Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann
Bei der Vorstellung des geplanten Großprojekts am Puitnegg ist es zu keiner Annäherung zwischen Gemeindeführung und Bürgerinitiative gekommen.

Bgm. Josef Kofler bewies Mut und stellte sich bei der Vorstellung des Großbauprojektes am Puitnegg einem überwiegend kritischen Publikum.
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  • hochgeladen von Georg Hubmann

In Sistrans muss zurzeit Bgm. Josef Kofler ausbaden, was die Wohnbaupolitik des Landes in den letzten Jahrzehnten verabsäumt hat. Zwar sind sie vorbei, die Zeiten des Dorfkaisertums, in denen jeder Bürgermeister schalten und walten hat können, wie ihm beliebt. Doch an dessen Stelle ist ein Sammelsurium schwer durchschaubarer Gesetze, Verordnungen und Vorschriften getreten, die vor allem juristisch gut beschlagenen Großinvestoren in die Hände spielen, die Immobilien eher als Spekulationsobjekte verstehen denn als familienfreundlichen Wohn- und Lebensraum für die BürgerInnen einer Gemeinde.

Sistrans muss lebenswert bleiben

So gesehen sind auch Bgm. Kofler beim Großprojekt am Puitnegg die Hände gebunden, da selbiges gesetzeskonform, dem Stand der Technik entsprechend und ohne alternatives Projekt aus der Bevölkerung eingereicht wurde. Allerdings hätte er als Baubehörde erster Instanz doch einige Mittel zur Verfügung das Projekt in seinem Sinne bzw. im Sinne einer lebenswerten Gemeinde zu steuern - sofern er das möchte. Vor diesem Hintergrund wird dem Langzeitbürgermeister von der Bürgerinitiative ein gewisses Maß an Untätigkeit vorgeworfen, wenn er nämlich beispielsweise das Instrument der Vertragsraumordnung nicht ausreichend ausreizt und im Sinne einer vorausschauenden Widmungs- und Wohnpolitik solchen Großbauprojekten ein für alle Mal einen Riegel vorschiebt. Eine Fortführung dieser perspektivlosen Wohnpolitik führe vor allem in den Gemeinden rund um Innsbruck zu immer mehr Zuzug, damit einhergehend zu immer größeren Verkehrs- und Umweltbelastungen sowie zusätzlichen Aufwendungen für die Infrastruktur.

Heiße Debatten beim Infoabend

Bei der Vorstellung des Bauprojekts sah sich Kofler aber auch mit einer Reihe weitergehender Vorwürfe konfrontiert, angefangen von der Verhinderung eines Gemeinschaftswohnprojektes über ein fehlendes Verkehrskonzept für Sistrans bis zum teilweise untergriffigen Vorwurf der Freunderlwirtschaft bzw. Klientelpolitik. Ein wesentlicher Kritikpunkt seitens der Bürgerinitiative war auch die fehlende Kommunikation des Bauprojektes seitens der Gemeinde und die Beschlussfassung für das Großbaurojekt ohne Dialog mit den betroffenen Nachbarn. Bgm Josef Kofler hielt dem entgegen, dass die Gemeinde nicht jeden einzelnen Bürger über ungelegte Eier informieren könne und dass die bestehenden Vorschriften nun einmal einzuhalten sind und er nicht gesetzeskonforme Vorhaben aus eigenem Gutdünken vorzeitig abwürgen könne. Am Ende der Veranstaltung war auch dem letzten Zuhörer klar, dass das Projekt in der bestehenden Form zwar mit einigen kleinen Verbesserungen, im Grunde genommen aber unverändert weiterverfolgt wird.

Marginale Projektänderungen

Einiges Gutes haben die Einwendungen der Bürgerinitiative aber doch bewirkt, denn in der letzten Gemeinderatssitzung wurde die durch eine Aufschüttung kaschierte Bauhöhe des Gebäudekomplexes durch die Anpassung an das natürliche Niveau relativiert - allerdings mit dem Nachteil, dass nun der gesamte Komplex nur etwas tiefer eingegraben wird, der Baukörper an sich aber unverändert bleibt. Darüber hinaus hat die Gemeinde ihr Informationsangebot an einen Projektwerber, insbesondere die speziell auf Sistrans zugeschnittenen Baurichtlinien bereits vom Netz genommen und selbige einer internen Revision durch den Bauausschuss zugeführt, deren Ergebnisse aber erst Anfang des kommenden Jahres feststehen werden.

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