Heuer droht extremes Borkenkäfer-Jahr
Der milde Winter hat den Haushalten zwar niedrigere Heizkosten gebracht, aber den Forstexperten treibt er die Sorgenfalten ins Gesicht. Der Grund: Sie erwarten für heuer einen extremen Schädlingsbefall in den Wäldern.
Perfekte Brutbedingungen
"Borkenkäfer aller Arten profitieren vom milden Winter. Sie finden bessere Brutbedingungen vor und können sich häufiger vermehren", erläutert Herbert Gerencser, Forstwart der Landwirtschaftskammer in den Bezirken Güssing und Jennersdorf.
Die Wirtsbäume werden zunehmend geschwächt. Den Fichten setzen Buchdrucker und Kupferstecher zu, den Kiefern der Waldgärtner. Sie schädigen den Borkenteil der Rinde und unterbinden den Nährstoffkreislauf im Baum.
Absterben oft in wenigen Tagen
"Bei günstigen Bedingungen können Borkenkäfer einen gesunden Baum binnen weniger Tage zum Absterben bringen", weiß Gerencser. Am anfälligsten sind Monokulturen mit Fichten oder Kiefern, wie sie bei uns in den 70er und 80er Jahren häufig angepflanzt wurden. "Die Borkenkäferprobleme von heute sind die Spätfolgen von damals", so Gerencser.
Waldbesitzer in der Pflicht
Verantwortlich für die Bekämpfung der Schädlinge sind die Besitzer des jeweiligen Waldes. Und hier fängt oft das Dilemma an. "Viele Besitzer wohnen weit entfernt von ihren Wäldern. Sie brauchen das Holz nicht und haben oft keine Ahnung, dass sich von ihren Wäldern die Borkenkäfer ausbreiten", so Gerencsers Erfahrung.
Für ihn weisen jedenfalls alle Anzeichen auf ein extremes Schädlingsjahr hin. "Heuer wird's in den Wäldern rasseln."
Was Waldbesitzer tun sollten:
* Waldbestand laufend kontrollieren: Gelblich-rotbraune Häufchen von Bohrmehl an Rinde und Stammfuß, abgefallene grüne Nadeln, Harzfluss und Spechttätigkeit weisen auf einen Befall mit Borkenkäfern hin.
* Vorbeugende Maßnahmen: Käferfallen, Fangbäume, Prügelfallen ...
* Befallene Bäume schlägern, Holz aufarbeiten und aus dem Wald abtransportieren
* Nicht befallene Bäume jetzt auf keinen Fall mehr schlägern!
* Informationen einholen in der Landwirtschaftskammer: Bezirksreferat Güssing (03322/42610) oder Jennersdorf (03329/45334)
Wie sich der Borkenkäfer ausbreitet
Zum ersten Käferflug kommt es nach der Überwinterung im Boden oder unter der Rinde von befallenen Bäumen, bei einer Tagestemperatur von 16° bis 20° C.
Bei einer für den Schädling günstigen Witterung kann es zu insgesamt drei Generationen von Borkenkäfern innerhalb eines Jahres kommen. So können von einem Brutpärchen mehrere tausend Borkenkäfer ausgehen.
Viel Klein- und Kleinstwald
70.000 Hektar Wald im Burgenland zählen zum Kleinwald mit einer Parzellengröße von weniger als einem halben Hektar. Im Bezirk Güssing zählen 54 % der Parzellen zum Kleinstwald.
Der Bezirk Güssing ist zu 48 % mit Wald bedeckt, der Bezirk Jennersdorf zu 30 %. Ursprünglich typisch für unsere Gegend - und damit auch am widerstandsfähifgsten gegenüber Schädlingen - ist der Mischwald, etwa mit Eichen-, Hainbuchen- oder Weißkieferbeständen.
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