Weihnachtstage mal anders

Ruhige Rauhnächte statt stressige Weihnachtstage

So schön die besinnliche Weihnachtszeit mit Kerzenschein, Kaminfeuer, Lebkuchen und heißer Schokolade im Zusammenkommen mit Familien auch ist, so stressig ist all die Vorbereitungszeit. Weihnachten kommt immer so plötzlich, sodass die Menschen die Geschäfte stürmen auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk. Kinder ändern plötzlich ihren Wunschzettel, Überstunden auf der Arbeit zehren an der Gesundheit und während ein Teil der Familie stundenlang die Weihnachtsgans mit Beilagen in der Küche zubereitet, warten die Kinder im Nebenraum mit "Ich habe Hunger, wann ist das Essen endlich fertig" und "Mir ist langweilig, wann können wir endlich die Geschenke aufmachen?". Diese Fragen ähneln einer Fahrt in den Urlaub, wo die Freude auf den Urlaub noch so groß sein kann, wenn die Frage "wann sind wir endlich da" nach 20x Fragen & Antworten alles andere als freudig entspannend ist.
Und pünktlich zu Silvester kommen Wünsche, Sehnsüchte und Vorsätze hoch. Mit Blick in den Himmel und dem Verschenken von Glücksbringern wünschen sich Jung und Alt etwas für sich und die Welt, begleitet von Vorsätzen, die sie am darauf folgenden Morgen glauben, umsetzen zu können. Kaum ist der Alltag wieder da, kehren unschöne Charaktermuster zurück, die Vorsätze sind über Board geworfen und Wunscherfüllung scheint in weiter Ferne. 

So manch einer sucht Alternativen, um das Schöne der Saison zu erhalten, trotzdem jedoch weniger Stress und eine nachhaltigere Zeit zu erleben. Die Rauhnächte sind eine alte Tradition, nach und nach gerieten diese Bräuche in Vergessenheit. Doch nun, im Alltag von Stress, Krankheit und Spaltung, kehren diese Bräuche vermehrt zurück. Als Rauhnächte bezeichnet man die 12 heiligen Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Sie haben ihre Wurzeln in der germanischen und keltischen Tradition. Da das klassische (Sonnen-)Jahr 365 Tage hat, das Mondjahr jedoch nur 354 Tage, spricht man davon, dass während dieser Differenz die Tore zur „anderen Welt“ offenstehen. Man versucht, während der Zeit Dämonen zu vertreiben und gute Energien ins Haus zu ziehen, das Räuchern ist dabei eine klassische Hilfe. Aber auch all jene, welche an solche Wesen oder Welten nicht glauben, können die Rauhnächte nutzen. Man nutzt die Vorbereitungszeit u.A. zum Aufräumen (quasi "Frühjahrsputz"), zum Zurückzahlen von Schulden und Aufschreiben von 13 Wünschen. Während der Rauhnächte widmet sich jeder Tag einem Thema. Es gilt, grob zusammen gefasst, das vergangene Jahr, Monat für Monat, zu reflektieren, wertzuschätzen, dankbar zu sein, zu lernen und dem neuen Jahr positiv entgegen zu stehen. Auch Vergebung spielt hierbei eine Rolle, denn viel zu oft sind wir nachtragend gegenüber Ungerechtigkeiten in unserem Umfeld und nehmen dieses Gefühl mit ins neue Jahr, wir verpassten dabei wertvolle neue Chancen. Wir können die Zeit nutzen, an uns selbst friedlich zu arbeiten und somit einen wertvollen Beitrag zu leisten, in Harmonie mit uns selbst und unserem Umfeld zu sein. Es geht um Vertrauen, Liebe, Wertschätzung, Realität und ein bisschen "Zauberei".  

Im Gegensatz zum klassischen Weihnachten widmen wir uns nicht nur wenigen Tagen, sondern dem Erlebten eines ganzen Jahres und dem Visionieren eines neuen, ganzen Jahres. Vorsätze sind nicht mit Druck verbunden, sondern ein Mix aus Ganzjahresaufgabe und dem Vertrauen an "das Göttliche", welches uns unterstützt, dies umzusetzen. Und während man beim Weihnachten sich "zusammen reißt", vergangene Streitigkeiten zu ignorieren, so widmet man sich bei den Rauhnächten dem Auflösen negativer Kräfte, sowohl in aktiver Form, wie auch durch den Glauben an das Gute. Somit können wir nicht nur leichter zurück, sondern auch leichter nach vorn schauen. In Frieden mit sich selbst und mit seinem Umfeld umgehen zu können, ist doch im Grunde das, was wir uns alle wünschen, ... und doch scheitert es an der Umsetzung. Die Rauhnächte bieten die Möglichkeit der Innenschau. Ein wundervoller Jahresabschluss und Jahresbeginn zugleich.