Serienstart "Landsleute im Ausland": "Kann immer nach Hause kommen"
Nach Hongkong und zurück: Meggenhofnerin will ihren Kindern die Heimat näher bringen.
MEGGENHOFEN (jmi). Mit Kulturschock kennt sich Sandra Hoslin aus Meggenhofen aus: 7,2 Millionen Einwohner statt 1.360, Smog statt klarer Landluft, Dim Sum statt Wiener Schnitzel. Hongkong galt drei Jahre lang als zweite Heimat für die 41-Jährige, ihren Mann Peter und die Zwillingstöchter Charlotte und Emma. In der chinesischen Metropole arbeitete Hoslin in der Marketingabteilung des Sai Kung Sunday Markets, einem riesigen Wochenmarkt. Zur Pflegemutter wurde sie regelmäßig für die Welpen des Hundeheims "Catherine's Puppies", das Jungtiere von Streunern vermittelt. Ungewohnte Lebenslagen sind nichts Neues für Hoslin: Jahrelange Aufenthalte in Dallas, Frankfurt, Dubai und Abu Dhabi finden sich in ihrem Lebenslauf.
Netzwerken im Ausland
Die Unterschiede zu Österreich? "Hongkong ist sehr chinesisch. Heißt: Es herrscht ein markantes Schwarz-Weiß-Denken. Regeln, die auf Papier stehen, werden rigoros ausgeführt – eigenes Denken und Hausverstand bleiben auf der Strecke." Dazu kommen noch schlechte Luft, fehlende Mülltrennung und enormer Leistungsdruck, der bereits im Kindergarten beginnt. Ins Schwärmen gerät die Meggenhofnerin aber ebenso schnell: das chinesische Essen, ein reiches Kulturangebot, die Anonymität, die Möglichkeit, sich frei zu entfalten – und, was man nicht gleich erwartet: "In Hongkong besteht dank der Österreichischen Botschaft ein gutes Netzwerk. Das macht die Sieben-Millionen-Stadt so heimelig: Auf der Suche nach gutem Brot oder Vanillezucker zum Backen wird einem schnell geholfen." Kontakte zu anderen Auslandsoberösterreichern bietet auch das Netzwerk "Upper Austrians Abroad" des Landes Oberösterreich und der Business Upper Austria GmbH, deren Mitglied Hoslin ebenfalls ist. Auf fast 100 Länder sind die rund 760 Mitglieder verstreut. 33 davon kommen aus den Bezirken Eferding und Grieskirchen und verteilen sich auf 17 Länder: von Neuseeland über Ghana bis Ecuador. "Mit dem Netzwerk sollen Erfahrungen und Kontakte der Auslandsoberösterreicher genutzt werden, um den internationalen Stellenwert von Oberösterreich zu steigern", erklärt Margot Nazzal, Leiterin des seit 2007 bestehenden Netzwerks.
Zurück in die Heimat
Seit Adventbeginn ist Hoslin mit ihrer Familie wieder in ihrer Heimatgemeinde. Den Schritt zurück erklärt sie so: "Ich finde es wertvoll, dass Kinder mit Großeltern aufwachsen und von ihnen Sachen lernen – das möchten wir nützen." Heute sind Charlotte und Emma bereits gut im neuen Kindergarten integriert, Spielkameraden fanden sie schnell. Die Basis soll vorerst Meggenhofen bleiben, Sehnsucht nach dem Fremden besteht weiterhin. Auswanderfreudigen gibt Hoslin darum mit: "Man braucht vor allem gute Vorbereitung, Mut, Flexibilität und Abenteuerlust. Jedem, der ins Ausland gehen will, würde ich sofort sagen: Pack zusammen und tu es. Das Schönste ist ja: Man kann auch immer wieder nach Hause kommen."
Kommentar: Die weite Welt in unserer Region
von Julia Mittermayr
Arnold Schwarzenegger, Christoph Waltz und Frank Stronach haben Österreich schon den Rücken gekehrt. Sie zählen zu den rund 400.000 Österreichern, die dauerhaft im Ausland leben. Darunter sind auch zahlreiche Oberösterreicher, die in fremden Ländern und Kulturen eine neue Heimat gefunden haben. Grund genug für die BezirksRundschau, im neuen Jahr die Serie "Landsleute im Ausland" zu starten. Damit wollen wir nicht nur die Sehnsucht nach der Ferne und fremden Kulturen wecken, sondern vor allem unsere Landsleute in ihren neuen Heimatorten zu Wort kommen lassen. Sie erzählen uns aus eigener Hand von ihrem Abenteuer im Ausland, geben uns klare Einblicke in ihre Wahlheimat und klären uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Menschen und des Landes mit Österreich auf.
Zur Sache:
Wer den Schritt ins Ausland wagen will, wird bei diesen Anlaufstellen informiert:
• Das Netzwerk der Auslandsoberösterreicher "Upper Austrians Abroad" hat derzeit mehr als 760 Mitglieder. Sie leben weltweit in rund 100 Ländern und sind großteils in der Wirtschaft tätig, gefolgt von Wissenschaft, Verwaltung, Tourismus und Kultur. An oberster Stelle steht der Austausch von Erfahrungen und Kontakten. Weitere Informationen finden dazu hier.
• Auch für Jugendliche wird das Ausland immer attraktiver. Ob als Au-pair, Lehrling, Praktikant oder für ein freiwilliges Jahr – junge Menschen können sich beispielsweise beim JugendService Grieskirchen (Tel. 07248/64464) oder Eferding (Tel. 07272/75823) über die verschiedenen Möglichkeiten im Ausland informieren.
Weitere Beiträge unserer Serie Landsleute im Ausland finden Sie hier:
• New York: Eva Schmiedleitner
• Miami: Harald Neuweg
• Brisbane: Markus Barth
• Göttingen: Johannes Karl
Fotos: privat
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