Dechant Gmeiner wurde vor 40 Jahren zum Diakon geweiht

Dechant Johann Gmeiner steht seit 40 Jahren im Dienste der Kirche.
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GRIESKIRCHEN (raa). Vierzig Jahre ist es her, dass Johann Gmeiner zum Diakon geweiht wurde. Eine lange Zeit, in der auch die Kirche so manche Krise durchleben musste. Beim 1951 in Perg geborenen Johann Gmeiner kam der Wunsch nach dem Priesteramt schon früh. Schon nach der Matura 1971 am Kollegium Petrinum in Linz trat er in das Priesterseminar ein und wurde 1976 zum Diakon geweiht. Nach einem kurzen Einsatz in Wartberg/Aist und sechs Jahren als Kaplan in der Stadtpfarre Urfahr kam er, noch als Kaplan, am 1. September 1983 nach Grieskirchen und wurde schon im Jahr darauf Pfarrer. Seit 2006 ist er auch Dechant vom Dekanat Kallham. Seinen Dienst hat er unter das Motto eines Paulusbriefes gestellt: "Wir sind Helfer zu eurer Freude".
Seit fast 40 Jahren ist Gmeiner nun im Amt und hat so manche Entwicklung in der Kirche mitgemacht.

Warum war dieser Beruf des Priesters so erstrebenswert?
GMEINER: Es war für mich immer eine erstrebenswerte und schöne Tätigkeit. Ich komme gerade von einer Feier des Bußsakramentes mit HTL-Schülern, da spürt man so richtig, wie wertvoll dieser Dienst gerade auch an der Jugend ist. Es ist ein abwechslungsreicher Beruf und man hat mit Menschen zu tun. Einfach die Liebe zu Gott und zum Menschen. Und was uns Herr Jesus anzubieten hat, ist ja doch ziemlich unübertroffen.

Seit 1983 sind sie hier in Grieskirchen. Ist ein so langer Aufenthalt in einer Pfarre nicht eher unüblich?
Es ist unterschiedlich. Manche, wie ich, bleiben lange in einer Pfarre, andere wechseln sehr oft. Beides hat etwas für sich. Für einen Wechsel nach zehn oder zwölf Jahren spricht die Tatsache, etwas ironisch gemeint, dass die Leute nicht immer unter demselben Pfarrer zu leiden haben. Aber dieses Problem haben wir in Grieskirchen nicht, da ich auch einen Kaplan habe, einen hauptamtlichen Diakon, der auch sehr eifrig in der Seelsorge ist mit seiner Gattin, und auch immer wieder Priester aus anderen Ländern, speziell aus Afrika. So haben die Menschen auch eine gewisse Auswahlmöglichkeit.

Warum Priester aus Afrika?
Vor 42 Jahren war ich noch als Student vom damaligen päpstlichen Nuntius in Nigeria eingeladen worden. Da hat sich eine Beziehung bis heute entwickelt. Ich habe immer schon ein offenes Herz für diese Leute gehabt. Der Pfarrhof ist groß und ich nehme gerne Mitbrüder aus anderen Ländern auf. Es sind auch Kontakte zu Tansania, Uganda, Burkina Faso, Gabon, da habe ich überall Freunde. Die Not in diesen Ländern ist ja sehr groß und da können wir auch finanziell sehr Gutes tun und sie helfen uns auch mit ihren personellen Ressourcen.

Was waren die Höhepunkte in einer so langen Laufbahn?
Da möchte ich als erstes das nennen, was niemals als Höhepunkt erscheint, weil es niemand wahrnimmt: Wenn man wirklich einem Menschen in der Seelsorge helfen kann. Wenn ich beispielsweise mit einem 16-jährigen Menschen ein Beichtgespräch habe, ihm die Tränen kommen, weil er schweres Leid zu tragen hat oder ein Brautgespräch, das in die Tiefe geht. Das sind eigentlich die wahren Höhepunkte. Andere gibt es auch, die logischerweise deutlich wahrgenommen werden. Ein solcher Höhepunkt war mein Installationsfest 1984, wo mehr als tausend Leute da waren oder die Feier zum Abschluss der Renovierung der Stadtpfarrkirche 1988. Auch die Aufgaben in anderen Pfarren gehören dazu, wie in Gallspach, wo ich den Kirchenneubau leiten konnte. Ebenso die neue Kirche in Schlüßlberg. Auch die Lebendigkeit dieser Seelsorgestelle, auch wenn wir mit den Besucherzahlen bei den Gottesdiensten nicht zufrieden sein können, aber das ist heute überall so. Auch jeder Firmungsgottesdienst ist ein Höhepunkt. Auch der Religionsunterricht in Schulen war mir immer sehr wichtig.

Hat sich die Arbeit als Pfarrer gewandelt?
Man spricht von einer Verweltlichtung der Gesellschaft, das eben eine lebendige Gottesbeziehung faktisch wohl eher doch geringer wird. Die aktive Beteiligung am Gemeindeleben signifikant zurückgegangen ist. Als ich damals begonnen habe, verbrachte man noch sehr viel Zeit im Beichtstuhl und Aussprachezimmer. Diesbezüglich ist die Aufgabe entschieden weniger geworden. Es gibt auch einen starken Rückgang der Taufen, das hat sich halbiert, vor allem weil die Christen entschieden weniger Kinder haben. Ein Problem, das wahrgenommen, aber zu wenig ernst genommen wird. Und ohne die Kinder mit Migrationshintergrund würde es in den Schulen und auf dem Arbeitsplatz noch viel schlechter aussehen. Wir brauchen ja durchaus Menschen aus anderen Ländern, nicht nur wir hier in der Kirche. Auch viele Bereiche in der Wirtschaft würden ohne die Migranten meiner Meinung nach zusammenbrechen.

Sind die Ängste vieler Menschen vor muslimischen Flüchtlingen gerechtfertigt?
Ich habe relativ viel mit Moslems zu tun, da wir auch Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Ich habe mit ihnen keine Probleme. Die Grundfrage ist, wie die islamische Bevölkerung mit den Menschenrechten hält, wie zum Beispiel der Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit. Bei uns können sie das selbstverständlich in Anspruch nehmen aber es gibt meines Wissens kein einziges islamisches Land, in dem Christen die absolut gleichen Rechte hätten wie Moslems. Das ist der Knackpunkt für die Zukunft: Wenn die christliche Bevölkerung in die Minderheit gerät, mit der gleichen Toleranz rechnen kann, wie die jetzt sich in der Minderheit befindlichen Moslems. Da bräuchte es klare Bekenntnisse und Taten der muslimischen Bevölkerung.

Problem dabei sind sicher die vielen sich auch bekriegenden Strömungen im Islam und ein fehlendes Oberhaupt?
Es werden innerislamische Stellvertreterkriege auf Kosten vieler Unschuldiger im Namen der Relgion ausgetragen. Wir brauchen uns aber nicht erheben über diese Ereignisse, denn das hat es leider im Christentum auch gegeben.

Ist es in unserer globalisierten Welt nicht ein Absurdum, wenn, auch in Europa, immer mehr Nationalismus aufkommt?
Das hängt auch mit der Konstitution des Menschen zusammen. Die Bibel spricht von der Erbsünde, das heißt, der Mensch hat durchaus auch eine Neigung zum Bösen. Nach einem Sprichtwort: 'Alle Menschen sind schlecht. Jeder denkt an sich nur ich denke am mich'. Das spielt sich im kleinen wie im großen ab. Dabei wäre es einfach hilfreich, wenn die Botschaft Jesu wieder mehr Gehör fände.

Brachte der neue Papst wieder mehr Schwung in die Kirche?
Wie Papst Franziskus kürzlich sagte: "Ihr müsst predigen, sehr viel predigen, sehr intensiv predigen, manchmal auch mit Worten". Vor allem durch sein Beispiel ist er zweifelsfrei großartig. Seine Art ist sicher auch eine Herausforderung für viele Kleriker in der Kirche. Jeder Mensch kann sich an ihm ein Beispiel nehmen. Wir können nicht erwarten, dass sich die Gesellschaft zum Positiven verändert, wenn sich der Mensch nicht zum Positiven verändert.

Kürzlich fanden die Pfarrgemeinderatswahlen statt. Sind das die "Bodentruppen" der Kirche in den Pfarren?
Nicht nur, aber ein wesentlicher Teil, wenn wir beispielsweise an Verteil- oder Spendenaktionen denken.

Unabhängig von der demografischen Entwicklung, warum glauben sie werden die Kirchen am Sonntag immer leerer?
Landläufig konnte man sagen, das liegt am Wohlstand, denn der kann den Menschen auch zur Oberflächlichkeit verführen. Wir wünschen uns absolut keine Not, aber ich wünschen allen Menschen, gerade jenen, denen es gut geht, dass sie das Denken nicht aufhören und nicht alles für Selbstverständlich anschauen. Man darf das Staunen über die kleinen Wunder des Lebens nicht verlernen, denn das Staunen ist der Anfang jedes Glaubens. Wenn man nur bedenkt, wie der Mensch entsteht, unter welchen beglückenden Umständen er gezeugt wird und wie er wunderbar im Leib der Mutter heranwächst, das ist ja großartig eingerichtet. Die sexuelle Lust, eine Begabung Gottes, und dann wird so was Herziges daraus. Der größte Teil der Katholiken sind Nichtkirchgänger und doch stehen sie dem Glauben und der Kirche positiv gegenüber. Wenn man aber den Dienst der Kirche nur in Anspruch nimmt, wenn man sie braucht, und nicht treu und regelmäßig sonntags kommt, geht sie über kurz oder lang halt ein. Das ist ein soziologisches Gesetz. Jeder hat heute die Freiheit, sich dafür oder dagegen zu enscheiden, geraden in diesen modernen Zeiten. Wobei man sagen muss, das sich dagegen enscheiden, ist auch nicht immer so frei, denn jeder Mensch ist dem Sozialdruck ausgesetzt. Der Mensch ist von Grund auf ein Herdentier. Es gibt nur wenig starke Persönlichkeiten, die gegen den Strom schwimmen können und die Einflußnahme unserer Freizeitindustrie wird immer gewaltiger und penetranter.

Was muss sich in der Kirche der Zukunft ändern?
Wenn es schon Jesus schon so gegangen ist, brauchen wir uns nicht wundern, dass halt viele nicht glauben wollen. Viele Menschen sagen heute, sie haben ja eh einen Glauben, nur beten wollen sie nicht. Jeder sucht einen Halt und so können wir nur die Botschaft des Evangeliums anbieten, die wirklich einen Halt gibt.

Ist die Form des Betens heute vielleicht überholt und die Art einer Zwisprache eine andere geworden?
Die wichtigste Form des Betens ist, dass ich mein Herz Gott öffne und ihn auf meine Weise anspreche. Das Gebet im stillen Kämmerlein ist sicher wichtiger als die Feier des Gottesdienstes, denn würde jemand jede Woche in die Kirche gehen und die ganze Woche über nicht beten, müsste man über die Motive des Kirchgangs fragen. Die zweitwichtigste Form des Betens wäre in einer kleinen Gruppe, der Familie. Und wer das alleine und regelmäßig tut, den brauche ich in die Kirche gar nicht mehr einladen, weil derjenige spürt, er braucht auch die größere Gemeinschaft.

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