meldete 2019 die niedrigste Anzahl an Amseln pro Garten seit Anbeginn. Das Virus wird über Stechmücken übertragen, die bevorzugt an Vögeln Blut saugen. Amseln erkranken dabei an Gehirnentzündung, fliegen unkoordiniert und sterben schnell. Da die Mücken im Herbst absterben, treten Usutu-Infektionen ausschließlich im Sommerhalbjahr auf.
 
Vogelmalaria
Bei der sogenannten Vogelmalaria handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die bei heimischen Singvögeln und Spechten auftritt. Ausgelöst durch von Stechmücken übertragene Hämosporidien (Blutparasiten, die auch Organe befallen) kann die Infektion in seltenen Fällen schwere Erkrankungen bei Vögeln auslösen und verläuft mitunter tödlich.
Im Rahmen des Citizen Science Projektes „Vogelmalaria“ möchten Experten der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) die wissenschaftliche Erforschung dieser Krankheit nun weiter vorantreiben. Um eine ausreichend große Sammlung an Kadavern von Singvögeln und Spechten zu generieren, bittet die Vetmeduni Vienna Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe. Gemeinsam mit BirdLife sollen - mittels einer Meldeaktion -  tote Vögel zu Untersuchungszwecken gesammelt werden. Detaillierte Informationen zum Forschungsprojekt und der Meldeaktion der Vetmeduni Vienna finden Sie hier.
 
Blaumeisen-Sterben
Der Erreger des Meisensterbens ist ein Bakterium namens Suttonella ornithocola, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht. Das Bakterium ist erst seit 1996 aus Großbritannien bekannt. Seit Anfang März 2020 grassiert diese Vogelkrankheit in Deutschland, Luxemburg und Belgien. Bisher gibt es keinen Fall in Österreich.
 
Salmonellose
Diese bakterielle Infektionskrankheit spielt vor allem während der Winterfütterung eine Rolle. Betroffen können alle Arten sein. In Österreich gab es so wie in Bayern vor etwa 10 Jahren einige größere Ausbrüche, die vor allem Erlenzeisige betrafen, in den letzten Jahren erreichten uns diesbezüglich aber keine Meldungen. Salmonellen werden über den Kot übertragen. Auch für den Menschen sind Salmonellen krankmachend. Es empfiehlt sich daher, kranke Vögel nur mit Gummihandschuhen anzugreifen. Bei Einhaltung der üblichen hygienischen Grundbedingungen besteht für den Menschen keine Gefahr.

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