Feuerwehr: Nicht nur ein Zeitvertreib
Die Einsatzkräfte helfen in der Not, brauchen aber auch Unterstützung: vom Nachwuchs und von Unternehmen.
BEZIRK (jmi). Harte Zeiten prophezeit Bezirkskommandant Josef Murauer der Feuerwehr: "In allen Bereichen erleben wir einen Umbruch. Wir wissen nicht, wie sich die nächsten fünf, zehn Jahre entwickeln werden." Wie alle Vereine kämpfen die Ortsgruppen um Nachwuchs – und manchmal ebenso um einen Vorstand. Die FF Weng in Hofkirchen musste sich aus letzterem Grund Anfang des Jahres auflösen. Das verdeutlicht: Die Feuerwehr ist mehr als nur ein Hobby. Murauer stellt klar: "Der Fußballer weiß, wann Training und Spiel sind. Der Musiker weiß, wann Proben und Konzert anstehen. Bei der Feuerwehr ist das ganz etwas anderes – Einsätze sind ja nicht planbar."
Ärgerlich: Ast auf der Straße ist kein FF-Einsatz
Besonders schwierig gestalte sich die Tagesbereitschaft, zwischen 7 und 16 Uhr. Logisch: Bei Alarm müssen die freiwilligen Einsatzkräfte ihre Arbeit unterbrechen und ausrücken. Leider manchmal unnötig: "Wenn ein Keller einen Zentimeter unter Wasser steht oder sich ein Baum auf der Straße als Ast entpuppt – dazu muss man nicht extra die Feuerwehr rufen", ärgert sich Murauer. Er appelliert zur Rücksichtnahme auf die Einsatzkräfte – wie viele Unternehmen es bereits tun. "Firmen müssen ja die Leute freistellen. Manche Arbeitgeber sagen im Vorhinein aber auch: 'Du bist Feuerwehrler, dich brauchen wir nicht.' In unserer Region haben wir durchaus einige Vorzeigeunternehmen, die absolutes Verständnis aufbringen."
Firmen geben Feuerwehrlern "Freigang"
So eines ist die ETA in Hofkirchen. Etwa einmal im Monat müssen Mitarbeiter, die bei der örtlichen Feuerwehr sind, ausrücken. Natürlich, findet ETA-Geschäftsführer Ferdinand Tischler: „Die Freiwillige Feuerwehr kann nur dann überleben, wenn Unternehmen ihnen die Zeit für ihre Tätigkeiten geben. Jeder ist schließlich froh, dass Hilfe kommt, wenn bei ihm etwas passiert." Auf großes Prozedere wird verzichtet, es geht schließlich um wertvolle Minuten. "Das nutzt sicher keiner aus", versichert Tischler.
Der gleichen Ansicht ist man bei Guntamatic in Peuerbach. Dort rücken Mitarbeiter etwa alle zwei Wochen während ihrer Arbeit zum Ernstfall aus. „Wenn ein Einsatz hereinkommt, können die Feuerwehrler unter der Arbeitszeit jederzeit weg. Das ist kein Problem", erklärt Lehrlingsbeauftragter Johann Mittlböck. Er ist selbst bei der Feuerwehr in Peuerbach und leitete bis Jahresanfang die Feuerwehrjugendgruppe.
Programm für Jugend attraktiv machen
Darum betont er die Bedeutung des Nachwuchses – der Einsatzkräfte von morgen. "Man muss das Programm für die Jugend recht attraktiv gestalten. Aktivitäten wie der Radfahrtag oder Übernachtungen im Feuerwehrhaus mit 24-Stunden-Übung kommen irrsinnig gut an", erklärt Mittlböck. Einblicke erhalten junge Peuerbacher bereits in der Volksschule. Ein guter Start ist erst der Anfang, die Arbeit in dem Bereich aber nicht abgeschlossen: "Es geht nicht nur darum, Mitglieder zu bekommen, sondern sie auch zu halten", so Murauer.
Zur Sache: Feuerwehr im Bezirk Grieskirchen
- Im Bezirk Grieskirchen gibt es 68 Feuerwehren mit rund 4.300 Aktiven, 590 Jugend und 910 in der Reserve.
- Der Bezirk ist in die drei Feuerwehrabschnitte Grieskirchen (16 Gemeinden), Haag (8 Gemeinden) und Peuerbach (9 Gemeinden) unterteilt.
- Frauenpower wird auch bei der Feuerwehr groß geschrieben: 23 Damen sind in den Kommandos der Feuerwehrortsgruppen im Bezirk vertreten. Die Damenbewerbsgruppe der FF Unterstetten holte sich 2017 bei der CTIF-Feuerwehrolympiade in Villach den Vize-Weltmeistertitel.
- Leistungsstarkes Jahr 2017: Die Feuerwehren mussten zu 347 Bränden und 2.106 Technischen Einsätzen ausrücken.
- Neben Einsätzen stehen außerdem Übungen, Schulungen, Wartung, Administration am Programm. Im Jahr 2017 leisteten die Feuewehren im Bezirk 466.000 Stunden dafür auf.
Weiterführende Links:
- Porträts von jungen Feuerwehrmitgliedern zur Serie "Jung & Engagiert"
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