Hinken die kleinen Gemeinden hinterher?

Der AK-Kinderbetreuungsatlas berücksichtigt zudem, ob Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder besteht. | Foto: Robert Kneschke/Fotolia
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BEZIRK (jmi). Wenn es um Kinderbetreuung geht, haben Grieskirchen, Tollet, Schlüßlberg, Bad Schallerbach und Wallern die Nase vorne. Als sogenannte 1A-Gemeinden erfüllen sie alle Beurteilungskriterien des Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer (AK) (siehe Infobox rechts). In Oberösterreich gibt es ingesamt 74 1A-Gemeinden (16,7 Prozent). „Die Gemeinden bekommen jedes Jahr einen Erhebungsbogen zur Kinderbetreuung zum Ausfüllen geschickt. Die Daten werden somit laufend ergänzt und auf den neuesten Stand gebracht“, betont Elisabeth Marschalek, Leiterin der AK Grieskirchen. Mit dem Betreuungsatlas will die AK einen objektiven Überblick über die Situation in den Gemeinden geben.

"AK-Atlas ist falsch"

17 Gemeinden (3,9 Prozent) sind als „E-Gemeinden“, die keine der Anforderungen erfüllen, gekennzeichnet. Darunter fallen als einzige im Bezirk Grieskirchen auch die beiden Mini-Gemeinden St. Thomas (ca. 535 Einwohner) und Pötting (ca. 549 Einwohner). Das sieht Peter Oberlehner, Bürgermeister von Pötting, anders: „Der Atlas ist schlicht und ergreifend falsch. Wir erfüllen gewisse Kriterien und haben dies auch so angegeben – die AK hat dies in ihrem Atlas nicht aktualisiert.“ Ähnliches auch von Josef Lehner, Bürgermeister von St. Thomas: „Bei uns hat nie wer genauer nachgefragt. Ich denke, die Daten, die die AK veröffentlicht hat, sind wahrscheinlich jene von vor fünf, sechs Jahren.“

Bedarf nicht berücksichtigt

„Ich habe kein Problem, wenn im AK-Atlas St. Thomas als E-Gemeinde gekennzeichnet ist, nur weil es den Vorgaben nicht enspricht“, meint Lehner. „Wir führen selber auch regelmäßig Umfragen durch, ob Nachfrage an Betreuungsangeboten besteht. Wenn der Bedarf da ist, dann suchen wir auch nach Lösungen.“ Der Bedarf wird aber von der AK beim Erstellen des Kinderbetreuungsatlas nicht berücksichtigt. Laut arbeiterkammer.at aus diesen Gründen: „Weil sich der tatsächliche Bedarf erfahrungsgemäß erst nach einer gewissen Dauer eines erweiterten Angebots herausstellt. Und zweitens, weil wir tatsächlich nicht in der Lage sind, in jedem Fall die komplexe örtliche Situation nachzuvollziehen.“ Das wiederum bemängelt Oberlehner: „Das Gemeine an solchen Erhebungen ist, dass es ein schlechtes Licht auf die Kindergärten, Schulen und das Lehrpersonal wirft. Pötting und die Gemeinde St. Thomas bekommen so einen Stempel von der AK aufgedrückt. Die Angebote und Arbeit werden nicht nach Qualität bewertet. Hingegen wird nach Zusatzangeboten beurteilt, die bei uns aber nicht benötigt werden.“

Betreuung, wenn nötig

Sollte Bedarf vorhanden sein, so werde dieser auch, wo es möglich sei, gedeckt, erklären beide Bürgermeister. Tagesmütter werden bereits in den zwei Gemeinden eingesetzt. In St. Thomas soll die Betreuung der Kindergartenkinder auf mehrere Tage ausgeweitet werden, wenn mindestens sechs bis sieben Kinder dies benötigen. In Pötting wolle man mit der Gemeinde Neumarkt kooperieren, um Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder zu ermöglichen.

AK-Kriterien

Die Arbeiterkammer legt folgende Kriterien für den Kinderbetreuungsatlas fest:
– Kindergarten mit acht Stunden und mehr durchgehender Öffnungszeit (mind. Mo bis Do).
– Mittagessen im Kindergarten (mind. Mo bis Do).
– Betreuung für unter Dreijährige (wie Krabbelstube).
– Betreuung für Volksschulkinder (mind. 4 Tage/Woche).
Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (VIF) ist weiteres Beurteilungskriterium für Kindergärten. VIF-Anforderungen sind das Angebot zum Mittagessen, maximal fünf Wochen im Jahr geschlossen, vier Tage pro Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet, mindestens 45 Stunden wöchentliche Öffnungszeit (von Mo bis Fr).

Meinung: Ein zweiter Blick ist ein Muss

Eine gute Idee ist der AK-Atlas allemal: Jedes Jahr wird darin zusammengefasst, in welchen Gemeinden wichtige Betreuungsangebote für Kinder bereits auf der Tagesordnung stehen. Aber mit der Ausführung hapert‘s wohl noch. Denn: Erhoben wird lediglich der Ist-Zustand. Ob es den Bedarf auch tatsächlich gibt, ob und wie dieser letztendlich gedeckt wird, allerdings nicht. Und das kann besonders kleinen Gemeinden statistisch zum Verhängnis werden. Was nicht berücksichtigt wird, ist, dass diese Gemeinden durch den geringen Nachwuchs mit anderen Gemeinden kooperieren. Der AK-Betreuungsatlas? Ja gerne, aber der zweite Blick – besser gesagt: die direkte Nachfrage – in den Gemeinden ist ein Muss, um sich auch Klarheit über die tatsächliche Situation verschaffen zu können.

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