"Ein Dorf ohne Gasthaus ist tot"
Zahl der Wirtshauskonzessionen sinkt beständig - Wirtschaftskammer Burgenland startet nun Initiative „Wirtshauskultur“
Seit Wilhelm Csencsits in Pension ist, geht er es etwas gemütlicher an. Sein Wirtshaus öffnet er jetzt nur noch vormittags oder wenn ein Totenmahl, der Jägerstammtisch oder eine Vereinssitzung ansteht.
"Wir waren in Sulz immer das einzige Dorfwirtshaus und wir waren immer ein Familienbetrieb", erzählt Csencsits, der den Betrieb 1970 von seiner Tante übernommen hat.
Groß angelegte Gästeumfrage
Solchen und ähnlichen gastronomischen Betrieben gilt das Projekt „Wirtshauskultur“ der burgenländischen Wirtschaftskammer. In einem ersten Schritt sollen in einer Gästeumfrage landesweit die Bedürfnisse in Sachen Speisen- und Getränkeangebot, Service, Öffnungszeiten und Infrastruktur erhoben werden.
Drastischer Rückgang
Die Bemühungen kommen nicht von ungefähr. Denn das traditionelle Dorfgasthaus gibt es in vielen Orten nicht mehr. In den letzten 13 Jahren ist die Zahl der Gasthäuser von 410 auf 294 gesunken, obwohl die Zahl der Gastronomiebetriebe insgesamt einigermaßen konstant bleibt.
"Die Leute kommen nicht mehr so ins Wirtshaus wie früher", vergleicht Csencsits. Die Arbeiter oder Bauern, die nach der Arbeit eingekehrt sind, sind ebenso weniger geworden wie die Kartenspieler. Vereine und Dorfjugend haben oft eigene Räumlichkeiten als Treffpunkt. Strengere Alkoholkontrollen durch die Polizei und zunehmende gewerbebehördliche Auflagen spielen ebenso eine Rolle.
Sulz hat jedenfalls noch ein Wirtshaus. Zum Glück. "Ein Dorf ohne Gasthaus ist tot. Wir sind das Kommunikationszentrum", ist Csencsits überzeugt.
Gastronomie in Zahlen
Im Bezirk Güssing gibt es derzeit 50 aktive und 15 ruhend gestellte Gasthauskonzessionen, dazu noch sechs Restaurants.
Der Bezirk Jennersdorf zählt 38 aktive und sechs ruhend gestellte Gasthäuser sowie fünf Restaurants.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.