Unternehmer Perndorfer: "Das ist viel mehr als eine Schweinerei!"

Ali Afshar macht seine Lehre bei Baumgartner Automation. | Foto: Georg Haider
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BEZIRKE (fui). "Was man hier aufführt, ist viel mehr als eine Schweinerei. Den Menschen gibt man mit einer Lehrstelle Hoffnung, sich eine neue Zukunft aufzubauen, und dann so was." Franz Perndorfer, Geschäftsführer des gleichnamigen Maschinenbau-Unternehmens in Kallham findet deutliche Worte, wenn es um die drohende Abschiebung seiner beiden Lehrlinge geht. Denn trotz starkem Willen zur Integration haben beide in erster Instanz einen negativen Asylbescheid bekommen. "Wir haben zwei super Burschen, die hier seit zwei Jahren sehr gute Arbeit leisten. Jetzt ist unklar, wie es weitergeht, und gut integrierte Menschen werden vielleicht wieder abgeschoben – dieses Vorgehen ist absolut unmenschlich", so Perndorfer weiter. Die Hoffnung, dass doch noch alles gut ausgeht, habe er im Anbetracht der politischen Lage verloren, so der Geschäftsführer.

Auch Nader Ansari, derzeit Koch-Lehrling im Revita Hotel Kocher in St. Agatha, erhielt einen negativen Asylbescheid – mitten in der Ausbildung. Dieses Vorgehen verunsichert Lehrlinge und Betriebe. Denn gerade in Oberösterreich ist die Lehre für Asylwerber ein Erfolgsmodell: Laut AMS waren mit Februar 2018 österreichweit 748 Beschäftigungsbewilligungen für Asylwerbende in der Lehre erteilt worden. 312 davon, also knapp die Hälfte, entfallen auf Oberösterreich. Der Großteil der Asylwerber stammt aus Afghanistan, die meisten von ihnen fanden eine Lehrstelle in der Gastronomie. Asylwerber konnten mittlerweile in vielen Mangelberufen Fuß fassen, für die sich nicht mehr genügend Bewerber aus Österreich oder der EU finden.

"Einerseits wollen Wirtschaft und Politik mehr Fachkräfte, andererseits nimmt man den Betrieben die Lehrlinge weg und lässt sie im Ungewissen", erklärt Ernestine Köpf von Baumgartner Automation in Gaspoltshofen. Deren Lehrling Ali Afshar ist seit November 2016 im Betrieb und wird hier zum Anlagenbauer ausgebildet. Zwar hat Ali noch keinen Bescheid bekommen, er blickt aber ebenso in eine ungewisse Zukunft.
Dass die Ausbildung von Asylwerbern nicht einfach ist, weiß Köpf: "Als er bei uns zu arbeiten begann, konnte er nicht einmal die Grundrechnungsarten. Aber er war engagiert, hat bis in die Nacht hinein gelernt und damit auch die Berufsschule bestanden." Im Betrieb gelte der Asylwerber als hervorragender Lehrling, meint Köpf.

"3+2 Modell"

Sie spricht sich auch für ein "3+2-Modell" nach deutschem Vorbild aus: Während der drei Jahre Ausbildung und der ersten beiden Arbeitsjahre wird eine Abschiebung ausgesetzt. "Auch wenn die Menschen nicht hier bleiben können, wäre das zumindest eine Art Entwicklungshilfe. Denn diese kehren mit einer guten Ausbildung in ihre Heimat zurück – ohne Kosten für den Staat, denn die Ausbildung zahlen die Betriebe", so Köpf.

Wir brauchen diese Lehrlinge

Kommentar von Florian Uibner

Bis zum Jahr 2020, so der Fachkräfte-Monitor des Landes Oberösterreich, werden der heimischen Wirtschaft 29.000 Fachkräfte fehlen. Diese Lücke wird durch Asylwerber in der Lehre allein nicht zu schließen sein. Aber in der Gastronomie, als Bäcker, Tischler oder Metalltechniker füllen sie bereits jetzt zahlreiche Lehrstellen, für die sich keine Bewerber aus Österreich oder der EU mehr finden. Wir brauchen Asylwerber in der Lehre – diese Erkenntnis hat nichts mit Sozialromantik zu tun. Wenn jemand Integrationswillen zeigt, sich bemüht und trotz sprachlicher Hürden und schlechter Schulbildung hier in der Lehre Fuß fasst, sollte man als Gesellschaft zumindest Sicherheit anbieten. Stattdessen droht auch jenen die Abschiebung, die mit viel Engagement zeigen, dass sie ihren Teil zu unserer Gesellschaft beitragen wollen.

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