Trattnachtal-Infernos: "Wollen Leuten das Fürchten lehren"

Eine feurige Show gehört bei den Trattnachtal-Infernos dazu. | Foto: Kevin Ordner/Trattnachtal-Infernos
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BEZIRK (jmi). Dunkle Gestalten beherrschen den Advent. Die BezirksRundschau hat bei Norbert Sailer, Obmann der Trattnachtal Infernos, zum Thema Perchten einmal genauer nachgefragt.

Ganz direkt: Was braucht es, ein guter Percht zu sein?
Norbert Sailer:
Gute Frage! Ganz wichtig ist Ausdauer: Die Kostüme sind schwer, man ist eingeengt, bekommt wenig Luft, der Sehwinkel ist kleiner. Es ist sehr heiß, besonders wenn Plusgrade herrschen und man sich viel bewegt. Da kann man fast schon von Hochleistungssport reden.

Hochleistungssport? Wie bereitet man sich auf Läufe vor?

Wir haben sehr viele Fußballer und einige vom Turnverein – alles Sportliche (lacht). Bei Läufen, wo wir als alleinige Gruppe engagiert werden, trainieren wir schon. Bei solchen Shows soll den Besuchern etwas geboten werden. Da trifft man sich zwei Monate vorher, bespricht Ideen, trainiert einige Male mit Choreografie und Musik.

Kommen wir zur Ausrüstung: Welche Felle und Masken braucht man?

Wir haben uns dazu entschlossen, unseren Mitgliedern keine fixen Vorgaben zu Masken und Felle zu machen. Diese darf sich jeder selbst besorgen, schließlich hat jeder einen unterschiedlichen Geschmack. Felle haben wir von der Gerberei Koch oder aus Kärnten und St. Johann im Pongau. Bei den Masken ist es ganz unterschiedlich: Ich und Christian Plohberger besitzen selbstgeschnitzte Maksen. Christian schnitzt gelegentlich noch immer Masken. Kostspielig ist es schon: Bei neugekauften Kostümen kommt man schnell auf einen vierstelligen Bereich.

Ist bei Läufen schon einmal etwas schiefgegangen?
Es geht immer ein bisschen etwas schief – wie Verletzungen oder Krankenstand außerhalb des Vereins. Wir haben aber viele Mitglieder: rund 50 insgesamt, davon 28 aktiv. Bei den Läufen hingegen geht sehr wenig schief. Das kann etwa sein bei der Choreographie. Aber das fällt dem Publikum meist nicht auf. Verletzungen bei den Läufen haben wir nie – höchsen ein blauer Fleck oder eine kleine Schramme. 

Schon einmal etwas Gröberes passiert?
Ich glaube, ich habe meine Leute sehr gut im Griff. Vielleicht gibt es einmal eine Beschwerde, aber das ist nichts Tragisches. Man redet mit den Leuten, und der betroffene Percht bekommt eine Rüge. Es kann schon sein, dass sich manche Kinder zuviel fürchten und die Eltern dann sauer sind. Dann entschuldigt man sich. Es ist trotzdem ein aufregendes Hobby und soll es auch bleiben. Es kann jeder kommen und beschweren – da halte ich gerne meinen Kopf hin.

Was macht man, wenn sich Kinder sehr fürchten? Masken abnehmen?
Die Masken nehmen wir nur ab, wenn es der Veranstalter vorschreibt. Sonst bin ich gar nicht dafür. Wenn man merkt, dass sich ein kleines Kind fürchtet, gibt man ihm die Hand oder streichelt es ein wenig. Es gibt genauso Erwachsene, die sich fürchten. Die Masken sind grimmig und ernst – die Gesichter darunter meist das Gegenteil: verschwitzt.
Wir sind Winterdämonen – viele assoziieren das auch mit dem Krampus, weil die Perchtenläufe um den 6. Dezember sind. Aber ich will nicht als verkleideter Mensch wie im Fasching herumhüpfen, der dann die Maske abnimt.

Was ist der Unterschied zwischen Krampus und Percht?

Der Krampus wurde von der Kirche als Luzifer-Figur neben dem Nikolaus präsentiert. Er folgt ihm und bestraft die Sünden. Perchten sind ein ganz anderes, das ist heidnisches Brauchtum. Im Alpenraum hat es sich ganz unterschiedlich entwickelt: als Schiachperchten, Schönperchten und Glöckler. Perchten haben etwas mit den Raunächten zu tun: Winterdämonen, die als dunkles Heer marschieren. Auch wenn viele Veranstalter sich unbedingt Krampusse wünschen – wir präsentieren eigentlich Winderdämonen.



Müssen das auch die Trattnachtal-Inferno-Mitglieder verinnerlichen?

Nicht jeder dahergelaufene wird so einfach bei uns Percht. Wenn jemand Mitglied werden möchte, muss er schon länger als nur zehn Minuten mit uns reden. Dabei wird besprochen, was wir uns und der Anwärter sich vorstellt. Natürlich sollte jeder ein bisschen Bescheid wissen. Aber im Grunde ist es etwa bei den Masken egal. Typisch Krampus sind zwei Hörner, Ketten, Glocken, Ziegenfell. Perchten haben viele Hörner und teilweise keine Ohren.

Den Verein gibt es jetzt genau zehn Jahre. Wie sieht es mit Konkurrenz und Nachfrage aus?
Richtige Konkurrenz haben wir nicht. Die Wallerner Perchtengruppe etwa ist unser Partnerverein. Konkurrenz entsteht nur, wenn man sie selber macht. Wir verstehen und sehr gut mit allen Vereine und freuen uns, wenn wir gemeinsam laufen können. Wir haben auch viele Anfragen. Die Aufträge waren zwar in unseren Anfangsjahren mehr, aber sind die letzten Jahre immer zwischen zehn und 15 Läufen – je nachdem wie Weihnachtstage und Wochenende fallen. Recht viel mehr geht auch nicht, noch dazu weil viele von uns berufstätig sind.

Wie nehmen die Besucher Perchtenläufe auf?
Viele denken natürlich, dass es sich dabei um Krampusse handelt. Aber das stört mich nicht. Es ist nicht schlecht, wenn sie das Brauchtum kennen, aber notwendig ist es nicht. Ich bin eher dafür, den Leuten ein bisschen das Fürchten zu lehren. Aber natürlich sollen sie auch Freude an der Show haben, und fasziniert von Masken und Outfits zu sein.

Perchtenläufe in Grieskirchen und Eferding 2017

• 25. November: Waizenkirchen: mit den Münzkirchner Gruamteifen, Billa-Parkplatz, 19 Uhr
• 1. Dezember: Neumarkt: Marktplatz, 18 Uhr
• 2. Dezember: Geboltskirchen: 17 Uhr
• 2. Dezember: Schlüßlberg: Marktplatz, 18.30 Uhr
• 3. Dezember: Eferding: mit den Eferdinger Schaunburgteufeln, Stadtplatz, 16.30 Uhr
• 3. Dezember: Pram: Kirchenplatz, 17.30 Uhr
• 5. Dezember: Grieskirchen: Höllenfeuer und Perchtenlauf mit den Trattnachtal-Infernos, Stadtplatz, 16.30 Uhr
• 7. Dezember: Alkoven: Feuerwehradvent mit Perchtenlauf, FF-Dienststelle, 17 Uhr
• 8. Dezember: Prambachkirchen: Freibadparkplatz, 18 Uhr
• 9. Dezember: Scharten: FF-Haus, 15 Uhr
• 17. Dezember: Gallspach: Bummeladvent mit Perchtenlauf mit den Granit Perchten, 18 Uhr

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