Insolvenz Brauerei Grieskirchen
"Die Sanierung wurde ihrem Namen gerecht"
Rund eineinhalb Jahre sind vergangen, seit die Brauerei Grieskirchen Insolvenz angekündigt hat. Konnte sich das Unternehmen erholen? Und wenn ja, welche Erwartungen stellen die Verantwortlichen an die Zukunft?
GRIESKIRCHEN. Die Brauerei Grieskirchen, ein regionales Traditionsunternehmen: insolvent. Im September 2020 saß der Schock bei vielen in der Region tief, als diese Schlagzeile heimische Titelblätter zierte. Zu massiv wären die Einbrüche durch die Corona-Pandemie und die daraus resultierende Schließung der Gastronomiebetriebe gewesen, berichtete man damals aus dem Unternehmen. Fast eineinhalb Jahre später hat die BezirksRundSchau Grieskirchen & Eferding den Brauerei-Geschäftsführer Marcus Mautner Markhof zum Interview gebeten. Wie ging es nach Eröffnung des Sanierungsverfahrens weiter und wie geht es dem Betrieb heute?
Herr Mautner Markhof, im September des Jahres 2020 kündigte die Brauerei Grieskirchen GmbH an, insolvent zu sein. Welche Schritte wurden daraufhin gesetzt, um das Unternehmen wieder auf gesunde Beine zu stellen?
Marcus Mautner Markhof: Wir haben relativ umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Auf der einen Seite waren diese Maßnahmen struktureller Art. Wir haben die Tiroler Niederlassung geschlossen und das Geschäft samt Kunden komplett an den Getränkehändler Morandell übergeben. Unser Lager und unser Fuhrpark wurden geschlossen, eine Handvoll Angestellte gekündigt. Hier in Grieskirchen haben wir einige Mitarbeiter, die in Pension oder Altersteilzeit gingen, schlicht nicht mehr nachbesetzt. Das ergab eine gewaltige Entlastung bei den Personalkosten.
Auf der anderen Seite haben wir versucht, das Geschäft verkaufsseitig auszuweiten, sprich Exportmöglichkeiten nachzugehen. Fix ist, dass wir in die Nachbarländer Schweiz und Ungarn exportieren werden. Außerdem sind wir dabei, in bereits belieferten Ländern wie Russland den Verkauf anzukurbeln. Wir sind natürlich froh, stark die heimische Gastronomie zu beliefern. Aber wenn diese geschlossen hat, verzeichnen wir bis zu 70 Prozent Umsatzverlust.
Stichwort Umsatzverlust: Wie ist das Jahr 2021 insgesamt für die Grieskirchner Brauerei verlaufen?
Schlecht bis sehr schlecht. Wir machen ungefähr zwei Drittel unseres Geschäfts in der klassischen Gastronomie. Nimmt man Zeltfeste und Ähnliches dazu, sind wir bei 70 Prozent. Bei einem Lockdown fällt all das über Nacht weg. Man verkauft in diesen Zeiten vielleicht ein bisschen mehr im Handel, aber kein Mensch trinkt zu Hause so viel wie im Wirtshaus. Daher kann der Handel die Gastro nicht ersetzen. Es gab im vergangenen Jahr ein paar bessere, ein paar schlechtere Monate. Insgesamt ist also circa 50 Prozent des Geschäfts weggefallen (Anmerkung der Redaktion: 2019 setzte die Brauerei mit rund 50 Beschäftigten rund 8,5 Millionen Euro um).
Wo steht das Unternehmen also Anfang 2022 wirtschaftlich?
Wir haben ein verkleinertes Team von Mitarbeitern, die ihren Job sehr gut machen und als Einheit agieren. Außerdem haben wir geordnete Finanzen, weshalb wir trotz Umsatzrückgängen finanziell gut dastehen. Das war ja das Ziel der Sanierung: die Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Letztlich bin ich sehr froh, dass wir im Herbst 2020 ein Sanierungsverfahren eröffnet haben, weil wir Altlasten über Bord werfen konnten und uns finanziell auf neue Beine gestellt haben. Die Sanierung ist ihrem Namen gerecht geworden.
Aktuell sind wir sogar dabei, wieder Personal aufzubauen. 34 Ganztageskräfte sind momentan angestellt.
Mit 2G-Regel und Sperrstunde um 24 Uhr wird es wohl noch länger nicht die gewohnte Normalität für Gastro und somit Brauereien geben. Was erwartet die Brauerei in Grieskirchen in der kommenden Zeit?
Ich habe bereits mit mehreren aus der Branche gesprochen, wie sie die Zukunft bewerten. Es wird geschätzt, dass man in den nächsten zwei bis drei Jahren mit bis zu 20 Prozent Umsatzrückgang rechnen muss. Aufgrund unserer neuen Struktur könnten wir damit gut umgehen. Wenn dieser Rückgang dann noch durch erhöhte Exporte kompensiert werden könnte, wäre das natürlich sehr positiv. Insofern habe ich leicht positive, optimistische Aussichten (lacht). Wenn wieder einigermaßen alte Zeiten zurückkommen, sehe ich die Grieskirchner Brauerei sehr gut dastehen.
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